Finnland, Helsinki, Helsinkis Inseln
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Leuchtturminsel Söderskär — Tove, das Meer und ein Sommertag

Die Sonne scheint, der diffus über dem Meer wabernde Nebel lichtet sich und gibt den Blick frei auf eine kleine, karge Leuchtturminsel, von der eine Faszination ausgeht, der man sich schwer entziehen kann: Söderskär.

Tove Jansson liebte das Meer, Inseln und Stürme. Am liebsten wollte die Schöpferin der Mumins auf ihrer eigenen kleinen Insel leben, mit einem Leuchtturm, dessen Wärterin sie sein könnte. Tove und die Inseln — das war etwas für immer. Schon als Kind war ihr das schwedische Schärenmeer vertraut, später entdeckte sie auch das Schärenmeer vor Porvoo. Hier liegt auch die kleine, fast vegetationslose Insel Klovharu mit dem kleinen, roten Holzhaus, in dem sie mit ihrer Lebensgefährtin fast drei Jahrzehnte lang die Sommermonate verbrachte. Ein klein wenig weiter im Westen liegt die Felseninsel, auf der der Söderskär-Leuchtturm steht. Ebenfalls fast vegetationslos. Aber mit Leuchtturm. Wie geschaffen für Tove und so liegt er nah, der Gedanke, dass es ebenjene kleine Insel war, die sich in „Mumins wundersame Inselabenteuer“ („Pappan och havet“) wiederfindet. In einer ihrer Zeichnungen zu dieser Geschichte hat sie Koordinaten angegeben, die im Meer zwischen Klovharu und Söderskär liegen. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit wirklich in der Mitte und vielleicht können wir die Insel, auf die der Muminpapa mit seiner Familie zieht, nur in unserer Fantasie besuchen, aber Söderskär soll ziemlich nahe dran sein —und so brechen wir an einem warmen Sommertag auf, um der Insel einen Besuch abzustatten. 

Ein Tagesausflug von Helsinki nach Söderskär

Es ist neun Uhr morgens, als wir an Bord der M/S Söderskär gehen. Vom Marktplatz in Helsinki aus geht es mit einem kurzen Zwischenstopp in Vuosaari zur Leuchtturminsel. Die kleine Insel liegt am Rande des Schärengartens vor Porvoo, etwa 15 Seemeilen vor Helsinki. Nicht ganz drei Stunden dauert die entspannte Fahrt über das Meer und durch die Schären. Kleine Inselchen, Wasservögel, Segelboote, Saunaflöße, große Pötte — langweilig wird die Überfahrt keineswegs. 

Kurz vor unserer Ankunft wabern Nebelschwaden über das Wasser, die eine mystische Stimmung erzeugen und durch die hindurch wir am Horizont unser Ziel erahnen können. Erst kurz vor unserer Ankunft löst sich der Nebel auf und Söderskär empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein.

Wir gehen von Bord und betreten die kleine Leuchtturminsel. Über die Felsen gehen wir auf den Turm zu und klettern selbstverständlich Stufe für Stufe empor.

Auf dem Weg nach oben: Bilder und Infos zur spannenden Geschichte des Leuchtturms über die Zeit hinweg, ein kleiner Einblick in dieVergangenheit und in einer Kammer die Mini-Austellung „Tove and the Sea“ in der bisher unveröffentlichte Bilder der Schöpferin der Mumins zu sehen sind. Ob der Leuchtturm, der auf den Bildern Muminpapa den Weg weist, nicht doch Söderskär ist? Ich will es jedenfalls glauben und setze lächelnd meinen Weg fort.

Etwa 40 Meter hoch ist der Leuchtturm und wer möchte kann sogar bis in die Lampe klettern, die 1989 erloschen ist. Oben angekommen bietet sich uns ein atemberaubender Ausblick über die kleinen Inselchen Mattlandet und Bastulandet, weiter entfernte Schären und das Meer. Fast erwarte ich, Tove winken zu sehen.

Schweren Herzens steigen wir wieder hinab, auch wenn wir kurz erwogen haben, einfach einzuziehen.

Wir wollen noch auf die kleine Nachbarinsel, die mittels Hängebrücke mit der Leuchtturminsel verbunden ist. Vorbei an den alten Lotsen- und Leuchtturmwärterhäuschen geht es zur und auf die Brücke. Eine sehr wackelige Angelegenheit, die zugegebenermaßen aber auch ordentlich Spaß macht. Nur drei Personen sind zeitgleich und mit Abstand auf der Brücke erlaubt und Gegenverkehr ist ausgeschlossen. Man braucht also gegebenenfalls etwas Geduld. 

Viel zu schnell gehen wir wieder an Bord und legen ab. Beobachten, wie wir uns von der Insel entfernen. Wir genießen die Rückfahrt und sind in Gedanken noch ein bisschen im und um den Leuchtturm auf der Schäre und bei Tove, während wir durch das Wasser gleiten. 

Die Geschichte des Söderskär-Leuchtturms 

Die ersten Gebäude auf Söderskär waren Fischerhütten aus Holz. Als man auf einer benachbarten Schäre eine Lotsenstation gründete, folgte eine Unterkunft, in der die Lotsen während ihrer Schicht wohnen konnten. Der kleine Leuchtturm steht hier seit 1862, doch bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts soll sein hölzerner Vorgänger errichtet worden sein. Der Leuchtturm am Rande des Schärengartens wurde notwendig, als der Handel und der damit verbundene Seeverkehr zunahmen. Ursprünglich sollte er ganz aus Granit bestehen, doch es gab schlicht nicht genug.  Für acht Meter reichte es, dann musste mit Ziegeln weitergemauert werden. Später bekam er aufgrund statischer Mängel ein Stützkorsett aus Eisen, das verputzt wurde.

Da der Leuchtturmmeister und der Leuchtturmwärter ganzjährig mit ihren Familien auf der kleinen Insel wohnten, wurden für sie ebenfalls Gebäude errichtet und — natürlich — eine Sauna. Im Laufe der Zeit veränderte sich das Gesicht der Insel mehrfach. Im Krieg war sie unter anderem ein Beobachtungsposten. Doch angegriffen wurde sie nie und der Leuchtturm blieb somit unbeschadet. 1957 wurde der Betrieb automatisiert und das Licht des kleinen Leuchtturms wies noch bis 1989 den Weg, bevor es erlosch, da sich Seewege änderten und der Leuchtturm ausgedient hatte. Daher darf man heute auch bis in die Lampe klettern. Ein tolles Erlebnis, ebenso wie das Überqueren der Hängebrücke, die die beiden kleinen Inseln Mattlandet und Bastulandet verbindet. 

Seit 2003 befindet sich die Insel im Privatbesitz. Sie liegt in einem vogelreichen Naturschutzgebiet und ist Nistplatz für Seevögel und Rastplatz für Zugvögel.

Der Weg zur Leuchtturminsel Söderskär

In den Sommermonaten (1.6. — 30.8.) gibt es tägliche Fahrten vom Marktplatz in Helsinki aus. Die M/S Söderskär legt zunächst im Stadtteil Vuosaari Aurinkolahti an, wo ebenfalls zugestiegen werden kann, bevor es auf die Leuchtturminsel geht. Der Ausflug ab Helsinki nach Söderskär und zurück dauert insgesamt etwa sieben Stunden. Es empfiehlt sich, im Voraus zu buchen. 

Informationen zu aktuellen Preisen, weiteren Abfahrten ab Sipoo Kalkkiranta, Charterfahrten etc. gibt es auf soderskar.fi.  



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