Finnland, Unterwegs
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Anttolanhovi: Mit dem inneren Finnen in der Villa am Saimaa-See

Ein Abstecher an den größten See Finnlands, den Saimaa, in die Region Savo im Südosten des Landes. Anttolanhovi, ein Haus am See. Und die Suche nach dem inneren Finnen. 

Anntolanhovi

Vor kurzem habe ich hier auf dem Blog über meine Reise mit Finnlines berichtet (klick). Aber was habe ich eigentlich in Finnland erlebt? Und bin ich meinem inneren Finnen begegnet? Wie war es so am Saimaa?

Anreise

In Helsinki angekommen, fahren wir gemeinsam mit der sympathischen Titta von Visit Mikkeli in die Region um den Saimaa See. Das Wetter ist recht herbstlich und es nieselt, aber dennoch kann ich nicht aufhören, während der Fahrt aus dem Fenster zu sehen. Ich habe einen Teil meines Herzens definitiv an dieses Land verloren. Und das nicht nur an die Hauptstadt. Titta erzählt uns während der Fahrt von ihrem Leben in Finnland und hat uns außerdem ein Goodie Bag von Visit Finland mitgebracht, damit wir uns etwas auf unseren Aufenthalt einstimmen können. Unter anderem befinden sich Wollsocken in unserem Täschchen und eine Broschüre, die uns auffordert, unseren inneren Finnen zu finden. Ich muss schmunzeln, denn ich glaube, der ist bei mir längst erwacht und freut sich schon. Die knapp 3 Stunden Fahrt vergehen wie im Fluge und wir kommen in Anttola (etwa eine halbe Stunde südöstlich von Mikkeli) an. Unser erstes Ziel ist das Wellness Village Anttolanhovi am Saimaa.

Der Saimaa-See

Der Saimaa hat insgesamt eine Fläche von rund 4.370 Quadratkilometern. Er ist damit der größte See des Landes und der viertgrößte in Europa. Eigentlich ist es ein System vieler verbundener Seen und so misst die Küste eine Länge von fast 15.000 km. In diesem Gebiet lebt auch die seltene Saimaa Robbe, die sich uns aber nicht zeigte.

Das Hotel am See

Das Hotel am See gibt es seit 1978. Es war zunächst Ziel für Kurgäste mit Lungenerkrankungen. Heute ist man auf dem Weg zum Wellnesscenter. Das Hotel hat 48 Doppel- und 5 Einzelzimmer, sowie eine Suite und 7 Apartments. Außerdem gehören zur Anlage neben Restaurant, Marimekko-Shop, Grill-Kota, DaySpa, Konferenzräumen, Sporthalle, Sauna und Strand auch 19 Art&Design Villen. 7 davon liegen direkt am See.

Die Villen am See – Design trifft Natur

Wir dürfen nach einer kurzen Begrüßung tatsächlich 3 der Art& Design Villen am See beziehen. Wir stellen unser Gepäck unter und drehen eine kurze Runde. Die Villa zwischen Bäumen mit direktem Zugang zum See ist ein Traum. Das Design des Gebäudes schmiegt sich an den Hang und öffnet sich zum Saimaa hin. Es ist hell, modern und doch bodenständig und gemütlich. 2006 gab es an der Universität in Oulu einen Architekturwettbewerb für das Design der Villen.

Emma Johanssons Konzept „Luonnon syli“ (deutscher Titel: „Im Schoße der Natur“) wurde schliesslich umgesetzt. Die tiefen Dächer bieten Ausblick und Privatsphäre gleichermaßen. Von der überdachten Terrasse geht es direkt hinunter an den See. Die gemütlichen Schlafzimmer mit eigenem Bad bzw. Toilette liegen in der Mitte des Gebäudes. Die Küche mit Ess- und Wohnbereich sowie einem Kamin am einen, die private Sauna am anderen Ende der Villa. Das sogenannte Öko-Holzhaus setzt innen wie aussen auf natürliche Materialien (finnische Birke, Naturstein, Leinen, Baumwolle etc.) und möchte den kleinstmöglichen ökologischen Fußabdruck hinterlassen, ohne an Komfort zu sparen.

Ich bin schockverliebt in meine Unterkunft und möchte am Liebsten direkt in die Sauna und in den See, aber es steht ein Mittagessen für uns bereit und tatsächlich sollte man das Essen in Anttolanhovi nicht verpassen. Allein die Lachssuppe zu Beginn ist ein Gedicht und ich bin doch ganz froh, mit der Gruppe diese Köstlichkeiten zu geniessen. Man setzt auf lokale Küche und vor allem kleine Zulieferer aus der Region. Man kann den Saimaa schmecken.

Natur pur

Frisch gestärkt werfen wir uns in wetterfeste Kleidung. Es ist mehr als herbstlich und nieselt schon wieder. Aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung und so machen wir uns mit Körbchen bewaffnet auf einen geführten Spaziergang durch ein nahegelegenes Waldstück, wo wir Beeren und Pilze suchen. Das Geniesel stört mich überhaupt nicht. Es ist wunderschön im Wald, es riecht gut und ich entspanne mich, während sich das Körbchen füllt. Ist das der innere Finne in mir ? Ich weiss es nicht, ich genieße einfach den Moment und freue mich, hier zu sein.

Natur pur rund um das Wellness Village Anttolanhovi

Entschleunigen 

Als wir zurück kommen, gibt es Kaffee von der Feuerstelle und frisches Gebäck dazu. Zwar sind wir noch satt, aber vor allem zu Ersterem können wir natürlich nicht nein sagen. Die Finnen trinken weltweit den meisten Kaffee. Wusstest ihr das? 2015 z.B. tranken sie pro Kopf und Jahr im Schnitt 12,2 kg Rohkaffee. Die Deutschen nur etwa 7,2 kg. Ich trinke dann trotzdem einen Tee und probiere vom selbstgemachten Saft. Köstlich. Die Füße am Feuer, den Geruch der Korvapuusti („Ohrfeigen“ – die finnische Variante der Zimtschnecke sozusagen) in der Nase und der Blick auf das Ufer des Saimaa – so lässt es sich aushalten.

Kulinarisches Highlight

Zurück in der Villa heizt die Sauna hoch, aber zuvor gibt es noch ein – vor allem für mich – besonderes Erlebnis. Wann immer ich in Finnland bin, halte ich Ausschau nach Karjalanpiirakka, karelischen Piroggen. Zur Pirogge aus Weizen- und Roggenmehl gefüllt mit Milchreis wird in der Regel Eibutter gegessen. Ich wollte schon immer mal selbst Piroggen backen, kam aber bisher nie dazu. In der Villa erwartet uns jetzt die Piroggenbäckerin mit allen Zutaten und einem warmen Lächeln. Ich lasse mich nicht lange bitten und schwinge das Nudelholz. Es braucht ein bisschen Übung, um den Teig in die richtige Form zu rollen und vor allem zu „fälteln“, wenn der Milchreis drin ist. Einen Schönheitspreis gewinnt mein erstes Werk nicht, kommt aber dem „Muster“ unseres Profis doch recht nahe. Ist das der innere Finne? Vielleicht. Es macht jedenfalls Spaß und duftet köstlich. Vollgefuttert vom Mittag und dem Stop an der Feuerstelle, probieren wir anschliessend die noch warmen Ergebnisse nur, aber sie schmecken definitiv himmlisch.

Von der Sauna in den See

Jetzt ist es aber endlich Zeit für die Sauna. Wer hätte gedacht, dass meinem ersten Saunabesuch in Finnland (klick) so schnell ein weiterer folgt? Gemeinsam mit 2 Mitreisenden teste ich die Sauna und bin glücklich. Kein Zwang zur Nacktheit (in Finnland geht man zumindest in die öffentliche Sauna nicht unbekleidet), kein Showaufguss oder ähnliche special effects, sondern einfach nur eine schöne, solide Sauna, der Geruch von Holz und nette Gespräche. Die Sauna ist hier auch immer irgendwie ein Ort des Zusammenseins und ich mag es. Es ist locker. Keine Sanduhr, keine starren Regeln. Du bleibst solange es dir angenehm ist und fertig. Da kommt definitiv mein innerer Finne zum Vorschein.
Irgendwann erkläre ich meinen ersten Saunagang für beendet und schwanke kurz zwischen See und Dusche. Aber nur kurz, bevor ich mich den Steg hinunter zum See begebe und in das etwa 16 Grad kühle Wasser steige. Lautstark, aber ich ziehe es durch. Einen Fotobeweis gibt es nicht, aber meine Mitreisenden sind Augen- und Ohrenzeugen. Und so drehe ich grinsend eine schnelle Runde im Wasser des Saimaa. Der innere Finne braucht so wenig um glücklich zu sein.

Ein gemütlicher Tagesausklang

Nach einem zweiten Saunagang und einer letzten Runde im See, machen wir uns fertig für einen Abend in der Grillkota. Verhungern muss man hier definitiv nicht. Bevor wir den leckersten Flammlachs kosten, der je meinen Gaumen berührt hat, versprechen wir feierlich, den See und die Natur ringsherum zu bewahren und werden mit Seewasser gesegnet. Was kitschig klingt, ist ein wunderschöner Moment und der Beginn eines geselligen Abends, geprägt von Gastfreundschaft und kulinarischen Highlights aus der Region.

Weitere Aktivitäten

Bei einem ausgiebigen Frühstück erfahren wir am nächsten Morgen, was in unmittelbarer Umgebung noch an Aktivitäten geboten wird. Je nach Jahreszeit gibt es Möglichkeiten zum Joggen, Langlauf, Mountainbiking, Bootstouren, Wanderungen, Back-  und Handarbeitsworkshops, Angelausflüge , es stehen Leihboote und Saunas zur Verfügung und natürlich kann man Touren machen, um die seltene Saimaa-Robbe zu entdecken. Auch Schneeschuhe kann man im Winter leihen oder auf Anfrage zu einer Hundeschlittentour aufbrechen.

Nach dem Frühstück trennen wir uns schweren Herzens von unserer Villa am See und machen uns auf die Weiterreise.

Davon mehr im nächsten Blogbeitrag, in dem ich euch unter anderem tief in die Geschichte entführe, mehr über die Saimaa-Robbe und den inneren Finnen erzähle.

Vielen Dank an Finnlines und Visit Mikkeli / Finland für die Einladung zu dieser Reise und auch an das Team des Hotels in Anttolanhovi. Der Bericht spiegelt meine Meinung und Erlebnisse wieder. 

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