Kardamom – für mich einer der Gerüche in der nordischen Backstube und das nicht nur zur Vorweihnachtszeit. Grund genug also einmal diese Variante der bei uns so beliebten Vanille-Kipferl auszuprobieren: Die Kardamom Kipferl.
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Joutenolo und JOMO – Die hohe Kunst des Nichtstuns
Ohne schlechtes Gewissen einfach mal nichts zu tun fällt vielen schwer. Mir auch. In diesem Artikel gehe ich der hohen Kunst des Nichtstuns auf den Grund, teile meine Gedanken dazu und erzähle dir, was wir uns vielleicht von den Finnen abschauen können.
Einfach mal abschalten?
Inhalt
Einfach mal abschalten, mal Nichtstun und die Seele baumeln lassen. Viele wünschen sich das sehnlichst und doch fällt es den meisten von uns sehr schwer. Unser oft hektischer Alltag mag ein Grund sein, aber oft sind es auch die sozialen Medien, deren nicht enden wollende Flut an Infos, Inspirationen und Ideen uns überfordert. Lustig, dass ich das schreibe, obwohl ich selbst dort sehr aktiv bin und du vermutlich aufgrund eines Instagram-Posts zu diesem Artikel gefunden hast, oder? Doch das ist nicht unbedingt ein Widerspruch. Die sozialen Medien können ganz wunderbar sein. „Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist“, sagte Paracelsus schon 1538. Oft scrollen und klicken wir uns aber eben doch mehr durch die bunten Filmchen und Bildchen und Statusmeldungen und Posts und Werbung und … es macht mehr mit uns, als wir meinen. FOMO ist der neumodische Begriff für das, was dann oft passiert und auch mich regelmäßig erwischt. Fear of missing out – Die Angst etwas zu verpassen. Das kennst du vielleicht auch. Das treibt uns an oder besser gesagt um und wenn wir dann doch mal nichts tun, können wir das oft nicht ohne schlechtes Gewissen. Was das jetzt mit Finnland zu tun hat? Ich erzähle es dir.
Joutenolo – die finnische Philosophie des Nichtstuns
Nun sind die Finnen natürlich kein Volk, dass den lieben langen Tag alleine durch die Wälder wandelt oder die Hände in den Schoss legt und Löcher in die Luft starrt. Oft ganz im Gegenteil. Viele der Menschen, die ich auf meinen Reisen durch Finnland getroffen habe sind durchaus Menschen, die anpacken, Ausdauer haben, eine Art klagloser Beharrlichkeit, eine gewisse Zähigkeit oder finnisch in einem Wort ausgedrückt, Menschen mit einer ordentlichen Portion Sisu. Was ich aber auch beobachtet habe ist eine weitverbreitete enge Verbindung mit der Natur und das ganz selbstverständliche zelebrieren von Auszeiten in selbiger oder der Sauna. Alleine oder in Gesellschaft. Das können kleinere Ausflüge im Alltag sein, der regelmäßige Saunagang (gerne mittwochs und Samstags), aber auch ein Wochenende im Mökki, dem typischen finnischen Ferienhaus. Auf den Ausflügen in der Natur kommt man eigentlich immer an irgendeiner Schutzhütte mit Feuerstelle und Feuerholz vorbei und es ist absolut üblich ein paar Würstchen über dem Feuer zuzubereiten. Oder auf dem Saunaofen übrigens. Auch Kaffee wird oft über der Feuerstelle gekocht oder Stockbrot gebacken. Kleine unkomplizierte Auszeiten, die ohne schlechtes Gewissen zelebriert werden, für innere Ruhe sorgen und keinen Platz für FOMO lassen.
JOMO – einfach mal ausklinken ohne schlechtes Gewissen
FOMO kannte ich schon, das Gefühl des JOMO, also die Freude daran etwas zu verpassen, sich mal auszuklinken, hat mich das Mökki gelehrt. Das typische finnische Ferienhaus, das zwar zwingend eine Sauna braucht, gerne in einem Wald am See steht, aber nicht unbedingt fließend Wasser, Strom oder Handyempfang hat und auch nicht haben muss. Hier reduziert sich das Leben auf ganz einfache Dinge wie Holz machen, Feuer machen, Essen zubereiten, saunieren, lesen oder einfach so zu sein. Bei Ankunft fällt das noch schwer, aber bereits der erste Saunagang wäscht ganz viel vom Alltagsballast und Stress ab und schnell kreisen die Gedanken nicht mehr rastlos, sondern konzentrieren sich auf das Hier und jetzt. Mittlerweile bin ich sogar manchmal ganz froh, wenn das Handynetz eher mäßig vorhanden ist. Ich genieße dann die kleinen Dinge, lade meine inneren Akkus und leere meinen Arbeitsspeicher im Kopf. So ein Ausklinken auf Zeit kann wirklich gut tun und ist mir in Finnland als deutlich selbstverständlicher erschienen. Rund um Juhannus klinkt sich gefühlt das komplette Volk aus und zu Beginn der Sommerferien braucht man nicht versuchen noch irgendein Projekt anschieben zu wollen. Die finnische Seele macht Urlaub, nicht immer, aber sehr oft im Mökki und gibt sich der hohen Kunst des Nichtstuns hin. Und wenn man sich dann ganz ohne schlechtes Gewissen etwas erholt hat, innere Ruhe gefunden hat und wieder „einklinkt“, gelingt auch das mit der zähen Beharrlichkeit und dem Sisu wieder viel besser.
3 einfache Tipps für mehr JOMO und Joutenolo im Alltag
1. Waldbaden (Japanisch: shinrin-yoku)
Das Waldbaden kommt wohl aus Japan, kennengelernt habe ich es in Finnland, machen kannst du es überall, wo es Wald gibt. Wer der finnischen Sprache mächtig ist, der interessiert sich vielleicht für das Buch „Metsämieli“ von Sirpa Arvoinen, aber auch auf deutsch gibt es Literatur. Vielleicht muss man es aber auch gar nicht so kompliziert machen. Geh in den Wald. Lauf ein kleines Stück. Wenn du merkst, dass der erste Stress ein wenig nachgelassen hat, dann bleib stehen und schließe die Augen. Nimm wahr was du hörst. Deinen Atem? Vögel? Laubrascheln? Nimm dir einen Moment, bevor du weitergehst. Bleib ein Stück weiter wieder stehen und achte darauf, was du riechst. Schließe eine Weile die Augen und erlebe dann ganz bewusst, was du alles sehen kannst. Die großen Dinge und die kleinen Details. Berühre das Moos, die Baumrinde. Genieße den Moment im Hier und jetzt. Einfach mal nur sein. Im Wald geht das wunderbar. Mag sein, dass wer anders wo anders gerade irgendetwas total aufregendes erlebt. Aber ist das wichtig? Nein. Im Wald wird aus FOMO oft ganz schnell JOMO und ich habe auch kein schlechtes Gewissen, jetzt nicht dies, das oder jenes zu tun. Der Wald wäscht diese Gedanken weg. Waldbaden eben.
Vielleicht packst du dir auch eine Kanne Kaffee oder Tee ein und eine Zimtschnecke, bleibst noch einen Moment an einer schönen Stelle und übst dich darin dich ganz ohne schlechtes Gewissen kurz auszuklinken.
2. Tree hugging
Apropos Wald: Umarme doch mal einen Baum. Ja, das ist mein voller Ernst. Ich mache das auch oft. Als Kind habe ich das ab und zu gemacht, aber als Erwachsene nicht mehr. Es kam mir albern vor. In Finnland habe ich das Bäume umarmen wieder entdeckt, denn hier gibt es viele Menschen, die das ganz selbstverständlich tun und es gibt (wie sollte es auch anders sein) die Weltmeisterschaften im Bäume umarmen. Aber auch, wenn das eine tolle, kreative und lustige Veranstaltung ist, die ganz „nebenbei“ noch mehr Bewusstsein für die Natur schafft, brauchst du kein Event, keinen Rahmen oder eine fancy Challenge. Such dir einen Baum, nimm ihn in den Arm und entspann dich. Umarmungen setzen Oxytocin frei, dass nicht nur für Wohlbefinden sorgt, sondern zum Beispiel auch den Blutdruck senkt. Einfach gut auch für die mentale Gesundheit.
3. Sauna
Wie könnte es auch anders sein, habe ich die Sauna auch erst in Finnland so richtig verstanden und lieben gelernt. Ich könnte jetzt den Rahmen dieses Artikels völlig sprengen, in dem ich umfangreich über die Saunakultur der Finnen berichte, aber vielleicht darf ich euch dazu lieber die „Lobhudelei auf die Finnische Sauna“ vom No-Niin-Podcast ans Herz legen und mich hier auf eine Art Fazit beschränken. Die Sauna ist in Finnland ganz regelmäßig selbstverständlicher Bestandteil des Alltags. Es sind kleine, gut platzierte Auszeiten, die Körper UND Geist reinigen, etwas meditatives und erdendes haben. Ein Moment des Innehaltens und Nichtstuns, ganz ohne schlechtes Gewissen. Im Gegenteil. Ich glaube, die Sauna spielt eine große Rolle bei der Frage, warum die Finnen seit Jahren auf Platz eins des World Happiness Reports stehen. Leider habe ich selbst (noch) keine Sauna zuhause, aber dann muss es eine heiße Dusche oder ein Bad mit abschließender Abkühlung und einem Moment für mich sein. Ohne Handy, ohne Stress und ohne schlechtes Gewissen.
Fazit
Die Finnen schätzen die Natur, Momente der Ruhe und es scheint, als sei „Joy of missing out“ etwas, dass ganz selbstverständlich Bestandteil ihrer Lebensweise ist. Ich zumindest habe von den Finnen gelernt mich wieder mehr mit der Natur zu verbinden und mehr Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren. Etwas mehr „slow living“ und Nichtstun (Joutenolo) ohne schlechtes Gewissen. Die finnische Natur und die Sauna macht es einem natürlich auch einfacher, aber zumindest Natur gibt es auch bei uns. Und vielleicht doch öfter mal das Handy weg legen und den Laptop zuklappen. Das mache ich jetzt auch.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des #slowvember2024 unter dem Motto #sevenmindfulmoments. Der Slowvember mit dem finnischen Twist ist eine Idee und Instagram-Themenwoche von KOLME K. In diesem Jahr sind neben mir, Finnweh und Mahtava noch Happiness meets life, Moi Marjana und Finnomenal Lapland dabei.
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Helsinki im Herbst – Die besten Reisetipps
Herbstzauber in Helsinki – Die besten Outdoor-Aktivitäten, Cafés, Shopping-Tipps und mehr für die goldene Jahreszeit
Inhalt
- Herbstzauber in Helsinki – Die besten Outdoor-Aktivitäten, Cafés, Shopping-Tipps und mehr für die goldene Jahreszeit
- 1. Die schönsten Spaziergänge in Helsinki im Herbst
- 2. Die gemütlichsten Cafés in Helsinki im Herbst
- 3. Shopping mal anders in Helsinki im Herbst
- 4. Veranstaltungen im Herbst in Helsinki
- 5. Natur pur im herbstlichen Nuuksio-Nationalpark bei Helsinki
- 6. Helsinki im Herbst – Was tun bei Regenwetter?
- 7. Zum Aufwärmen: Öffentliche Saunen in Helsinki im Herbst
- Helsinki im Herbst? Ein Fazit
Helsinki im Herbst? Befragt man das Netz nach der besten Reisezeit für Finnland im Allgemeinen und Helsinki im Speziellen, so werden einem meist die Sommermonate empfohlen. Meine erste Helsinkireise, während der ich mich in die Stadt verliebte, fand jedoch in einem verregneten Dezember statt und seither habe ich die Stadt zu allen Jahreszeiten erlebt. Alle kann ich empfehlen, möchte aber besonders für den Herbst eine Lanze brechen. Eine Herbstreise nach Helsinki ist ein wunderbar entschleunigender Slow-Travel-Moment ohne auch nur ansatzweise langweilig zu sein. Dieser Artikel zeigt auf warum und erklärt vielleicht, warum ich schon so oft im Herbst in die finnische Hauptstadt gereist bin.
1. Die schönsten Spaziergänge in Helsinki im Herbst
Mein erster Tipp lautet definitiv “Raus mit euch”. Zieht etwas wetterfestes an, schnürt die Schuhe und geht auf Erkundungstour. Manch Ecke der finnischen Hauptstadt ist bei Nieselwetter und waberndem Nebel besonders schön und nicht selten reißt der Himmel auf und schenkt einem so richtig wundervolle Herbstmomente.
Spaziergang um die Töölö-Bucht (Töölönlahti) in Helsinki im Herbst
Rund um Helsinkis Herz aus Meer kann man (z.B. von Oodi aus) wunderbar einen kleinen Spaziergang machen, die Färbung des Herbstlaubes bewundern und die alten Holzvillen bestaunen, die sich auf der östlichen Seite der Bucht (die wie ein See anmutet) befinden. Hier befindet sich auch das Café Taideterassi, dass im Herbst teilweise noch geöffnet hat. Vorbeischauen lohnt sich. Einen weiteren Abstecher könnt ihr auf der Westseite zum angrenzenden Olympiastadion machen und hier gegen einen kleinen Obulus hoch auf den Turm des Stadions fahren und einen wundervollen Ausblick über die Bucht und die Stadt im Herbstkleid werfen.
Streifzug über die herbstliche Festungsinsel Suomenlinna
Suomenlinna. Gibraltar des Nordens. Helsinkis Festungsinsel mit ihrer bewegten Geschichte ist eine DER Sehenswürdigkeiten der Stadt und lädt zu jeder Jahreszeit zu wundervollen Spaziergängen ein. Die bunte Laubfärbung verleiht den Resten der militärischen Anlagen einen Hauch von Hobbington und die Herbstsonne zaubert ganz einmalige Lichstimmungen auf das Meer und die Festungsinsel.
Zu erreichen ist Suomenlinna im Herbst problemlos mit der Fähre ab dem Marktplatz. Sie ist Teil des öffentlichen Nahverkehrs. Habt ihr also z.b. ohnehin schon ein Tagesticket für Bus, Bahn und Tram, braucht ihr kein extra Ticket.
Kaffeedurst und Kuchenhunger könnt ihr auf der Insel zum Beispiel im Café Vanille stillen.
Herbstliches Waldbaden auf Seurassari
Zu Fuß oder mit dem Bus kommt man problemlos bis kurz vor die weiße Holzbrücke im Stadtteil Meilahti, die nach Seurasaari führt. Auf der Insel gibt es ein in den Sommermonaten geöffnetes, kostenpflichtiges Freilichtmuseum, das sehr sehenswert ist. Spazieren gehen ist allerdings das ganze Jahr über kostenfrei möglich und durchaus empfehlenswert. Hier kann man im Herbst Waldluft atmen, an alten Gebäuden vorbei flanieren, über das Wasser schauen und den Eichhörnchen einen guten Winterschlaf wünschen, die jetzt geschäftig hin und her flitzen, um die letzten Nüsse zu bunkern.
Auf nach Vanhakaupunki und Lammassaari
Nur etwa 20 Minuten sind es vom Zentrum mit dem Bus zum Technikmuseum in Vanhakaupunki, der “Altstadt” Helsinkis. Eine Altstadt findet man hier zwar nicht mehr, aber der Ort an dem Helsinki 1550 gegründet wurde, ist dennoch einen Ausflug wert. Heute befinden sich hier rund um die Flußmündung des Vantaanjoki neben dem Technikmuseum noch ein Kraftwerkmuseum, ein wasserkraftwerk, das auch heute noch Strom liefert und der Fußweg nach Lammassaari. Hier führt ein Naturpfad durch ein Wäldchen zu einem Aussichtsturm. Aus dem Waldweg wird ein Holzbohlenweg, man kann hier Vögel beobachten und einen Hauch Wildnis inmitten einer Großstadt erleben. Einer meiner liebsten Herbstspaziergänge.
2. Die gemütlichsten Cafés in Helsinki im Herbst
Eigentlich gibt es einfach an jeder Ecke ein schönes und gemütliches Café zu entdecken. Gerade die kleinen abseits des Trubels sind ja oft die gemütlichsten. Wenn die Nasen rot vom Herbstwind sind und der Kopf voll mit Eindrücken, kann man sich hier aufwärmen und die Erlebnisse sacken lassen. Für den Start gibt es hier fünf Cafés die ich gerade im Herbst total gerne besuche.
Café Regatta – das Kult-Café in Helsinki
Das Café Regatta ist Kult und das zu Recht. Das kleine rote Holzhaus hat tatsächlich eine lange Geschichte. Es wurde 1887 erbaut und gehörte einst der berühmten Kaffeerösterfamilie Paulig, die darin ihre Fischernetze aufbewahrte. Seit 1952 gab es hier dann bereits Sommer-Cafés, bevor 2002 das heutige Café Regatta eröffnete. Mit den (für mich) besten Korvapuusti der Stadt. Ein Highlight ist es aber auch, über dem offenen Feuer vor dem Haus eine Wurst zu grillen oder mit einem heißen Kakao bewaffnet der untergehnden Herbstsonne zuzusehen. Und besucht unbedingt auch das Klo. Warum? Das seht ihr dann schon.
Café Ursula – gemütlich am Meer
Kein Helsinki-Besuch ohne einen Kaffee bei Ursula! Direkt am Meer gelegen, hat das Café einen herrlichen Ausblick, die perfekte Lage als Ziel für einen schönen Herbstspaziergang und lecker ist es auch. Und das seit 1952. Oft folgt auf den Kaffee auch noch ein herzhafter Snack, wenn wir mal wieder länger geblieben sind als geplant. Mittagessen gibt es im Café Ursula ebenfalls und sonntags Brunch.
Café Kappeli – traditionsreich in Helsinki
Die Geschichte dieses Cafés reicht bis 1867 zurück. Schon ab 1840 wurden aus einem Stand Limonaden und Gebäck verkauft. Das kleine Gebäude erinnerte wohl etwas an eine Kirche, bzw. Kappelle und wurde schnell „Kappeli“ genannt. Als das alte Holzgebäude verfiel, sollte es durch einen Neubau ersetzt werden. Das „Kappeli“ eröffnete am 4. Juni 1867 — dem Geburtstag Mannerheims, der später einmal Oberbefehlshaber der finnischen Armee und finnischer Staatspräsident werden sollte. Heute befinden sich im Kappeli ein Café, ein Bar- und ein Restaurantbereich. Zum Café geht es wenn ihr reinkommt, links.
Green Hippo – modern und nachhaltig
Spätestens nach einem ausgedehnten Bummel im Design District ist es Zeit für eine Stärkung. Das geht morgens, mittags und abends wunderbar im Green Hippo Café in Punavuori. Das Essen soll nicht nur satt machen, sondern auch zufrieden, ist deren Devise. Egal ob beim Frühstück, Mittag- oder Abendessen. Fast alle Gerichte sind frei von Gluten, die meisten auch ohne Nüsse und es gibt viele vegane Gerichte.
Kissakahvila Helkatti – für Katzenmenschen
Im Herbst tut ein Besuch in Helsinkis Katzencafé Helkatti der Seele besonders gut, finde ich. Eine schnurrende Samtpfote, ein Heißgetränk und ein Stück Kuchen oder etwas deftiges. So einfach und so schön kann es manchmal sein.
3. Shopping mal anders in Helsinki im Herbst
Geld ausgeben ist in Helsinki, wie in jeder anderen Großstadt, selbstverständlich kein Problem. Zum Beispiel rund um das Kaufhaus Stockmann und die Einkaufsstraße Aleksanterinkatu. Ein wenig ausgefallener ist da die riesige Mall of Tripla, die neben unzähligen Geschäften auch einen Surfsimulator, ein Musikmuseum und ähnliches beinhaltet. Ziemlich cool. Aber wer es etwas weniger trubelig und dafür etwas individueller mag, für den sind ja vielleicht diese Tipps etwas.
Kirppis – Finnischer Flohmarkt das ganze Jahr
Die Finnen lieben ihre Flohmärkte, pardon, Kirppis und ich liebe selbigen. Kirppis ist dabei nicht nur der pop-up-Flohmarkt draußen, so wie wir das kennen, sondern auch Synonym für Second-Hand-Läden. Warum auch immer alles neu kaufen und warum Dinge wegwerfen, über die sich wer anders noch freut? Einen riesigen Helsinkier Indoor-Kirppis habe ich eines Sommers mit Michaela von Mahtava erkundet und auch, wenn wir am Ende ziemlich reizüberflutet waren, fanden wir ihn ziemlich gut und haben einige Schätzchen mit nachhause genommen. Vielleicht wollt auch ihr mal im Bella Kirppis stöbern?
Und wer in tollem Ambiente Second-Hand-Kleidung shoppen und Kaffee trinken oder essen möchte, der ist in einem der relove Filialen mehr als gut aufgehoben.
Roobertin Herkku – Märchenhafter Candyshop
Wenn man als Kind von einem Schlaraffenlandartigen Süßigkeitenladen phantasiert hätte, der vom Design her irgendwo zwischen Charlies Schokoladenfabrik und Alice im Wunderland liegt – er hätte in etwa so ausgesehen wie der Candy Shop Roobertin Herkku. Hier könnt ihr euch aus einem Meer an Süßwaren ein Naschtütchen zusammenstellen, dass an usseligen Herbsttagen garantiert die Stimmung hebt. Kleiner Tipp: Den Laden niemals hungrig betreten!
Design District – mehr als Shopping
Der Design District ist ein Cluster kreativer Unternehmen und ein Nachbarschaftsverband, der Bewohnern und Besuchern Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Unterkünfte und Erlebnisse bietet. Er umfasst über 200 Orte, von Geschäften bis zu Galerien und von Designstudios bis zu Designhotels. Es ist Kreativität, Einzigartigkeit, Erlebnis, Design und finnische Stadtkultur. Er umfasst heute 25 Straßen rund um den Dianapuisto (Diana-Park) in den Vierteln Punavuori, Kaartinkaupunki, Kamppi und Ullanlinna. Perfekt für einen Bummel im Herbst von Lädchen zu Lädchen und mit Zwischenstopps in niedlichen kleinen Cafés.
4. Veranstaltungen im Herbst in Helsinki
Natürlich ist in Finnlands Hauptstadt immer etwas los und natürlich wird es im Herbst ein wenig ruhiger. Ruhiger, aber nicht still. Und so gibt es im Herbst gleich zwei Events, die ich bereits mehrfach besucht habe und sehr liebe.
Carnival of lights im Freizeitpark Linnanmäki
Linnanmäki ist Finnlands ältester und beliebtester Freizeitpark. Der Park, der der Children´s Day Foundation (Lasten Päivän Säätiö) gehört, bietet den Besuchern neben über 40 Fahrgeschäften auch zahlreiche Spiele, Cafés und Restaurants. Am bekanntesten ist wahrscheinlich die Holzachterbahn. Ich fahre gar keine Achterbahn und liebe den Park trotzdem. Warum? Jeden Herbst feiert Linnanmäki „Carnival of Lights“. 10 Tage lang ist der Park dann mit einer Vielzahl toller Lichtinstallationen geschmückt, es gibt walking acts und allerlei mehr zu entdecken. Wenn möglich, bin ich dabei. Es ist einfach eine ganz besondere Atmosphäre. Aufwärmen kann man sich zwischendurch zum Beispiel mit einer Portion Makkaraperunat (wörtlich übersetzt „Wurstkartoffeln“). Typisch finnisches fast food in Form von Pommes, kleingeschnittenen, angebratenen Würstchen, Gürkchen, Senf und Ketchup.
Silakkamarkkinat – baltischer Heringsmarkt rund um den Marktplatz in Helsinki im Herbst
Der Markt, der erstmals 1743 stattfand, ist eine der ältesten öffentlichen Veranstaltungen Finnlands. Eine Woche lang werfen über zwanzig Fischerboote und vier traditionelle Segler Halt ihren Anker im Hafen am Marktplatz. Die Fischerboote, die von Finnlands Schären in die Hauptstadt kommen, bieten ihre waren feil und leben so Tradition, die sich mit moderner Kulinarik verbindet. Neben der Tradition geht es auch um Nachhaltigkeit und den Erhalt des Lebensraumes Ostsee.
5. Natur pur im herbstlichen Nuuksio-Nationalpark bei Helsinki
Wenn es etwas mehr Natur und etwas mehr Bewegung sein darf, dann wäre ein Nationalparkbesuch genau das Richtige für euch. Über vierzig davon gibt es in Finnland und einer tatsächlich direkt im Einzugsgebiet der Hauptstadt. Mit der Metro und dem Bus ist man in einer guten Stunde und für ein paar Euro am Besucherzentrum Haltia. Hier könnt ihr euch informieren, eine Ausstellung besuchen und stärken. Auf der Seite des Nationalparks könnt ihr euch natürlich auch schon im Vorfeld über den Nationalpark informieren und solltet dies auch tun. In Zusammenarbeit mit VR und Metsähallitus gibt es außerdem auch extra eine Liste, welche Orte des 45 km² großen Nationalparks mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.
Und wer noch nie weiter im Norden war und gerne einmal Rentiere aus nächster Nähe erleben und mit Flechten füttern möchte, der kann auch das im Nuuksio Nationalpark und zwar im Nuuksio Reindeer Park. Auch das kann man erleben in Helsinki im Herbst.
6. Helsinki im Herbst – Was tun bei Regenwetter?
Manchmal ist das Wetter in Helsinki im Herbst dann halt wirklich so usselig, dass man etwas drin unternehmen möchte. Man kann ja auch nicht nur Kaffee trinken. Deswegen kommen hier einige Drinnen-Tipps für Helsinki bei Regenwetter.
Alte Markthalle
Die alte Markthalle (Vanha Kauppahalli) grenzt direkt an den Marktplatz an. Das Gebäude von 1888 ist schon rein architektonisch sehenswert, aber noch heute kann man hier vor allem Lebensmittel erwerben. Und das in Hülle und Fülle. Von Käse, Fisch und Fleisch über Backwaren bis hin zu Kaffee, Tee und Gewürzen. Essen gehen kann man hier untertags auch in den kleinen Bistros und im Restaurant Story, das meiner Meinung nach eine richtig gute Lachssuppe macht.
Tropenfeeling im Gewächshaus im botanischen Garten Kaisaniemi
Es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung, aber wenn es draußen so richtig dusselig ist (und auch wenn nicht), ist ein Besuch im Gewächshaus des botanischen Gartens durchaus empfehlenswert. Nicht nur, weil es ganzjährig angenehme Temperaturen hat natürlich, sondern weil man in den liebevoll gestalteten Räumen Pflanzen aus aller Welt entdecken kann.
Aalto House – Auf Hausbesuch bei Finnlands berühmten Architekten
Im Stadtteil Munkkiniemi kann man wunderbar auf den Spuren Alvar Aaltos wandeln. Hier befindet sich nämlich das Wohnhaus Alvar Aaltos, des berühmten finnischen Architekten, das im Rahmen von Führungen besucht werden kann. Die Geschichte und Architektur seines Zuhauses erwachen durch die Geschichten zum Leben, die während der Führung erzählt werden. Und ich muss gestehen, dass ich am Liebsten eingezogen wäre. Vielleicht war es das durchdachte Design oder die besondere Stimmung eines verregneten Herbsttages oder auch beides. Macht euch selbst ein Bild.
Auch das nicht weit entfernt liegende Studio Aalto öffnet seine Pforten für Besucher.
Helsinkis Museen – Von der Qual der Wahl
Über 80 verschiedene Museen soll es in Helsinki geben. Da sollte es nicht schwer fallen für jeden Geschmack etwas zu finden. Da wäre zum Beispiel das Nationalmuseum, dass einem auf überraschend unterhaltsame Weise einen Blick in die Geschichte ermöglicht. Vielleicht interessiert dich aber auch eher das Design Museum oder das Kunstmuseum Kiasma? Oder vielleicht etwas klassische Kunstgeschichte im Ateneum? Im Amos Rex gibt es eine der größten privaten Kunstsammlungen zu sehen und wechselnde spannende Ausstellungen. Dann wäre da natürlich auch noch das Naturkundemuseum und das Stadtmuseum und … ihr merkt schon: Das nächste Museum ist nie weit und die Auswahl reicht für viele Besuche.
Fazer Experience – Ein Erlebnis für alle Sinne
Fazer und Finnland sind untrennbar verbunden. Karl Fazer, der in Finnland geborene Sohn eines Schweizer Auswanderers begann 1895 mit der manuellen Fertigung von Süßwaren, 1908 wurde die Fazer eingetragenes Markenzeichen und heute sind die Produkte aus keinem finnischen Supermarkt mehr wegzudenken und werden nicht nur in ganz Skandinavien gerne gegessen. Wer etwas zur Geschichte der Firma erfahren möchte, aber auch mal naschen und mehr, der kann an der Fazer Experience im Besucherzentrum der Fabrik teilnehmen. Hier lernen die Besucher Fazer mit allen Sinnen kennen.
7. Zum Aufwärmen: Öffentliche Saunen in Helsinki im Herbst
An der Sauna führt in Finnland kein Weg vorbei und sind wir mal ehrlich: nach einem ausgedehnten Herbstspaziergang tut sie nochmal besonders gut. Daher hier zum Schluss noch kurz und knapp vier ganzjährig geöffnete öffentliche Möglichkeiten in Helsinki zu saunieren. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Allen, die noch so gar keine Berührungspunkte mit der finnischen Sauna hatten, empfehle ich, einmal in die Saunalobhudelei des No-Niin-Podcasts reinzuhören. Finnische Saunakultur ist spannend und erspart ggf. den Tritt in ein Fettnäpfchen.
Allas Sea Pool – urbanes saunieren im Zentrum der Hauptstadt
Kaum zu übersehen: Der Allas Sea Pool. Seit 2016 kann man hier ganzjährig, direkt an den Marktplatz und Hafen angrenzend, nicht nur saunieren, sondern auch schwimmen gehen (wahlweise im beheizten Becken oder im Meerwasserbecken) und im Café noch für eine Stärkung sorgen.
Löyly – die Seele der Sauna neu interpretiert
Das futuristische und imposante Gebäude liegt 2 km südlich des Zentrums im Stadteil Hernesaari und eröffnete 2016. Der Name ist Programm, denn Löyly meint unter anderem den Gluthauch, den Dampf, der bei einem Aufguss in der Sauna entsteht, bzw. die Seele der Sauna. Und Dampf gibt es hier genug. Auf 1.071 qm befinden sich hier nämlich drei mit Holz beheizte Saunen und ein Spezialitätenrestaurant. Wer hier sauniert, kann sich anschließend mit einem Bad im Meer erfrischen, denn es gibt einen direkten Zugang.
Sompasauna – Anarchie in ihrer schönsten Form
Deutlich uriger geht es in der Sompasauna zu. 2011 entstand in Hermanninranta, etwa 20 Gehminuten von der U-Bahnstation Kalasatama entfernt, eine öffentliche Sauna der etwas anderen Art. Sauna-Anarchie quasi. Eine Gruppe Menschen baute sich einfach ihr eigenes kleines Saunaparadies und hieß alle willkommen mitzumachen. In der dritten Saison wurde das ungenehmigte Projekt von der Stadt abgerissen, da hier gebaut wurde, aber es formte sich ein Verein, der das Projekt neu anging und die Sompasauna wideraufbaute. Außerdem schrieb man sich auf die Fahne die zweitweise vom aussterben bedrohte Kultur der öffentlichen Saunen hochzuhalten. 2021 musste das Projekt ein kleines Stück umziehen, aber hat seinen Charme nicht verloren. Noch immer ist die Sauna für jeden zu jeder Zeit zugänglich. Jeder kümmert sich um alles und hält sich an die Regeln. Duschen oder Umkleiden gibt es nicht. Wenn ihr ein wenig offen seid, ist der Besuch der Sompasauna im Herbst sicherlich ein tolles Erlebnis. Macht euch vorab ein wenig mit den Regeln vertraut und es kann nichts mehr schief gehen.
Kulttuurisauna – Sauna traditionell und ökologisch
Im Stadteil Merihaka liegt die mit Holzpellets beheizte ökologisch Kulttuurisauna. Seit 2013 kann man hier in der von den Architekten Tuomas Toivonen und Nene Tsuboi entworfenen traditionellen Sauna schwitzen und sich anschließend im Meerwasser erfrischen. Ganzjährig. Im Internet kann man immer zwei Wochen im Voraus die Saunazeiten einsehen und buchen. Die Buchung vorab ist obligatorisch.
Helsinki im Herbst? Ein Fazit
Eine Reise in Finnlands Hauptstadt Helsinki ist im Herbst nicht nur machbar, sondern besonders schön. Es ist alles etwas ruhiger nach dem trubeligem Sommer, man entschleunigt ganz von alleine und erlebt dennoch jede Menge wunderbarer Momente.
Und? Hast du Lust bekommen auf eine Reise nach Helsinki im Herbst? Oder warst du sogar schon einmal da? Erzähle es mir gerne in den Kommentaren, via mail oder Social Media.
Text und Fotomaterial © Sina Kaiser / nordlandfieber
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Skandifeeling in Deutschland – 10 Ausflüge und Tipps für alle mit Nordweh
Es zieht dich nach Skandinavien? Dein Herz hängt irgendwo in Nordeuropa, aber Zeit, Verpflichtungen und / oder Geldbeutel erlauben keine Reise in den hohen Norden? Dann kommen hier 10 Tipps, Ideen und Highlights, wie du einen Hauch Skandinavien in Deutschland erleben kannst.
Inhalt
- Ausflugstipps in Deutschland mit skandinavischem Twist für alle mit Nordweh
- 1. Tanz auf dem Vulkan – Ein Hauch Island in der Eifel
- 2. Norwegische Stabkirchen in Deutschland
- 3. Finnland-Feeling an deutschen Seen
- 4. Elche, Rentiere und Co. – Tiere des Nordens in heimatlichen Gefilden
- 5. Ein Stück Lappland in Nordhessen
- 6. Faszination Sauna in Deutschland – Von Kirchensauna bis Saunafloß
- 7. Trolle im Süden?
- 8. Nordisches Berlin
- 9. Feste des Nordens
- 10. #nordicmoments im Alltag – Skandinavisches Design, Fika, Kaffepaussi und mehr
- Fazit
Schon oft habe ich es gesagt und geschrieben: Mein innerer Kompass klemmt und zeigt stur gen Norden. Ich liebe mein Heimatkaff und lebe gerne in Südhessen, aber es zieht mich immer und immer wieder in den hohen Norden, gerne auch an den Polarkreis und darüber hinaus. Gerade zum Sommer hin bricht in mir die große Zugunruhe aus und ich möchte los. Vielleicht war ich im früheren Leben ein Rentier? Die zieht es ja in den Sommermonaten auch in die Tundra im Norden. Große Herden ziehen dann kurz vor dem Nordkap über die Hochebene.
Nun bin ich allerdings kein Rentier, die Anreise ist weit, die Zeit oft knapp, die Verpflichtungen groß und auch der Geldbeutel endlich. Das kennen wir alle. Was also tun, wenn einen das Nordweh packt, aber eine Reise nach Skandinavien nicht drin ist? In diesem Artikel habe ich euch einige Ideen und Ausflugsziele innerhalb Deutschlands zusammengetragen. Vom Tanz auf dem Vulkan bis hin zur Fika zuhause. Und natürlich gibt es auch Rentiere. Selbstredend.
1. Tanz auf dem Vulkan – Ein Hauch Island in der Eifel
Island. Schroffe, atemberaubend schöne Landschaften und feuerspeiende Vulkane. Auch ich habe viele Jahre davon geträumt das Land einmal bereisen zu können. 2019 durfte ich dann tatsächlich Island im Herbst erleben. Doch faszinierende Vulkanlandschaften findest du tatsächlich auch zuhause in Deutschland. Zwar haben wir derzeit keinen aktiven Vulkan, der frische Lava spuckt, aber es gab sie und wird sie wieder geben und sie haben gerade Teile der Eifel ganz eindrücklich gezeichnet. Hier kann man quasi im Lehrbuch der Erdgeschichte wandeln und zwischen Maaren und Vulkanen des Natur- und Geoparks Vulkaneifel in der Natur unterwegs sein, das deutsche Vulkanmuseum, Lava-Dome, besuchen und tief in die Welt der Vulkane und den Vulkankeller abtauchen. Und Geysire gibt es auch. Zumindest so ähnlich. Zwar schießt hier kein heißes Wasser aus der Erde, denn es handelt sich um Kaltwassergeysire, aber das macht das Phänomen nicht weniger spannend. Es handelt sich um gas-artesische Brunnen, die wie echte Geysire auch regelmäßig „spucken“, nur sind sie gebohrt und die treibende Kraft ist das aufsteigende CO2. Wie wäre es also mit einem Halt am “Brubbel”? Der Wallende Born brubbelt regelmäßig bis zu 4 m in die Höhe. Oder ihr besucht den Kaltwasser”Geysir” in Andernach. Dort wo Rhein und Eifel aufeinandertreffen. Mit einer Auswurfhöhe von 50-60 m ist er tatsächlich der größte Kaltwassergeysir der Erde. (Der berühmte Strokkur auf Island übrigens ist zwar ein echter Geysir aber schafft “nur” etwa 35 m.) Zur “Geysir Expedition” gehört der Besuch einer Ausstellung und die Überfahrt mit dem Schiff zum Geysir. Auf jeden Fall ein Erlebnis für Groß und Klein.
Infos:
Deutsches Vulkanmuseum Lava Dome – Brauerstr. 1, 56743 Mendig / Hier könnt ihr ein Kombiticket für das Museum, den Museumsley und den Lavakeller erwerben. Gut zu wissen: Nicht nur das Museum ist barrierefrei, sondern auch der Lavakeller.
Geysir Brubbel / Wallender Born – Weidenbacher Str., 54570 Wallenborn
Museum Geysir Andernach – Konrad-Adenauer-Allee 40, 56626 Andernach / Museum
Natur- und Geopark Vulkaneifel – Zwischen Bad Bertrich nahe der Mosel und Ormont an der belgischen Grenze
2. Norwegische Stabkirchen in Deutschland
Wenn ich an Norwegen denke, denke ich natürlich an majestätische Fjorde, die ich so in Deutschland nicht finde, aber ich denke auch an hölzerne Stabkirchen und tatsächlich findet sich eine Hand voll auch in Deutschland. Zwei davon habe ich bereits besucht und fühle mich beim Betreten nicht nur in eine andere Zeit, sondern auch ein anderes Land versetzt. Eine Mikroreise nach Norwegen sozusagen. Meine erste Begegnung mit einer Stabkirche in Deutschland war das Replikat im Europa-Park Rust. Der letzte Ort an dem ich damals eine so hübsche kleine und originalgetreue Stabkirche erwartet hätte. Und ja, auch wenn es “nur” ein Freizeitpark ist, mag ich das Skandinavische Dorf und die kleine Stabkirche sehr, ist doch alles mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet. Die zweite Stabkirche, die ich in Deutschland besuchte kam schon deutlich größer und mit viel Wald in der Nähe daher. Die Gustav-Adolf-Stabkirche in Hahnenklee im Harz, die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurde, hatte vermutlich die Stabkirche Burgund zum Vorbild, was auch erklären würde, warum sie mir so bekannt vorkam. Ein wundervoller Ausflug, der mich an einem verregneten Januartag direkt nach Norwegen katapultierte. Auf meiner Liste stehen noch die Stabkirchen in Stiege, Lübeck und Stahnsdorf. Auf deiner ja jetzt vielleicht auch?
Liste der Stabkirchen in Deutschland
Einfach den Namen der Kirche anklicken für weitere Infos
Gustav-Adolf-Stabkirche Hahnenklee
Norwegische Stabkirche Rust (Europa-Park)
Wandstabkirche St. Nikolai Lübeck
Friedhofskapelle Südwestkirchhof Stahnsdorf
3. Finnland-Feeling an deutschen Seen
Das Land der tausend Seen (das eigentlich über 185.000 davon hat) ist eines meiner größten Sehnsuchtsziele. Die Seen, der Wald, diese ganz bestimmten Seenlandschaften erden einfach und fehlen mir oft. Doch auch in Deutschland gibt es Seen, die mich in den Norden versetzen. So war ich vor einiger Zeit zum Beispiel mit Finnweh am Plöner See. Genauer gesagt am großen Plöner See. Mitten im östlichen Hügelland Holsteins befinden sich 22 Seen und wir waren mittendrin. Als wir im Sonnenuntergang am Steg saßen und über die Landschaft blickten, hätte das 1:1 auch ein finnischer oder schwedischer See sein können. Kein Wunder, ist doch die geologische Entstehungsgeschichte während der Eiszeit quasi identisch. Schon bei der Anfahrt durch das Seengebiet kam Skandistimmung auf – spätestens, als wir eine Straße befuhren mit dem einprägsamen Namen “Lappland”. Doch nicht nur auf dem Plöner See kann man Kanu fahren und sich wie in Finnland fühlen. Auch rund um den Fichtelsee zum Beispiel, könnte man oft meinen eine Abkürzung nach Finnland gefunden zu haben. Dann noch eine Sauna und die Sache ist perfekt.
Infos
Hier wieder einige weiterführende Links
Naturpark Holsteinische Schweiz
4. Elche, Rentiere und Co. – Tiere des Nordens in heimatlichen Gefilden
Wenn mich mal wieder das Nordweh packt, sage ich oft: “Ich will da sein, wo die Rentiere sind.” Aber tatsächlich müsste ich gar nicht so weit reisen, um einer Rentiernase mit etwas Flechten eine Freude zu machen oder einen majestätischen Elch zu sehen. Zwar kommen im deutschsprachigen Raum eigentlich keine Rentiere natürlich vor und nur sehr sehr selten vereinzelt ein Elch in bestimmten Regionen, aber es gibt zum Beispiel eine Elch- und Rentierfarm in Brandenburg in der Uckermark, auf der die Tiere in Großgehegen leben und von Besuchern nur im Rahmen einer Safari besucht werden können. Die Tiere haben also viel Raum, um sich zurückziehen und bewegen zu können. Mit Huskies auf Trekking Tour gehen, kann man beim Wildguide in Silberborn, aber auch Survivalkurse belegen und vieles mehr. Und, Camping, Pardon, Glamping bei den Rentieren buchen.
Infos
Wildguide in Silberborn – Glamping bei den Rentieren, Husky- und Rentiertrekking, Survivalkurse und vieles mehr
Elch- und Rentierfarm Th.Golz Elche und Rentiere auf Safari in Großgehegen (3-5 ha) erleben
Weg zu weit? Selbstverständlich gibt es noch mehr Elch- und Rentierfarmen o.ä. in Deutschland und vor allem im Schwarzwald zum Beispiel einige Schlittenhunde. Vielleicht findet sich auch noch ein Angebot näher an deinem Wohnort.
5. Ein Stück Lappland in Nordhessen
Auch in Nordhessen gibt es Rentiere, und zwar im Lapplandlager Björkträsk im Tierpark der Sababurg. Betreut wird die Rentiergruppe von RENRAJD vualka. Doch hier kann man nicht “nur” Rentiere hautnah erleben, sondern tief eintauchen in die Kultur der Samen. Hier triffst du auf Menschen, die ihr Wissen nicht alleine aus Büchern beziehen. Ihre Wurzeln reichen bis in das südsámische Rentierzuchtgebiet von Schweden und somit gibt es Informationen aus erster Hand. Bei zahlreichen öffentlich oder individuell buchbaren Veranstaltungen können Besucher hier die Kultur der Samen kennenlernen, ihre Geschichte, Bräuche, die Rolle der Rentierzucht, ihre Musik und mehr. Kein Zufall übrigens, dass es dieses Angebot ausgerechnet an der Sababurg gibt, denn bereits 1580 schenkte Herzog Karl von Schweden dem Landgrafen zwölf Rentiere. Mit Ihnen reiste eine junge Samin. Noch heute erinnert ein Denkmal an diese “wilde Lappenfrau”.
Infos
RENRAJD vualka – Lapplandlager Björkträsk – Sababurg 1 – Im Tierpark – 34369 Hofgeismar
6. Faszination Sauna in Deutschland – Von Kirchensauna bis Saunafloß
Ein finnisches Sprichwort sagt, dass man sich in der Sauna, wie in der Kirche benehmen solle. Doch in Hamburg kann man auch gleich in der Kirche in die Sauna gehen und zwar in der finnischen Seemannskirche. Es gibt öffentliche Termine oder privat buchbare. Aber selbstverständlich gibt es hier nicht nur eine Sauna. Die “Merimieskirkko” ist ein Stück Finnland in Deutschland, in erster Linie für Seeleute und im Ausland lebende Finnen da, aber laut eigener Aussage seit Jahrzehnten auch für Fernfahrer/innen und in jedweder Art Reisende. Bekannt ist sie auch für ihren jährlichen Weihnachtsbasar.
Eine ganz besondere Art eine finnische Sauna zu genießen, ist auf einem Saunafloß im Wasser. Zum Beispiel auf dem Müggelsee in Berlin. Sauna, See, Löyly und Birkendwedel – Da kann man schon mal vergessen, dass man gar nicht in Finnland ist.
Verschiedene Saunevents kann man in Süddeutschland bei und mit Kati Niemi (oder kurz Sauna-Kati) erleben. Ihre Liebe zu und ihr Wissen über die Sauna teilt sie auf ihrem Blog, Social Media und eben in zahlreichen tollen Events, wie zum Beispiel After-Work-Sauna in der Sisu-Sauna, reiner Frauensauna, Saunaworkshops etc.
Zum Thema Saunakultur empfehle ich euch außerdem die Sauna-Lobhudelei von Finnweh und mir in unserem gemeinsamen Podcast “No Niin”.
Infos
Finnische Seemannskirche Hamburg – natürlich mit Sauna
Finnfloat – Sauna-Floß und Spa
Welt der Sauna – Alles über die Sauna und verschiedene Events mit Sauna-Kati
No Niin Podcast – Lobhudelei auf die Sauna und auch sonst hörenswert für alle mit Nordweh 😉
7. Trolle im Süden?
Denken wir an den Norden und seine Mythologie, kommen wir an Sagengestalten wie Feen, Elfen und auch an Trollen nicht vorbei. Gerade letztere tauchen in unterschiedlichsten Formen in verschiedenen nordischen Ländern auf. Es sind mal furchteinflössende, mal eher putzige oder freche Gestalten, die durch Sagen und Märchen trollen und für uns Menschen eher selten sichtbar werden, wenn man die Figuren in den Souvenirläden außer Acht lässt. Trolle faszinieren Groß und Klein und inspirieren sogar Künstler, wie zum Beispiel den Dänen Thomas Dambo. Der Künstler, der ausschließlich mit recycelten Materialien arbeitet, widmet seinen Trollen und Riesen eine ganze Reihe und die teils riesigen Kunstwerke laden zu einer Schatzsuche ein. Aber Vorsicht, das könnte eine Weile dauern, denn Mittlerweile sind es über 130 Trolle und Riesen, die sich fast über die ganze Welt verteilt haben. Eine eigens erstellte Trollmap hilft sie aufzuspüren und zwei der Skulpturen findet ihr auch in Deutschland. Eine im Norden und eine im Süden. Mehr verrät euch die Trollmap …
“My mission is Waste No More: our world is drowning in trash while we are running out of natural resources. I spend my life showing the world that beautiful things can be made out of trash. I give new life to discarded materials by turning them into large-scale artworks. My aim at the moment is to build 1,000 Trolls using recycled materials all over the world,” – Thomas Dambo
Infos
Trollmap – Übersicht der Kunstwerke weltweit
8. Nordisches Berlin
Weiter oben habe ich schon Finnfloat aus Berlin erwähnt, für ein ganz besonderes Saunaerlebnis, aber in der Hauptstadt gibt es unzählige Möglichkeiten ein bisschen Skandinavien in Deutschland zu erleben. Einige Ideen habe ich hier zusammengetragen. So könnt ihr zum Beispiel liebevoll ausgesuchtes Skandinavisches Design in Helenes wundervollem Laden Nordliebe in Schöneberg shoppen oder bei Herr Nilsson GODIS mit bunten skandinavischen Süßigkeiten das innere Kind füttern. Die bunten Süßigkeitenläden gibt es praktischerweise gleich an mehreren Standorten in Berlin. Aber bevor wir uns weiter den Bauch vollschlagen machen wir vielleicht einmal kurz Halt im Hansaviertel und stellen fest, dass es auch ein Alvar Aalto Haus in Berlin gibt. Der Finne entwarf das Wohngebäude in der Kloppstockstraße anlässlich einer internationalen Bauausstellung 1957. Vielleicht machen wir aber auch einen Spaziergang durch das sogennante Skandinavische Viertel mit seinem ganz besonderen Flair. Eine ganz besondere Buchhandlung für Liebhaber der Nordens und der nordischen Literatur gibt es in Pankow: Pankebuch. Neben Büchern aus dem Norden gibt es hier auch regelmäßig Lesungen und weitere Veranstaltungen. Natürlich machen wir auch Halt bei den Nordischen Botschaften und dem Felleshus. Hier gibt es selbstverständlich frischen Kaffee und Zimtschnecken, aber auch regelmäßig wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen. Snacks für Zwischendurch gibt es z.B. am Kioski, das finnische Kioskkultur nach Berlin bringt. Und wer nach einem aufregenden Tag im nordischen Berlin den passenden kulinarischen Abschluss sucht, der wird vielleicht bei Möllers Köttbullar oder in Munch’s Hus fündig und gesättigt.
Infos
Für Infos einfach die markierten Tipps im Text anklicken und ihr kommt zu der jeweiligen Homepage mit Infos, Adressen etc.
9. Feste des Nordens
Viele Feste ähneln unseren oder sind gar gleich, aber es gibt eben auch Ausnahmen, wie das Luciafest oder die Mittsommerfeierlichkeiten, die es so bei uns nicht gibt. Aber warum eigentlich nicht zu Lucia Lussekatter backen oder zu Midsommar Freunde einladen und draußen feiern? Es muss ja nicht gleich eine Midsommar-Stange in deinem Garten stehen, aber vielleicht können wir es uns abschauen, dieses Feiern des Sommers und des Lebens und das bewusste Mitnehmen dieser sommerlichen Marmeladenglasmomente in den Herbst und Winter. Ich bin ganz klar dafür, das ein oder andere zu übernehmen und ganz eigene neue Traditionen zu schaffen. Ich feiere zum Beispiel seit Jahren Midsommar zuhause. Unser Fest ist über die Zeit eine Mischung aus schwedischen Traditionen, finnischen Einflüssen und hessischer Gemütlichkeit geworden und wir lieben es.
Infos
Buchtipp: “Meine Midsommar-Momente – Die schönsten schwedischen Traditionen zum Selbermachen” von mir (Sina Kaiser). Überall wo es Bücher gibt.
Mein Porridge esse ich morgens oft aus meiner Schale von Pentik. Finnisches Design, dass mich auch immer an eine tolle Winterreise erinnert. Auf der Kaffeetasse treiben Mumins ihr Unwesen, die einst der Kreativität der Finnlandschwedin Tove Jansson entsprungen sind. Generell finden sich in unserem zuhause skandinavische Designklassiker von IKEA bis Marimekko, denn einen Teil des Skandifeelings, dass wir “dort oben” so lieben, können wir selbstverständlich mit in den Alltag nehmen. Zwar habe ich noch immer kein Birkenwäldchen mit See vor dem Küchenfenster, aber wenn die Sehnsucht gar so groß ist, backe ich zur Fika oder Kaffepaussi eben Zimtschnecken. Oder Korvapuusti in meinem Fall. Aber das ist nicht so wichtig. Hauptsache viel Zimt und Kardamom. Spätestens wenn dieser Geruch durch die Küche strömt, klappt es mit dem Skandifeeling auch zuhause. Du findest bei mir eine kleine Auswahl nordischer Rezepte, aber noch mehr Inspiration gibt es bei Foodie-Queen Mahtava.
Was ich noch aus dem Norden mitgebracht habe, ist die Erkenntnis, wie sehr die Natur uns erden kann. Einfach mal raus in den Wald, wenn alles zu viel wird. Einen Baum umarmen, an einem kleinen Teich sitzen. Es muss überhaupt nichts aufregendes sein, nur ein kleines Fleckchen Natur, auf das man sich konzentrieren kann. Die Idee des Waldbadens stammt zwar aus Japan (shinrin-yoku), aber ich verbinde ein sehr nordisches Lebensgefühl damit und viele wunderbare Momente in der Natur des Nordens.
Etwas weniger besinnlich, aber für mich ebenso entspannend, ist ein Flohmarktbesuch. Zwar heißen sie hier nicht Loppis oder Kirppis und es finden sich auch weniger Iittala-Schätzchen, aber dennoch liebe ich die Besuche kleiner Flohmärkte oder Trödelläden. Eine Liebe, die ich tatsächlich auch erst im Norden entdeckt habe.
Fazit
Der Norden Europas bleibt einzigartig und unnachahmlich, aber hier und da kann er auch zuhause aufblitzen, wir können uns ganz bewusst ein Stück Skandinavien in den Alltag holen oder Orte finden, die unser Skandiherz höher schlagen lassen, bis wir unseren Kompass wieder auf Nord-Nord stellen und unsere Sehnsuchtsorte bereisen können. Vorfreude ist doch bekanntlich die schönste Freude!
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Juhls` Silver Gallery — Ein ungewöhnlicher Ort in der Finnmark
Eine junge Silberschmiedin zieht es von Deutschland in die Finnmark, um die Kultur der Samen kennenzulernen. Sie verliebt sich in das Land, die Kultur, einen Dänen und bleibt. Das Lebenswerk der beiden fasziniert heute Besucher aus aller Welt, die in Kautokeino in der Finnmark bei Juhls Halt machen.
Begegnungen in Kautokeino
Inhalt
Es ist schon viele Jahre her, dass wir diesen besonderen Ort entdeckten. Wir waren mit Kleinkind auf unserer ersten Nordlandfahrt unterwegs zum Nordkap, als unsere Reiseroute auch durch Kautokeino führte. Kautokeino. Den Ortsnamen hatte ich schon gelesen und wusste, dass der Ort als das Zentrum der samischen Kultur in Norwegen gilt. Mehr wusste ich damals nicht wirklich über den Ort und noch viel weniger über die Samen. Da wir auch unsere Vorräte auffüllen mussten, lenkten wir unser Wohnmobil auf den Parkplatz eines kleinen Supermarktes und machten unsere Besorgungen. Als wir diese später zu unserem Zuhause auf Rädern zurücktrugen, begegneten wir einer ausgelassenen samischen Hochzeitsgesellschaft, die zu Fuß die Straße überquerte und offensichtlich auf dem Weg zur Feier war, denn der fröhliche, bunte und prächtige Tross, verschwand kurz darauf in einem Gebäude, aus dem Musik zu hören war. Natürlich sahen wir hin und bewunderten die einzigartigen Trachten, den Schmuck, die Farben und den Stolz mit dem sie getragen wurden. Man nickte uns freundlich zu und winkte unserer staunenden Räubertochter fröhlich zu. Eine so flüchtige und doch einprägsame Begegnung mit einer faszinierenden Kultur. Ich nahm mir vor unbedingt noch mehr zu lesen und zu lernen, über diese Menschen, ihre Geschichte, Gegenwart und Zukunft. In diesen Gedanken versunken, kletterte ich mit Mann und Kind wieder ins Wohnmobil, denn es sollte weiter nordwärts gehen. Doch bevor der Kaiser das Wohnmobil wieder auf die Hauptstraße lenkte, sah ich aus dem Augenwinkel einen Wegweiser zu einer Silberschmiede. „Juhls` Silver Gallery“ stand darauf und auch wenn das gar nicht der Plan war, hatte ich das Gefühl: Da sollten wir hin.
Juhls` Silberschmiede Kautokeino
Die Silberschmiede liegt auf einer Anhöhe mit Blick über Kautokeino und den Kautokeinoelva, an dessen Ufer die Ortschaft liegt. Schon von außen ahnen wir, dass wir hier an einem außergewöhnlichen Ort gelandet sind. Verschiedene abstrakte Gebäudeabschnitte verschmelzen zu einem großen Ganzen, dass sich doch irgendwie organisch in die Landschaft einfügt. Viel Glas sehen wir, Mosaik, bunte Farben und ein güldenes Ei. Neugierig folgen wir dem Weg zum Eingang und betreten die Galerie Juhls.
Staunend sehen wir uns in den Räumen um, in denen es so viel zu entdecken gibt, bestaunen den Schmuck, die Architektur, entdecken einen Hühnerstall in den man durch eine Glasscheibe sehen kann, Schafe vor dem Fenster, sind hinter jeder Ecke aufs neue erstaunt und überrascht und treffen dann auf eine Frau, die uns auf deutsch anspricht. Sie zeige gerade einigen Gästen die Galerie, wir sollen uns doch gerne einfach anschließen. Das tun wir und folgen Regine Juhls durch ihr Reich. In den 50er Jahren kam die aus Ostpreußen stammende und nach Deutschland geflohene Regine nach Norwegen. Genauer gesagt reiste die junge Frau gezielt in die Finnmark. Fasziniert von der Geschichte der Samen hatte sie alles gelesen, was sie finden konnte und wollte diese Menschen unbedingt kennenlernen. In Kautokeino lernte sie außerdem ihren Mann Frank, einen Dänen, kennen und blieb. Was heute auch Reisende aus aller Herren Länder fasziniert, begann mit dem Wunsch der beiden auf einem damals noch völlig unbebauten Hügel zu siedeln. Anfangs übernahm das Paar kleinere Arbeiten für die Rentierzüchter in der Region, deren traditionellen samischen Schmuck sie reparierten, doch bald darauf begannen sie auch neue Schmuckstücke herzustellen.
Der Schmuck der Samen in der Finnmark
Mich interessiert, wie das war mit der fremden Kultur und dem traditionellen Schmuck. Ist es nicht seltsam, wenn „Fremde“ diesen herstellen? Schnell lerne ich, dass das schon früher so war. Die Samen, klassischerweise Rentier züchtende Nomaden, stellten ihren Schmuck nicht selbst her. Wie auch, wenn sie umherzogen? Der Schmuck kam Jahrhunderte lang aus Südskandinavien, Russland und dem Baltikum zu ihnen. Kugelamulette aus dem 13. Jahrhundert, die vor der Pest schützen sollten. So wie Tuch und Seide kam der Schmuck von weit her, wurde getauscht und gehandelt und mit Stolz als Zierde getragen. Der Schmuck der Samen, der nie selbst geschmiedet worden war, wurde von den Rentierzüchtern, die diesen besaßen, in Ehren gehalten, repariert, wenn etwas Schaden nahm und von Generation zu Generation weitervererbt. Die Schmuckstücke, die Regine und Frank Juhls also in den 50er und 60er Jahren zur Reparatur gebracht bekamen, waren größtenteils seit dem Mittelalter weitergereicht worden. Die Arbeit an und mit diesen Schmuckstücken inspirierte sie auch eine neue historische Schmucklinie zu entwerfen, für die Menschen der Region, die Samen, die ihre Kultur nach wie vor leben. Noch immer werden diese Schmuckstücke in der Region, für die Menschen der Region hergestellt, mit großem Respekt gegenüber der Natur und der Kultur. Und mit Stolz. Touristen wie wir bewundern diese Kunstschätze und lernen so ganz nebenbei einiges über das Volk der Samen.
Juhls ist ein Gesamtkunstwerk
Doch neben traditionellen Schmuckstücken, entdecken wir auch moderne Variationen und Regines Schmucklinie „Tundra“, die zwar auf den ersten Blick sehr abstrakt erscheint, aber auch organisch, ist sie doch inspiriert durch ihr Leben in und mit der Natur. Ich glaube auf den zweiten Blick Moos und Farn, Eis und Schnee, aber auch Wind und Tautropfen in manchen ihrer Schmuckstücke zu erkennen, die noch heute in der Werkstatt der Galerie von einem Team angefertigt werden. Ebenso wie alle anderen Schmuckstücke, die hier entworfen wurden. Regine Juhls ist täglich in der Galerie, aber vor allem auch in der Natur, genießt die Stille und Einsamkeit und drückt die Faszination der Finnmark in Silber aus. Doch es ist nicht nur der Schmuck, den sie uns zeigt. Das Gebäude selbst ist ein Kunstwerk. Nachdem das Haus stand, kam jedes Jahrzehnt ein neuer Anbau hinzu.
Ferne Kulturen in der Finnmark
Am meisten überrascht uns wahrscheinlich, als wir eine Treppe hinuntergehen und das Gefühl haben, nicht mehr im hohen Norden zu sein, sondern eher im Herzen Asiens. Wandteppiche, Schnitzereien, Bilder – der Raum erscheint wie eine Hommage und das ist er wohl auch. In den 80er Jahren reisten Frank und Regine Juhls nach Afghanistan, verbrachten Zeit mit Nomaden, mit Geflüchteten und unterstützten sie unter anderem dadurch, dass sie kunstvolle Schnitzereien mitbrachten, die sie verkauften und so Geld sammelten, dass den Menschen in Afghanistan zu Gute kam. Eine Freundschaft und ein kultureller Austausch entstand, dem die beiden auch hier in ihrer Galerie in der Finnmark Raum gegeben haben. Staunend und ehrfürchtig tapsen wir hinter Regine Juhls durch das Lebenswerk, dass sie mit ihrem Mann geschaffen hat und spüren an jeder Ecke, dass dies dennoch kein Museum ist, sondern Lebensraum. Wir sind Gast im Wohnzimmer der Juhls, wenn es auch etwas größer und einzigartiger daherkommt als gewöhnlich.
Das Mosaik
Über der Ein- und Ausgangstür erstreckt sich ein riesiges, buntes und sehr detailverliebtes Mosaik, an dem Regine Juhls noch immer arbeitet, als wir vor ein paar Jahren nochmals nach Kautokeino reisen. Frank Juhls ist inzwischen verstorben, Tochter Sunniva hat die Geschäfte übernommen, aber als ich mir den Tundra-Schmuck anschaue und mich gar nicht entscheiden kann, weil ich so viele Stücke wunderschön finde, höre ich eine Stimme, an die ich mich erinnern kann. Es ist Regine Juhls, mittlerweile über 80 Jahre alt, die einer Kundin ein paar Fragen beantwortet, um dann irgendwo in der Galerie zu verschwinden. Vielleicht ins Atelier, vielleicht etwas für das Mosaik holen oder einfach in die Natur, um die Stille zu genießen. Und wir streichen noch eine Weile durch ihren Lebensraum, dankbar diesen wunderbaren Ort erneut erlebt zu haben und verlassen Juhls` Silver Gallery später mit einem Lächeln und einem Schmuckstück als Erinnerung. Vi ses!
Infos
Hier findet ihr Juhls` Silver Gallery:
Juhls’ Silver Gallery – Galaniittuluodda – 9520 Kautokeino – Norway
Noch ein paar Kautokeino-Facts:
Kautokeino (nordsamisch Guovdageaidnu) wird hauptsächlich von Samen bewohnt, die dort erst im 18. Jahrhundert dauerhaft siedelten, nachdem die Gegend zuvor nur von umherziehenden Samen bewohnt wurde. Heute führt die Europastraße E45 durch den Ort. Die samische Hochschule “Sámi allaskuvla” hat ihren Sitz in Kautokeino. Das samische Theater “Beaivváš Sámi Našunálateáhter” sowie das norwegisch-samische Parlament “Sameting” haben einen Sitz im Ort. In Kautokeino findet jedes Jahr um die Osterzeit der “Sámi Grand Prix” statt, ein Musikwettbewerb samischer Musik, bei dem samische Künstler aus Norwegen, Finnland, Schweden und Russland in zwei Kategorien gegeneinander antreten. Die Band KEiiNO, die Norwegen beim Eurovision Song Contest 2019 vertrat, benannte sich nach Kautokeino.
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Die Wildnis zum Greifen nah – Lappland-Sommer pur im Herzen Enontekiös
Das finnische Dorf Hetta ist der ideale Ausgangspunkt für zahlreiche Aktivitäten in der Weite der Fjell-Region — nicht nur für erfahrene Outdoor-Enthusiasten.
Steine knirschen unter den Schuhen beim kurzen Aufstieg zum Aussichtspunkt Jyppyrä. Noch ein paar Schritte und der Blick geht in die Weite, über Wälder, den Ounasjärvi mit der fast herzförmigen Insel Karjalansaari bis zur Fjell-Kette Pallas-Ounastunturi. Ein atemberaubender Ausblick, der den Besucher die Weite der wilden Natur Enontekiös erahnen lässt. Eine Landschaft, die einst auch das literarische Werk des finnischen Tierarztes und Schriftstellers Yrjö Kokko prägte. Das im äußersten Nordwesten Finnisch Lapplands gelegene und von Fjell-Landschaft umgebene Hetta ist das Herz Enontekiös und vielen als Ausgangspunkt für den Fernwanderweg Hetta-Pallas bekannt, doch wer sich etwas Zeit nimmt, sich genauer umzusehen und etwas länger bleibt, den werden die schier endlosen Möglichkeiten überraschen, die die Region für Outdoor-Freunde jeden Alters und jeden Fitnessgrads bereithält. Und eines ist gewiss: Es sind auch die Menschen, die diese Region so besonders machen.
Zu Besuch bei den Huskys in Hetta
Inhalt
Wir werden schon erwartet und herzlich begrüßt, als wir auf die Huskyfarm in Hetta einbiegen. Eine Ausfahrt mit den Huskys steht auf dem Programm, doch zunächst lernen wir die Farm und ihre Bewohner kennen. Britin Anna und Finne Pasi sind ehemalige Profisportler, die sich erstmals im tibetischen Hochplateau am Startpunkt eines internationalen Rennens trafen. Als sie 2005 einen Ort suchten, um sich niederzulassen, die Huskyfarm aufzubauen und eine Familie zu gründen, wünschten sie sich eine schneesichere Region, nicht zu weit von den Bergen entfernt, viel Natur, die dennoch gut angebunden an das Straßennetz sein sollte. So fiel die Wahl fast selbstverständlich auf Hetta. „Wir möchten, dass die Gäste eine gute Zeit hier haben. Dabei ist uns verantwortungsbewusstes Reisen und Aufklärung sehr wichtig. Das macht das Erlebnis am Ende für Mensch, Tier und Natur besser.“ Wie Anna das meint erfahren wir bei einem Rundgang über das riesige Gelände. Hier ist viel Platz, um die Hunde entsprechend ihrer Bedürfnisse zu versorgen. Ganz am Rand des Geländes entspannen einige der älteren Hunde unbeeindruckt in der Sonne, während die Jungtiere schon aufgeregt auf den Besuch und den damit verbundenen kleinen Ausflug und die Streicheleinheiten warten. Wir erhalten einen umfassenden Einblick, wie der Alltag auf der Farm aussieht und packen mit an, statt nur zu konsumieren.
Sommeraktivitäten in Hetta
„Achtung! Single Trail!“ ruft Anna uns zu. „Nicht zu viel denken, einfach mir nach!“ Wir sind noch zu einer kleinen Tour mit dem Rad aufgebrochen und ehe wir uns versehen lenken wir unsere E-Mountainbikes über einen schmalen, einspurigen Waldweg und haben ein breites Lächeln im Gesicht, nachdem wir die Passage gemeistert haben. Annas Sohn ist diese Strecke schon als kleines Kind gefahren, aber erstens haben Kinder ja auch vor nichts Angst und zweitens muss man ja irgendwo anfangen, zwinkert sie uns zu. Die Region hier ist nicht nur für Wanderer, sondern auch für Mountainbiker ein echtes Paradies. Das Terrain wechselt ständig von schroffen Felsen zu dichten Wäldern, erzählt Anna uns. Es ist teils anspruchsvoll, teils für absolute Neulinge geeignet. An einem Bohlenweg steigen wir dann doch lieber ab und schieben ein kleines Stück. So entdecken wir auch noch die Fauna und Flora des Waldes und Anna zeigt uns einige Kräuter, die wir noch nicht kannten oder schlicht nicht erkannt hätten. „Probier mal. Das schmeckt köstlich im Salat.“ Sie hat recht und so tauchen wir ganz nebenbei mit allen Sinnen in die Region ein, während wir die Fahrt fortsetzen.
Gastfreundschaft und Tradition in Finnisch-Lappland
Eine Jahreszahl über dem Hoteleingang fällt uns ins Auge. 1924. „Meine Familie ist schon länger hier“, erzählt Tiina, die Chefin des Hetan Majatalo uns, nachdem wir in die lichtdurchfluteten Zimmer eingecheckt haben. „1924 hatten wir aber dann die ersten zahlenden Gäste. Ich leite das Hotel in vierter Generation.“ Das Hotel ist damit Lapplands ältester touristischer Betrieb in der gleichen Familie. Auch ihre Mutter arbeitet noch aktiv im Hotel mit und ihr Mann ist der Koch, bei Bedarf aber auch Barkeeper, Rezeptionist und Handwerker. Das sei üblich in Hetta. Die meisten Hotels und Unternehmen seien von einheimischen Familien geführt und das mache den Reiz auch aus. Gäste und Gastgeber schätzen den unkomplizierten Kontakt und die persönlichen Atmosphäre. „Hetta ist ein kleines, authentisches Dorf und typisch für Lappland. Massentourismus gibt es hier nicht.“ Doch verstecken muss das 700-Seelen-Dorf sich keinesfalls. „Es ist klein, aber bietet alles was man braucht“, sagt Tiina. Und schon alleine die Natur und die Ruhe mache die Region doch zu einem traumhaften Reiseziel und genau das wolle man erhalten. Dabei sind Schlagwörter wie „nachhaltiger Tourismus“ nichts Neues für die Menschen in Hetta. „Nachhaltigkeit ist schon immer etwas völlig Selbstverständliches für uns.“ Man lebt mit der Natur. Die Jahreszeiten geben den Takt vor und Tiina kann die Frage nach ihrer Lieblingsjahreszeit nicht beantworten. „Ich liebe sie alle acht.“ Acht? Ja, sagt Tiina, in Lappland gibt es acht Jahreszeiten. Darüber könnten wir in der Ausstellung des Naturzentrums noch mehr erfahren. Sie jedenfalls liebe den Winter sehr, aber genieße jetzt auch einfach die Sommerzeit, die Zeit der nachtlosen Nächte, zwischen der Schneeschmelze im späten Frühling und der Erntesaison im Frühherbst, wenn die Natur sich langsam bereit macht für eine letzte Farbexplosion vor dem Beginn des Winters.
Unterwegs im und ums Fjell
Der Nationalpark mit seinen zahlreichen Wanderwegen liegt direkt vor der Haustür und so schnüren auch wir die Wanderschuhe und verstauen das Kartenmaterial aus dem Besucherzentrum. Hier haben wir auch die Ausstellung „Vuovjjuš” (Wanderer) angesehen, in der der Besucher das Nomadenvolk der Samen durch die Geschichte, das Fjell und die acht Jahreszeiten begleiten kann. Eine Ausstellung, die noch mal einen ganz neuen Blickwinkel auf die umgebende Natur eröffnet. Mit diesen Gedanken und Proviant im Gepäck wandern wir durch den Wald, sehen Rentiere, passieren Seen, sehen Wollgras, sammeln Beeren und steigen hinauf ins Fjell. Wir rasten an einer der Wildnishütten und spüren, wie wir mit jedem Schritt Ballast abwerfen und entspannen können. Als wir gestern abend noch die Strandsauna des Hetan Kota besuchten, sagte Besitzer Janne zu uns, dass die Gegend die Gäste verändere, wenn sie sich darauf einließen. Er beobachte immer wieder, wie die Masken fallen und sie plötzlich ganz sie selbst sein könnten. Entspannt und frei. Auch wir fühlen das, mit den Füßen fest auf dem Boden des Fjells, das Gesicht in der Sonne, mit leichtem Wind in den Haaren und ein paar Blaubeeren in der Hand.
Das pure Lappland
Die weite Reise in den hohen Norden lohnt sich. In der Fjell-Region Enontekiös, die seit jeher die Heimat der Rentiere und Rentierzüchterfamilien ist, kann man wortwörtlich aufatmen und entschleunigen. Eine atemberaubende Landschaft, in der man sich verlieren und finden kann liegt direkt vor der Haustür und bietet genug Raum und Möglichkeiten für alle. Und was braucht es am Ende mehr, außer Menschen, die das Herz am rechten Fleck tragen, der klarsten Luft Europas, der Weite des Fjells und der Stille der Wildnis? Hier lässt es sich noch erleben, das pure Lappland.
Tipps für deinen Urlaub in Hetta/Enontekiö:
Anreise:
- Zug: Mit dem Nachtzug von Helsinki nach Kolari.
- Flug: nach Kittilä.
Von Kolari bzw. Kittilä aus geht es mit dem Mietwagen in etwa zwei Stunden nach Hetta. Alternativ mit dem Bus von Flughafen bzw. Bahnhof nach Hetta.
Übernachten:
- Hotel Hetan Majatalo. Familiengeführtes Hotel in vierter Generation. Familiäre Atmosphäre mit Hotelkomfort. https://hetan-majatalo.fi/de/
- Hotel Jussan Tuppa. Familiengeführtes Hotel mit Restaurant im Zentrum. https://www.jussantupa.fi/en/
- Hetan Kota. Mit Nachhaltigkeitssiegel ausgezeichnete Unterkunft. Hotelzimmer, Hütten und Sauna direkt am See. Neu: Einige wenige idyllische Stellplätze für Camper. https://hetankota.joikubooking.com/en
- Holiday Village Paavontalo. Typische, gut ausgestattete Hütten und Sauna am See. Ebenfalls Familiengeführt. www.tosilappi.fi/en/lomakyla-paavontalo-en/
Aktivitäten:
- Der direkt vor der Haustür gelegene Pallas-Yllästunturi Nationalpark lädt zu zahlreichen Outdooraktivitäten ein. www.nationalparks.fi/pallas-yllastunturinp/trails
- Im Naturzentrum „Tunturi-Lapin luontokeskus“ erhält der Besucher ausführliche Informationen zum Nationalpark und den umliegenden Fjell-Gebieten, kann Touren buchen, Kartenmaterial erhalten, sowie Angel- und Jagderlaubnisse. Des Weiteren ist das Zentrum für die Vermietung der Wildnisnütten in und um den Nationalpark zuständig. Es beherbergt ausserdem eine Ausstellung über die Kultur der Samen, einen kleinen Shop, ein Café und organisiert regelmäßig verschieden Veranstaltungen. www.luontoon.fi/tunturi-lapinluontokeskus
- Aussichtspunkt „Jyppyrä“: Direkt neben dem Besucherzentrum führt ein kurzer, markierter Weg auf einen 400 m hohen Gipfel mit Schutzhütte, Feuerstelle und Aussicht über die Fjell-Kette Pallas-Ounastunturi und den Ounasjärvi.
- Hetta Huskies: Husky-Touren und Farmbesuche auf der mehrfach mit einem Nachhaltigkeitspreis ausgezeichneten Huskyfarm, aber auch (E-)Mountainbike-Touren, Kanu- und Kajak-Ausflüge und vieles mehr. https://hettahuskies.com/de
- Die Kirche von Enontekiö: Mitten im Zentrum des Dorfes auf einem Hügel gelegen. Sie wurde vom Architekten Veikko Larkas entworfen und 1952 geweiht
- Heimatmuseum Enontekiö: Kleines, aber liebevoll hergerichtetes Museum mit mehreren Gebäuden. Drei Kilometer außerhalb von Hetta in Richtung Vuontisjärvi.
- Vogelbeobachtung: Der nach dem Tierarzt und Schriftsteller Yrjö Kokko benannte Aussichtstrum, liegt 9,5 Kilometer vom Besucherzentrum in Richtung Vuontisjärvi auf der Straße 956.
- Silberschmiede und privates Museum: Die älteste Silberschmiede der Region, „Hetta Silver“ ist spezialisiert auf Lappland typischen Schmuck und zeigt außerdem etwa 250 alte Werkzeuge und Utensilien, die die Geschichte der Region widerspiegeln. https://hettasilver.com/museo/
Tipp:
Hotelbetreiber, Tourenanbieter und lokale Unternehmen sind im kleinen Hetta gut vernetzt und arbeiten selbstverständlich Hand in Hand. Transfers zum Ausgangspunkt oder vom Endpunkt einer Wanderung z.B. sind kein Problem und in der Unterkunft ist man gerne behilflich eine bestimmte Aktivität zu buchen und zu organisieren — persönlich und individuell.
Transparenzhinweis: Dieser Artikel entstand bereits 2021 im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Nordis-Magazin und erschien zuerst in deren Ausgabe 1/22
Geschichten aus dem Rokua Geopark – Zu Gast in einer einzigartigen Ecke Finnlands
Während wir dem Flusslauf folgen verändert sich die Landschaft. Flechten und Moose wachsen auf dem sandigen Boden, Licht fällt zwischen den Bäumen hindurch und irgendwann stehen wir am Strand und blicken auf einen See so weit wie das Meer.
Der UNESCO Global Geopark überrascht mit einer einzigartigen Landschaft, die die Eiszeit hinterlassen hat, mit spannenden Geschichten und Menschen, die das Herz am rechten Fleck tragen.
-Hinweis: Dieser Beitrag enthält Werbung-
Mittlerweile habe ich doch einige Reisen durch Finnland unternommen. Bis in den hohen Norden. Dabei kam ich meist im Westen über Oulu oder wir fuhren im Osten auf der Via Karelia gen Norden. Die Region, die zwischen Oulu und Kajaani liegt, hatten wir dadurch schlicht verpasst. Diesen Sommer bin ich allerdings einer Einladung gefolgt und durfte mit Michaela von Mahtava und Christine von Finnweh (und ihrem Mini-Finnen) den Rokua Geopark besuchen und herausfinden welch landschaftliches und kulturelles Juwel uns da bisher entgangen war.
Kurz und knackig: Ein paar Fakten über den Rokua Geopark
Inhalt
- Kurz und knackig: Ein paar Fakten über den Rokua Geopark
- Ankommen und eintauchen im Kalevala-Dorf
- Kaisa und die Magie Rokuas
- Atte und die Fische
- Mit Mari auf Manamansalo und am Oulujärvi
- Bei Asko zuhause – Zeitreise am Fluß
- Mehr als Camping – Zu Gast bei Päivi, Pekka und Herbert
- Weitere Tipps für Ausflüge und Übernachtungen
- Anreise nach Rokua
- Fazit
- Mehr Infos?
Der Geopark liegt im Norden des Landes, genauer gesagt in Nordösterbotten, etwa 200 km südlich des Polarkreises und beginnt nur etwa eine halbe Autostunde von Oulu entfernt. Auf etwa 1.326 Quadratkilometern hat die Eiszeit drei verschiedene Landschaftstypen hinterlassen. Vom idyllischen Farmland um den Fluß Oulujoki geht es über die mit Flechten und Wald bewachsenen großen Sanddünen und Wallberge vorbei an tiefen Kessellöchern mit kristallklarem Wasser bis an die Sandstrände des Oulujärvi, der fünftgrößte See des Landes. Der Oulujärvi ist tatsächlich so groß (mit ca. 900 km² deutlich größer als der Bodensee mit 536 km²), dass man teilweise meinen könnte man stünde am Meer. Wegen der abwechslungsreichen Landschaft, der Geschichte und den kulturellen Highlights bezeichnet man Rokua zurecht auch als “Finland in a Nutshell”. Im gesamten Geopark finden sich unzählige Wander- und Radwege. Seit 2010 ist Rokua UNESCO Global Geopark und ist der nördlichste Geopark Finnlands.
Mehr zur Entstehung dieser besonderen Landschaft erfahrt ihr bei Finnweh.
Ankommen und eintauchen im Kalevala-Dorf
Bei der Anreise staunen wir über die unfassbar vielen Flechten, die den überraschend sandigen Boden großflächig bedecken. Fast sieht es aus, als sei frischer Schnee gefallen und es erinnert uns ein wenig an Lappland. Mit Mari, deren Einladung wir gefolgt sind, um die Region kennenzulernen, treffen wir uns am “Kalevala Heritage Village”. Gemeinsam steigen wir eine Treppe hinab und tauchen ein in eine andere Welt. Das kleine Freilichtmuseum, das frei zugänglich ist, liegt in einer Senke im Wald und hat eine ganz faszinierende Ausstrahlung. In Ahmas lebten unter anderem viele Runensänger, deren Vermächtnis sich unter vielen anderen im finnischen Nationalepos “Kalevala” wiederfindet, für das Elias Lönnrot im 19. Jahrhundert mündlich überlieferte Mythologien gesammelt und zusammengestellt hat. Wir tauchen also tief in die Seele Finnlands ein. Mit Mari stehen wir in einem der alten Gebäude, die hier zusammengetragen wurden und wünschen uns alle, die Wände könnten noch mehr aus längst vergangenen Zeiten erzählen. Ein wunderbarer Auftakt für unsere Entdeckungsreise im Rokua Geopark.
Infos: Kalevala Heritage Village – Puukkolanniementie 7, 91660 Utajärvi (Ahmas)
Kaisa und die Magie Rokuas
Als wir später von der Hauptstraße abbiegen und einem kurzen Weg durch den Wald folgen, erspähen wir schon die Holzvilla an der Kaisa auf uns wartet. Rauch steigt aus gleich zwei kleineren Hütten auf und wir nähern uns neugierig. Die erste Hütte entpuppt sich als große Grillhütte Marke Eigenbau in der bereits das Essen auf uns wartet, wie uns Kaisa gleich wissen lässt. “Kommt und setzt euch, stärkt euch und danach ist die Rauchsauna für euch bereit”, ruft sie uns zu. Es gibt frischen Fisch, den sie selbst gefangen hat, Kartoffeln und Salat aus eigenem Anbau. Es schmeckt köstlich und der obligatorische Kaffee steht auch schon auf dem Feuer. So gestärkt lassen wir uns nur zu gerne das großzügige Saunagebäude zeigen mit einer der imposantesten Rauchsaunen, die ich je gesehen habe. 2014 wurde sie sogar zur besten Rauchsauna des Landes gekürt. Der Ofen ist fast Mannshoch und das Löyly gigantisch. So eine imposante Sauna ist durchaus passend, kommen doch in der Villa Gruppen bis zu 20 Personen unter. Auch wir testen natürlich die Sauna, nachdem sich Kaisa mit den besten Wünschen verabschiedet hat und sinken anschließend in den Hot Pot direkt vor der Sauna mit Blick zur Villa und in den Wald ringsherum. Das Licht der untergehenden Sonne fällt magisch durch die Bäume und wir beginnen einen Satz zu verstehen, den wir vorhin von Kaisa gehört haben: “When you come to Rokua Geopark, there is something magic I think.”
Infos: Rokua Holiday Villas – Kuntoraitti 3, 91670 Rokua.
Atte und die Fische
Eigentlich steht heute Pilze oder Beeren sammeln auf dem Plan, wofür wir auch immer zu haben sind, aber als wir bei Juha Aitta, den alle nur “Atte” nennen und seiner Frau ankommen, sollen wir erstmal mitkommen, ankommen, uns setzen und herausfinden auf was wir denn Lust haben. Auf der Terrasse am kleinen See erzählt uns Atte nämlich, dass es in diesem Jahr zu dieser Zeit leider mau sei mit den Pilzen und den Beeren, aber sicher könne er ein paar Ecken ausfindig machen, wenn wir das noch nie gemacht hätten. Doch, haben wir schon und wir sind ehrlicherweise ziemlich neugierig was für Atte denn die Region ausmacht, was er liebt und weitergeben will. Und so kommen wir ins plaudern, machen eine kleine gemütlich Rundfahrt mit dem E-Floß über das Wasser und hören ihm zu. Atte bietet Angelfahrten auf dem Oulujärvi an und er stellt seine eigenen Wobbler her. Lange hat er daran gefeilt und stellt sie uns stolz vor. Er vermietet gemütliche Mökkis, bietet Sommers wie Winters verschiedene Aktivitäten vom Kanu fahren bis Schneeschuhwandern an und geht einfach gerne mit den Menschen in die Natur. Mit Kids aus Japan hat er neulich Vogelhäuschen gebaut, einer anderen Gruppe die Angst vor der “Wildnis” genommen. Alle finden bei Atte und in Rokua was sie brauchen. Für uns waren das gute Gespräche, eine entspannte Runde auf dem Wasser und die Erkenntnis, warum uns die Flechten hier so faszinieren wie nirgends sonst in Finnland. Atte schmunzelt nämlich und erinnert uns daran, wie weit im Norden wir sind, dass die Landschaft oft Lappland gleicht, aber es gibt eben auch einen großen Unterschied: Es fehlen die Rentiere, die die Flechten wegfuttern. Bei sieni-pekonipiirakka (Tarte mit Pilzen und Speck) und Mustikka-vadelma-juustokakku (Käsekuchen mit Blaubeeren und Himbeeren), die Attes Frau vorbereitet hat, klingt der Besuch aus und wir müssen unbedingt wiederkommen und mit Atte seine Wobbler ausprobieren. Und mit etwas Glück gibt es die Rezepte zu oben genannten Köstlichkeiten demnächst bei Mahtava.de.
Info: Atteson Fishing – Kirvesjärventie 100, 91670 Rokua
Mit Mari auf Manamansalo und am Oulujärvi
Obwohl wir nur eine relativ kurze Strecke zurücklegen, beginnt die Landschaft sich zu verändern, bis wir plötzlich an einem Fähranleger stehen. Wir sind mit Mari auf Manamansalo verabredet, einer Insel im Oulujärvi. So viel wissen wir. Wir setzen ohne Probleme kostenfrei über und fahren zum Treffpunkt an einem Campingplatz. Bei einem kurzen Spaziergang durch ein Wäldchen erzählt uns Mari von der Entstehung des Sees, von den Spuren der Eiszeit und den tollen Wandergebieten, die es hier gibt, wie zum Beispiel dem wunderschönen Makkaraniemi-Trail, dessen schmal auslaufende Landzunge an ein Würstchen (Makkara) erinnert. Wir gehen weiter in die andere Richtung durch das Wäldchen und dann stehen wir plötzlich am Ufer. Der See liegt wie ein Meer vor uns. Rechts von uns erheben sich schroffe Sanddünen am Ufer, links von uns feinster Sandstrand, der in der Spätsommersonne eher an einen der Badestrände im Süden Europas erinnert und in unserem Rücken ein Schattenspendendes Wäldchen. Gemeinsam mit Mari blicken wir schweigend über das Wasser und genießen dem Moment. Wir verstehen, warum so viele Einheimische zur Erholung hier her kommen. Und wir verstehen, dass man in längst vergangenen Zeiten so fasziniert von dieser Landschaft war, dass sich sogar Sagen und Mythen um ihre Entstehung ranken. Mehr dazu gibt es demnächst bei Finnweh.de.
Infos: Region Oulujärvi
Bei Asko zuhause – Zeitreise am Fluß
Wo er früher als kleiner Bub mit den Großeltern in der guten Stube saß, empfängt Asko heute Gäste. Das Merilän Kartano von 1811 ist ein Haus mit Geschichte in einer Region mit noch mehr Geschichte. Eines der alten Gebäude in denen man sich so oft wünscht, die Wände könnten erzählen, was sie erlebt und gesehen haben. Und hier erzählen die Bilder an den Wände tatsächlich vom Wandel der Zeit. Von Zeiten, als noch der Teer über heute gezähmte Stromschnellen transportiert wurde oder als die Dampfschiffe Reisende über den Fluß brachten und sie in den Unterkünften ringsum zu Gast waren. Und Asko, der erzählt auch. Bei köstlichem regionalen Essen, das die Köchin für uns zubereitet hat und einem guten Tropfen hören wir von der Geschichte des Hauses, Anekdoten aus der Zeit der Dampfschiffreisenden, ein Hoch auf die Natur und die Region, von seinem Traum Gästen diese noch näher zu bringen, von Festen, die bis heute in den Räumen des Kartano gefeiert werden und mehr. Wir könnten ewig so bei Asko im Kartano am Fluß sitzen, ihm zuhören oder ein wenig durch die Umgebung streifen. Die Uhren scheinen hier einfach ein wenig anders zu ticken und der Abend hat eine ähnlich entspannende Wirkung wie eine gute Sauna (die es hier natürlich auch gibt). Und das will etwas heißen. Mit einem wohligen Gefühl kuscheln wir uns später in die Betten. Apropos Zimmer und Betten: Für Stammgäste zieht Asko übrigens schon einmal los und kauft extra noch Sessel, wenn diese im Zimmer vermisst werden. So gibt es in einer der Zimmer nun “Günther-Sessel”. Für uns sinnbildlich für eine tiefe und herzliche Gastfreundschaft, die sich durch alle Zeiten bis heute zieht.
Infos: Merilä Manor – Meriläntie 1, 91600 Utajärvi
Mehr als Camping – Zu Gast bei Päivi, Pekka und Herbert
Am Campingplatz in Montta angekommen begrüßen uns Päivi, Pekka und Dackeldame Herbert herzlich. Ja, Herbert ist eine Dame, aber auch schon an den Namen gewöhnt, den sie von Vorbesitzern bekam. Niin. Dann bleibt es eben auch dabei. Finnischer Pragmatismus eben. Wieviel Freude, Herzblut und Liebe zum Detail in diesem Campingplatz stecken bemerken wir, da sind wir noch gar nicht wirklich angekommen. Die Tischplatten im kleinen Café sind mit großem handwerklichen Geschick selbstgemacht und werden von Karten aus der Region und ganz Finnland geziert. Über der Rezeption befindet sich eine Karte, auf der Fähnchen anzeigen aus welchen Ecken der Erde bereits Besucher hierher kamen und es sei so viel verraten: Es scheint, die ganze Welt war schon hier. Auch die Finalisten der Air-Guitar-Weltmeisterschaften in Oulu kommen jedes Jahr. Wir beziehen eine kleine Hütte mit Blick auf den Fluß, aber auch mit dem Zelt, dem Wohnwagen oder Wohnmobil kann man hier übernachten. Und auch in den Hütten setzt sich die Liebe zu den kleinen Details fort. In unserer Küche ist ein kleiner Teppich auf den Holzfußboden gemalt, in einer anderen Hütte zieren Birkenstämme die Wände, woanders ist ein kleiner Vogel zu sehen, gemalt von einer jungen Frau, die sich schwer tat mit dem Übergang in die Welt der Erwachsenen und einen Sommer unter den Fittichen von Päivi und Pekka verbrachte. Egal wohin wir uns wenden, sehen wir liebevolle Details, die uns spüren lassen, dass man hier willkommen ist. Päivi und Pekka kommen aus der Hauptstadt und sind erst vor kurzem in die Region gezogen. Den Campingplatz betreiben sie allerdings schon lange und pendelten zuvor. Offensichtlich sind auch sie der Magie der Region erlegen und kreieren nun magische Erlebnisse auch für ihre Gäste, die zum Beispiel bei einer Schatzsuche (eine Art Outdoor-Escape-Spiel) ihr Glück versuchen und ein echtes Abenteuer erleben können. Gruppen können den hauseigenen kleinen Klettergarten nutzen, es gibt SUP-Kurse auf dem Fluß, man kann Kanu fahren, Räder leihen und vieles mehr. “Wir haben übrigens auch einen kleinen Geocache”, teilt uns Päivi schmunzelnd mit, als klar wird, dass wir keine Muggel sind (so nennen Geocacher die Nicht-Geocacher). Nach kurzer Suche finden wir den kleinen Cache, der uns ebenfalls schmunzeln lässt, tragen uns ins Logbuch ein und ich bin mir sicher, dass ich nicht zum letzten Mal am Ufer des Oulujoki bei Päivi, Pekka und Dackeldame Herbert war.
Infos: Montta Active Camping – Kieksintie 209, 91500 Muhos
Weitere Tipps für Ausflüge und Übernachtungen
Hoteltipp Rokua Health & Spa
Das in den 80ern gegründete und vor einigen Jahren renovierte Rokua Health & Spa Hotel in dem wir auch eine Nacht verbrachten, liegt mitten im Rokua Geopark im Wald am See und ist nicht nur der perfekte Ausgangspunkt für einen Aktivurlaub, sondern bietet auch Familienzimmer, einen Spielbereich für die Kinder, ein Spa für die Großen, zahlreiche Schwimmbecken, Saunen und vieles mehr. Darunter auch eine Sauna mit direkt angrenzendem Konferenzraum, den uns der CEO bei einer kleinen Führung ebenfalls zeigt. Das Hotel ist von innen tatsächlich noch viel größer, als man von aussen vermutet und bietet so Platz für die vielen Angebote. “Früher war das hier ein Sanatorium für Kriegsveteranen”, erfahren wir, was wir uns in einem der geschmackvoll und modern eingerichteten Räume mit Massageliege im Spa-Bereich nun so gar nicht mehr vorstellen können, die man uns begeistert zeigt. Noch mehr leuchten die Augen des CEOs aber, als er uns erzählt, dass er nun auf sein Motorrad steigt, um einen der letzten Sommerabende zu genießen. Er schwärmt von den traumhaften Sonnenuntergängen, magischen Waldspaziergängen und der einzigartigen Landschaft. Gemeinsam sehen wir uns ein paar Bilder auf seinem Mobiltelefon an und merken einmal mehr, dass wir hier in einer ganz besonderen Region gelandet sind.
Infos: Rokua Health & Spa – Kuntoraitti 2, 91670 Rokua, Finnland
Ausflugstipp Lamminaho
Richtig gut gefallen hat uns auch der Ausflug auf den Lamminaho Hof. Ein alter Gutshof am Fluß, auf dem Geschichte lebendig wird. In den Sommermonaten gibt es hier Führungen und wir hatten das große Glück am letzten Tag des Sommers noch vorbeischauen zu dürfen, bevor der Hof für den Winter schloß. Gelernt haben wir bei unserem Besuch auch, dass man hier Juustoleipä statt Leipäjuusto sagt (“Brotkäse”) und man diesen nicht nur mit, sondern im Kaffee isst. Schmeckt übrigens besser als erwartet, ich bevorzuge dennoch die Variante mit Moltebeeren 😉
Infos: Lamminahon talo – Lamminahontie 231, 91700 Vaala, Finnland
Weitere Tipps für Aktivitäten und Erlebnisse in und um Rokua
Wie so oft reicht ein kurzer Besuch nicht aus um alles zu entdecken. Was für das nächste Mal noch an Highlights auf der Liste steht:
- Ein Besuch der Gneise, also Felsbrocken, die faszinierende Spuren der Eiszeit und ihren Kräften zeigen.
- Ist man auf dem Liimanninkoski Nature Trail unterwegs, kommt man auch an Stromschnellen vorbei, die vielleicht ahnen lassen, wie wild der Fluß in früheren Zeiten war. Und generell gibt es hier im Geopark für jeden Geschmack und Fitnessgrad die passende Strecke.
- Vom Pookivaara Aussichtsturm aus, hat man einen grandiosen Ausblick über die Landschaft und kann sie so nochmal ganz anders sehen.
- Der Strand Sahanranta wird auch gerne als der “goldene Strand” bezeichnet und lädt zu einem Sommertag am Wasser ein.
- Eine virtuelle Zeitreise durch die Region kann man an folgenden Orten erleben: In Muhos im “Koivu ja Tähti”-Kulturzentrum (Achtung: Wegen Renovierungsarbeiten kann es hier bis Herbst 2024 zu Einschränkungen kommen), in Utajärvi am Marktplatz und im alten Warenhaus, sowie in Vaala in der Bibliothek.
- Im Winter gibt es hier selbstverständlich auch ein ordentliches Angebot an Wintersport und viele Kilometer Loipen. Die bereits genannten Unterkünfte bieten hier perfekte Ausgangspunkte und Möglichkeiten zum Skifahren, Schneeschuhwandern, Eisangeln und vielem mehr.
Anreise nach Rokua
Mit dem eigenen Auto
Alle Attraktionen, Ausgangspunkte für Wanderungen etc. können mit dem eigenen Wagen erreicht werden. Von Oulu aus geht es über die Route 22 in etwa einer halben Stunde nach Muhos, wo der Geopark beginnt.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
In Finnland kommt man in der Regel auch wunderbar mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch das Land. Sowohl von Oulu, als auch von Kajaani aus fahren täglich mehrer Busse und Züge. Fahrpläne und Tickets bekommt man für die Züge unter www.vr.fi und für Busse unter www.matkahuolto.fi
Zu Fuß oder mit dem Fahrrad
Die “Oulujoki River Valley Tar Route” führt von Oulu bis in den Rokua Nationalpark und folgt dabei größtenteils der Route, die der Teer in längst vergangenen Zeiten nahm. Im Herbst 2023 wird sich daran noch eine neue Strecke anschließen. Die etwa 20 km lange Route führt dann vom Nationalpark bis zum Gemeindezentrum von Vaala und kann wunderbar mit der “Tar Route” kombiniert werden.
Direktflüge nach Oulu
Im Winter 2023/24 bietet Lufthansa Direktflüge von München nach Oulu an. Ob das Angebot im Sommer fortgeführt wird, ist bis dato noch unklar.
Fazit
Das Fazit? Was für ein Glück, dass uns die Einladung des Geoparks in diese wunderbare Region führte mit ihrer faszinierenden und einzigartigen Landschaft, die sich hinter jeder Ecke zu verändern scheint. Eine Region in der man alles findet, was das Herz begehrt ohne weite Wege zurücklegen zu müssen. Eine Region, die von der Eiszeit geformt und von den Menschen geprägt wurde. Menschen, die das Herz am rechten Fleck tragen und auch die Geschichten der Region durch die Zeit bewahren. Ein wirkliches Juwel. Meine Familie und ich biegen jedenfalls bei der nächsten Reise ab Richtung Rokua. Und du?
Mehr Infos?
Lust auf noch mehr Geschichten, Infos und Bilder aus dieser zauberhaften Region?
Bei Michaela von Mahtava gibt es den Artikel Das Erbe der Eiszeit im Geopark Rokua, Finnland – von Geofood bis Toteiskessel bei Christine von Finnweh lest ihr von Eiszeit, Dünen und Geschichten von grummeligen Riesen: Naturerlebnis Rokua Geopark und auf YouTube findet ihr einen VLOG von uns dreien mit Eindrücken unserer Rokua-Reise im Bewegtbild:
Noch mehr Infos und Fakten?
Dann schau gerne auf den Seiten der Region Rokua Geopark vorbei.
Offenlegung/Transparenzhinweis: Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit dem Geopark Rokua entstanden. Kiitos paljon!
30 Helsinki Highlights zum Kennenlernen und Wiederkommen
30 Helsinki Highlights — Meine Favoriten zum Kennenlernen und Wiederkommen
Inhalt
- 30 Helsinki Highlights — Meine Favoriten zum Kennenlernen und Wiederkommen
- Sehenswürdigkeiten, Attraktionen und Highlights in Helsinki
- 1. Dom (Tuomiokirkko) und Senatsplatz (Senaatintori)
- 2. Uspenski Kathedrale
- 3. Marktplatz (Kauppatori) und alte Markthalle (Vanha Kauppahalli)
- 4. Bootsrundfahrten
- 5. Suomenlinna
- 6. Esplanadin Puisto
- 7. Amos Rex
- 8. Nationalmuseum (Kansallismuseo)
- 9 . Designmuseum, Kunstmuseum Kiasma & Design District
- 10. Green Hippo Cafè (in Punavuori)
- 11. Ateljeebar (im Hotel Torni)
- 12. Oodi
- 13. Töölönlahti & Cafè Taideterassi
- 14. Olympiastadion
- 15. Linnanmäki
- 16. Brunch im Lapland Hotel Bulevardi
- 17. Tram und Co.
- 18. Alvar Aalto / Munkkiniemi
- 19. Felsenkirche (Temppeliaukion kirkko)
- 20. Sibelius-Denkmal & Café Regatta
- 21. Seurasaari
- 22. Vanhakaupunki (Altstadt) und Lammasaari
- 23. Mall of Tripla
- 24. Gewächshaus Botanischer Garten Kaisaniemi
- 25. Pihlajasaari
- 26. Café Carusel
- 27. Unnisaari & Liuskasaari
- 28. Kaivopuisto
- 29. Café Ursula
- 30. Vallisaari / Helsinki Biennale
- Es gibt noch mehr zu entdecken
- Ein Link zum Schluss
Helsinki ist hipp, urban, reich an Kunst und Kultur, immer in Bewegung und doch tiefenentspannt und naturnah. In diesem Beitrag gibt es 30 meiner Helsinki Highlights zum Kennenlernen und Verlieben. Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Cafés und Tipps.
Sehenswürdigkeiten, Attraktionen und Highlights in Helsinki
Helsinki, Finnlands Hauptstadt mit dem Herz aus Meer, hat es mir einfach angetan. Ich, die ich ländlichere Regionen und die Natur der Stadt vorziehe, habe mich einfach verknallt in die urbane Großstadt mit dem überschaubaren Zentrum, mit ebenso viel Kunst und Kultur wie Natur und dem ganz besonderen Flair, den man erlebt haben muss. Nicht umsonst habe ich dieser Stadt tatsächlich eine Liebeserklärung geschrieben. Und obwohl das schon einige Jahre her ist, ist sie noch immer frisch, die Helsinki-Liebe. Oft werde ich deshalb gefragt, welche Tipps ich denn so hätte, was man gesehen haben muss. Und ich stolpere über die Frage, denn auch nach über zwei Dutzend Besuchen habe ich längst noch nicht alles gesehen und jedes Mal gibt es noch mehr zu entdecken. Die Stadt ist lebendig, wächst und verändert sich und wird mich sicher auch noch zwei Dutzend Mal mehr begeistern können. Mindestens. Und so müsst ihr vielleicht auch einfach wieder kommen? 30 meiner Highlights habe ich euch aber schon mal zusammengestellt. Zum Kennenlernen und Verlieben, zum Anfangen und Wiederkommen. Viel Spaß in einer der tollsten Städte Europas!
1. Dom (Tuomiokirkko) und Senatsplatz (Senaatintori)
Der von Carl Ludwig Engel entworfene weiße Dom von Helsinki thront seit 1852 über dem Senatsplatz und ist wohl das bekannteste und prägnanteste Wahrzeichen der Stadt. Er ist aber auch einfach imposant, während er im Inneren tatsächlich vergleichsweise schlicht daherkommt. Also ein echtes „Must see“, das die Besucher anzieht. Wiederholungstäter kennen das Procedere: Man war nicht richtig in der Stadt, wenn man nicht geschaut hat, ob der Dom noch steht. Er begeistert doch auch jedes Mal wieder aufs Neue. Durch seine Architektur und weil sich im und um den Dom immer wieder Feste und wichtige Ereignisse abspielen. Zu seinen Füßen findet der Weihnachtsmarkt statt, im Corona-Sommer gab es auf dem Senatsplatz Außengastronomie der ringsum liegenden geschlossenen Lokale, die Lucia wird hier gekrönt und schreitet anschließend die Stufen hinab, die Pride Parade zieht hier im Juni eines jeden Jahres vorbei, es gibt Musikveranstaltungen, Kunst und im Winter muss er manchmal zum Zwischenlagern des Schnees herhalten. Es ist also immer etwas los im, um und manchmal auch unter dem Dom. An der Rückseite (zur Kirkkokatu hin) befindet sich nämlich der Eingang zum Café Krypta, in dem man tatsächlich unter dem Dom Kaffee trinken und Kunst bewundern kann.
Übrigens: Die Stufen der Treppe zum Dom sind vor allem im Sommer ein absolut beliebter Treffpunkt. Gerne mit ein paar Erdbeeren vom Markt.
Wo?: Unioninkatu 29, 00170 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://helsingintuomiokirkko.fi/en/
2. Uspenski Kathedrale
Unweit vom Dom steht seit 1868 die prägnante Uspenski Kathedrale auf einem Felsen im Stadtteil Katajanokka. Sie ist die größte orthodoxe Kirche in Westeuropa. Mit ihrem roten Backstein und den goldenen Kuppeln ist sie eines der deutlichsten Symbole für den russischen Einfluss auf die Geschichte Helsinkis und Finnlands. Auch ihr Name stammt aus dem russischen und bedeutet so viel wie „Maria-Entschlafens-Kathedrale“. Das Innere der Kirche ist typisch opulent. Vier Säulen aus Granit tragen die reich verzierte Hauptkuppel.
Übrigens: Eine der sich in der Kirche befindlichen Ikonen soll Wunder wirken.
Wo?: Kanavakatu 1, 00160 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.hos.fi/en/
3. Marktplatz (Kauppatori) und alte Markthalle (Vanha Kauppahalli)
Erdbeeren, frisches Obst und Gemüse, sowie Fisch, Leckereien, Kunsthandwerk und allerlei Souvenirs findet man von Mai bis September tagsüber auf dem Marktplatz, der unweit von der Uspenski-Kathedrale am Südhafen direkt am Wasser liegt. Ich kann selten ohne finnische Erdbeeren wieder gehen oder muss ein paar frittierte Muikku (kleine Maräne) schnabulieren. Im Oktober findet auf dem Areal der alljährliche baltische Heringsmarkt statt. Hier starten außerdem zahlreiche Boostfahrten, östlich an den Markt angrenzend liegt der 2016 eröffnete Allas Sea Pool und südwestlich grenzt die alte Markthalle an. Das Gebäude von 1888 ist schon rein architektonisch sehenswert, aber noch heute kann man hier vor allem Lebensmittel erwerben. Und das in Hülle und Fülle. Von Käse, Fisch und Fleisch über Backwaren bis hin zu Kaffee, Tee und Gewürzen. Essen gehen kann man hier untertags auch in den kleinen Bistros und im Restaurant Story, das meiner Meinung nach eine richtig gute Lachssuppe macht.
Übrigens: In den Sommermonaten treffen sich immer am ersten Freitag des Monats um ca. 18 Uhr Oldtimerfans mit ihren Fahrzeugen auf dem Marktplatz, um später gemeinsam in die Sommernacht zu cruisen.
Wo?: Eteläranta, 00130 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://vanhakauppahalli.fi/
4. Bootsrundfahrten
Helsinki muss man auch vom Wasser aus gesehen haben. Da gibt es gar kein Vertun. Ca. 330 größere und kleinere Inselchen liegen in den Schären vor der Stadt. Verschiedene Reedereien bieten Touren mit immer etwas anderen Routen und Zeiten an, so ist für jeden etwas dabei. Ich liebe die klassische Touri-Kanalfahrt oder die Route, die noch einen Schlenker an den Eisbrechern vorbei macht, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich eine Bootsrundfahrt noch nie bereut, egal welches Boot ich genommen habe. Außerdem kann man von hier mit dem Boot auch nach Lonna, Suomenlinna und nach Korkeasaari (auf der Insel befindet sich der Zoo) oder zum Beispiel einen Tagesausflug starten nach Porvoo und Lovisa oder zur Leuchtturminsel Söderskär.
Übrigens: In den Sommermonaten gibt es auch Dinner-Cruises bei denen man sich ein leckeres, aber bezahlbares Menü schmecken lassen kann, während man durch Kanäle und an Inseln und Inselchen vorbei vor den Toren Helsinkis schippert.
Wo?: Eteläranta, 00130 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: Zum Beispiel
https://www.ihalines.fi/languages/
https://www.stromma.com/en-fi/helsinki/
https://royalline.fi/pages/helsinki
https://www.sunlines.fi/enhttps://www.sunlines.fi/en
Entlang des Marktes und der Kauppahalli stehen allerdings auch von allen Anbietern Aufsteller mit aktuellen Fahrplänen und Angeboten. Hier kann man direkt sein Ticket lösen oder, wenn gerade nicht besetzt ist, sehen wo und wie man online buchen kann.
5. Suomenlinna
Suomenlinna, die Festungsinsel taucht natürlich auch ganz weit vorne auf, wenn man nach den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt fragt. Die sich über mehrere kleinere, miteinander verbundene Inseln erstreckende Festungsanlage hat eine bewegte Geschichte. Im 18. Jahrhundert von den Schweden erbaut, später von den Russen eingenommen und erweitert gelangte sie erst 1918 in finnischen Besitz und trägt seitdem ihren heutigen Namen, der sich mit „Finnenburg“ übersetzen lässt. Die auch „Gibraltar des Nordens“ genannte Insel ist bei Touristen wie Einheimischen beliebt und lockt Unmengen von Besuchern an, die sich jedoch immer ganz gut auf ihr verteilen. Die Reste der militärischen Anlagen, die Museen, Ausstellungen und die Gastronomie laden zum Besuch ein, aber es sind vor allem auch die Landschaft und die Ausblicke, die die Besucher begeistern, die zu jeder Jahreszeit spannend sind und die vielen versteckten Ecken, die zum Verweilen einladen.
Übrigens: Auch wenn die meisten Besucher Suomenlinna heute von der Nordseite aus betreten, liegt der eigentliche Haupteingang, die Königspforte (Kuninkaanportti) auf der Ostseite der südlichsten Insel.
Wo?: Der Fährableger befindet sich ebenfalls am Marktplatz – Eteläranta, Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.suomenlinna.fi/en/
6. Esplanadin Puisto
Zurück an Land geht es vom Marktplatz aus westwärts in den Esplanadpark. Der Esplanadin Puisto oder einfach Esplanadi oder Espa erstreckt sich zwischen der Havis Amanda im Westen und dem schwedischen Theater im Osten. In der Mitte befindet sich die Statue des finnischen Nationaldichters Johan Ludvig Runeberg, nach dem auch ein Törtchen benannt ist und der eigentlich immer eine Taube auf dem Kopf sitzen hat. Kurz nach der Havis Amanda befindet sich auch das legendäre Café Kappeli und die Espan lava, die kleine Sommerbühne. Im Sommer ist der kleine Park immer gut besucht, es wird gepicknickt, es gibt kleine Stände mit Kaffee und ähnlichem und zwischendurch auch Straßenkünstler, die für die Kinder riesige Seifenblasen schweben lassen. Im Winter ist der Park ein Lichtermeer mit Rentierfiguren zu Runebergs Füßen.
Übrigens: Vom Weg abkommen kann hier teuer werden, denn parallel zum Park verläuft die Pohjosesplanadi, die eine beliebte Flaniermeile ist, aber auch an den Schaufenstern von Louis Vuitton und Co vorbeiführen.
Wo?: Pohjoisesplanadi, 00130 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://vihreatsylit.fi/esplanadinpuisto/
7. Amos Rex
Als das Museum geplant und gebaut wurde, war ich sehr gespannt, befindet es sich doch unterirdisch unter dem Platz hinter dem Lasipalatsi in dem sich auch der Zugang befindet. Licht gelangt auf Wunsch durch architektonisch spannende Lichtschächte ins Innere, die auf dem Lasipalatsiaukio wie aus dem Untergrund emporzublubbern scheinen. Eine weiße Treppe führt nach unten in den ebenso weißen und hellen Eingangsbereich, als würde man sich von allen Sinneseindrücken reinigen und Platz machen für Neues. Wechselnde Ausstellungen erwarten die Besucher dann hinter der Tür zu den Ausstellungsräumen. Zwei der faszinierendsten Ausstellungen, die ich je gesehen habe, habe ich seither im Amos Rex erlebt und war sicher nicht zum letzten Mal dort.
Übrigens: Da die oft sehr aufwändigen Ausstellungen dementsprechend viel Umbauzeit benötigen, ist das Amos Rex nicht immer geöffnet. Auf der Homepage des Museums findet man immer die aktuellen Ausstellungen und Öffnungszeiten. Und wer sich schon online ein Ticket sichert, muss nicht Schlange stehen.
Wo?: Mannerheimintie 22-24, 00100 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://amosrex.fi/en/
8. Nationalmuseum (Kansallismuseo)
In Helsinki gibt es über 80 verschiedene Museen und natürlich kenne ich längst nicht alle, aber das Nationalmuseum darf bei den Highlights natürlich nicht fehlen. Finnlands Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart — was für den ein oder anderen trocken klingen mag, entpuppt sich als überraschend spannendes, kurzweiliges und teilweise interaktives Museum, das auch architektonisch sehr interessant ist. Wirklich ein Museum für jeden, das mir unheimlich gut gefallen hat. Wer zwischendurch oder nach dem Besuch eine Stärkung gebrauchen kann, ist in der Cafeteria im Erdgeschoss bestens aufgehoben.
Übrigens: Der Turm des Museums ist eigentlich nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, doch über die Website kann man Tickets buchen, die 174 Stufen erklimmen und die Aussicht genießen.
Wo?: Mannerheimintie 34, 00100 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.kansallismuseo.fi/en/kansallismuseo
9 . Designmuseum, Kunstmuseum Kiasma & Design District
Helsinki, Kunst und Design sind untrennbar miteinander verbunden. Das kann man in der Stadt auch an allen Ecken und Enden auf vielfältige Art und Weise erleben. Zum Beispiel im Designmuseum, dass finnisches und ausländisches Design, auch Industriedesign und Modedesign zeigt ist bereits 150 Jahre (2023) alt und damit eines der ältesten Museen der Welt.
Zeitgenössische Kunst kann man dagegen im Kunstmuseum Kiasma erleben, das 2020-2022 renoviert wurde und auf über 9.000 qm zu Ausstellungen einlädt. Daneben gibt es ein Auditorium, eine Bibliothek, ein Restaurant und einen Museumsshop.
Der Design District ist ein Cluster kreativer Unternehmen und ein Nachbarschaftsverband, der Bewohnern und Besuchern Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Unterkünfte und Erlebnisse bietet. Er umfasst über 200 Orte, von Geschäften bis zu Galerien und von Designstudios bis zu Designhotels. Es ist Kreativität, Einzigartigkeit, Erlebnis, Design und finnische Stadtkultur.
Übrigens: 2012 war Helsinki Welthauptstadt des Designs
Designmuseum:
Wo?: Korkeavuorenkatu 23, 00130 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.designmuseum.fi/en/
Kunstmuseum „Kiasma“:
Wo?: Mannerheiminaukio 2, 00100 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://kiasma.fi/en/
Design District:
Wo?: Der Design District umfasst heute 25 Straßen rund um den Dianapuisto (Diana-Park) in den Vierteln Punavuori, Kaartinkaupunki, Kamppi und Ullanlinna.
Weitere Infos?: https://designdistrict.fi/en/
Spätestens nach einem ausgedehnten Bummel im Design District ist es Zeit für eine Stärkung. Das geht morgens, mittags und abends wunderbar im Green Hippo Café in Punavuori. Das Essen soll nicht nur satt machen, sondern auch zufrieden, ist deren Devise. Es soll gesund sein und dabei auch noch hübsch aussehen und natürlich gut schmecken. Bisher hat das Green Hippo diese Erwartungshaltung immer erfüllt. Egal ob beim Frühstück, Mittag- oder Abendessen. Fast alle Gerichte sind frei von Gluten, die meisten auch ohne Nüsse und es gibt viele vegane Gerichte.
Übrigens: Es gibt noch zwei weitere Green Hippo Cafés in den Stadtteilen Tölö und Kallio
Wo?: Punavuorenkatu 2, 00120 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://en.greenhippocafe.rocks/
11. Ateljeebar (im Hotel Torni)
Ob Frühstück mit Aussicht, Café mit Aussicht, ein Drink mit Aussicht oder einfach nur die Aussicht — die Ateljeebar ganz oben im Hotel Torni zu besuchen, ist ebenfalls immer eine gute Idee. Mit dem Aufzug geht es bis fast ganz oben, wo die Aussicht schon traumhaft ist (und wo hinten rechts das Klo mit der besten Aussicht wartet). Eine schmale Wendeltreppe führt dann noch ein winziges Stück nach oben in die eigentliche Bar, die auf zwei Seiten auch über eine legendäre Dachterrasse verfügt. Eine tolle Rooftop-Bar in einem geschichtsträchtigen Hotel.
Übrigens: In der Decke der Bar befindet sich eine geheimnisvolle Luke. Mehr dazu erfahrt ihr hier und habt bei eurem Besuch den Mitreisenden gleich etwas zu erzählen.
Wo?: Yrjönkatu 26, 00100 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.raflaamo.fi/en/restaurant/helsinki/ateljee-bar
12. Oodi
Wieso man im Urlaub unbedingt eine Bibliothek besuchen sollte erklärt sich wahrscheinlich schon beim Anblick des 2018 eröffneten Gebäudes, spätestens aber im Inneren. Oodi, was sich mit Ode übersetzen lässt, ist nicht einfach eine Bibliothek, sondern tatsächlich eine Ode an die Menschen, die hier leben, an die Bildung und die Gemeinschaft. Es ist das erweiterte Hightech-Wohnzimmer der Menschen. Hier kann man Werkzeug und Spiele leihen, 3-D-Drucker und moderne Computer nutzen. Es gibt Meeting-Räume, ein Tonstudio und vieles mehr. Natürlich gibt es auch Bücher. Zigtausende davon und dazwischen stehen im Inneren der Bibliothek echte Bäume. Es gibt ein kleines Kino, Cafés und ein Restaurant, dass günstigen und leckeren Mittagstisch anbietet und vieles mehr. Oodi muss man einfach erlebt haben.
Übrigens: Entgegen vieler anders lautender Legenden gibt es im Gebäude keine Sauna, dafür aber kleine fahrende Roboter, die den Mitarbeitern beim Büchertransport helfen.
Wo?: Töölönlahdenkatu 4, 00100 Helsinki, Finnland
Mehr Infos?: Hier und https://oodihelsinki.fi/en/
13. Töölönlahti & Cafè Taideterassi
Helsinki hat ein Herz aus Meer. Die Bucht im Stadtteil Tölö (Töölönlahti) kann man bei einem Spaziergang (zum Beispiel nach einem Besuch im Kiasma oder der Bibliothek Oodi) umrunden. Im Sommer sind viele Stand-Up-Paddler auf der Bucht unterwegs, die fast wie ein See anmutet und an der Südseite kann man dann Bords und Boote ausleihen. Ich mache den Spaziergang bei fast jedem Besuch und kehre gerne auf Kaffee und Kuchen im Café Taideterassi ein. Die Künstlerterasse ist liebevoll gestaltet, der Ausblick über die Bucht ist ein Traum und der Kuchen immer lecker.
Übrigens: auf der anderen Seite des Hauses, befindet sich ein weiteres Café. Das Sinisen Huvilan Kahvila.
Wo?: Café: Linnunlauluntie 11 A, 00530 Helsinki, Finnland
14. Olympiastadion
Bewegt man sich von der Bucht in Tölö noch ein wenig Richtung Nordwesten, gelangt man zum Olympiastadion. Hier finden regelmäßig große Sport- und Konzertveranstaltungen statt, aber auch an einem stinknormalen Tag ist das Stadion einen Besuch wert. Genauer gesagt der Turm. Gegen einen kleinen Obolus kann man den Aufzug nach oben nutzen, durch eine winzige Ausstellung zur Geschichte des Stadions gehen und dann die Rundumsicht auf einer kleinen Plattform genießen. Wer sich noch mehr für Sport und / oder das Stadion interessiert, kann auch ein am Stadion ansässiges Sportmuseum besuchen oder eine geführte Stadiontour buchen.
Übrigens: Vor dem Haupteingang des Stadions, auf der Südseite, steht die Statue Paavo Johannes Nurmis. Er war Leichtathlet und gilt als einer der bedeutendsten finnischen Athleten überhaupt. Spätestens seit er 1924 die Sauna mit ins Olympiadorf brachte und gleich drei Goldmedaillen mit nachhause brachte schwören weltweit Sportler auf die positiven Effekte der finnischen Sauna. Nurmi sagten sie nach, er habe sogar in der Sauna trainiert.
Wo?: Paavo Nurmen tie 1, 00250 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.stadion.fi/en
15. Linnanmäki
Linnanmäki ist Finnlands ältester und beliebtester Freizeitpark. Der Park, der der Children´s Day Foundation (Lasten Päivän Säätiö) gehört, bietet den Besuchern neben über 40 Fahrgeschäften auch zahlreiche Spiele, Cafés und Restaurants. Am bekanntesten ist wahrscheinlich die Holzachterbahn. Der Eintritt ist frei, wer allerdings mit den Fahrgeschäften fahren möchte kann Tickets (bzw. Armbänder) kaufen, mit denen man wahlweise den ganzen Tag alles fahren kann oder eine Einzelfahrt lösen. Auch günstige Abendtickets gibt es. Jeden Herbst feiert Linnanmäki „Carnival of Lights“. 10 Tage lang ist der Park dann mit einer Vielzahl toller Lichtinstallationen geschmückt, es gibt walking acts und allerlei mehr zu entdecken. Aufwärmen kann man sich zwischendurch zum Beispiel mit einer Portion Makkaraperunat (wörtlich übersetzt „Wurstkartoffeln“). Typisch finnisches fast food in Form von Pommes, kleingeschnittenen, angebratenen Würstchen, Gürkchen, Senf und Ketchup.
Übrigens: Wer sich zum Kauf eines Armbändchens entschließt, unterstützt automatisch die gute Sache der Children`d Day Foundation
Wo?: Tivolikuja 1, 00510 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.linnanmaki.fi/en/
16. Brunch im Lapland Hotel Bulevardi
Bei so vielen verschiedenen Dingen, die man in Helsinki erleben kann, braucht man eine gute Grundlage. Wie wäre es mit einem Brunch im Lapland Hotel Bulevardi? Das 2019 eröffnete Signature Hotel der Lapland-Hotels-Kette ist wahrscheinlich eines meiner liebsten Hotels überhaupt. Dennoch übernachte ich selten hier, denn auch, wenn es nicht das teuerste Hotel am Platz ist, ist es bei weitem auch nicht das Günstigste. Bezahlbar, reichhaltig und unfassbar lecker ist allerdings der Brunch, der nicht nur mit ganz vielen lokalen und finnischen Produkten daherkommt, sondern auch mit dem ganz besonderen Charme des Lapland Hotels.
Übrigens: Es lohnt sich ein Auge für die Kunstwerke an den Wänden zu haben, die vor allem von Anu Pentik stammen (Keramikkunst), aber es findet sich links der Rezeption auch ein Gemälde des Malers Reidar Särestöniemi.
Wo?: Bulevardi 28, 00120 Helsinki, Finnland
17. Tram und Co.
Ja, auch die öffentlichen Verkehrsmittel Tram, Bus, Bahn, Metro und Fähre (Suomenlinna) gehören zu meinen Highlights, denn es ist so herrlich einfach von A nach B zu kommen. Mit der HSL-App finde ich meine Route, kann passende Tickets kaufen und habe diese mobil bei mir. Es gibt Einzelfahrten, Tages- und Mehrtagestickets. Auch die City-Bikes und E-Roller lassen sich einfach via App bezahlen. So kommt man überall hin und braucht wirklich sowas von keinen Mietwagen und seltenst ein Taxi.
Übrigens: Es gibt in Helsinki auch eine fahrende Bar in einer Tram https://www.raflaamo.fi/en/restaurant/helsinki/sparakoff und eine Vintage Tram http://www.stadinratikat.fi/english/museoliikenne.html (verkehrt leider nicht im Sommer 2023).
Wo?: Überall in Helsinki
Weitere Infos?: https://www.hsl.fi/en/travelling/visitors
18. Alvar Aalto / Munkkiniemi
Mit den Öffis bin ich auch schon in den Stadtteil Munkkiniemi gefahren, um auf den Spuren Alvar Aaltos zu wandeln. Hier befindet sich nämlich das Wohnhaus des berühmten finnischen Architekten, das im Rahmen von Führungen besucht werden kann. Die Geschichte und Architektur seines Zuhauses erwachen durch die Geschichten zum Leben, die während der Führung erzählt werden. Auch das nicht weit entfernt liegende Studio Aalto öffnet seine Pforten für Besucher.
Übrigens: Auch wenn Munkkiniemi übersetzt soviel wie “Mönchs-Kap” heißt, waren hier nie Mönche ansässig.
Wo?: Riihitie 20, 00330 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.alvaraalto.fi/en/location/the-aalto-house/
19. Felsenkirche (Temppeliaukion kirkko)
Apropos Architektur: Die Felsenkirche muss man auch gesehen haben, sagen viele und ich gehöre dazu. Die 1969 fertiggestellte Kirche wurde komplett in den Granitfels hineingebaut. Ihre Wände bestehen aus unbehauenem Felsen und in der Mitte ist sie 13 m hoch bis zur Kuppelspitze. Hier lassen 180 Fenster das Tageslicht ins Innere und zaubern eine ganz besondere Atmosphäre. Auch die Akustik ist wunderbar und so finden hier regelmäßig Konzerte statt.
Übrigens: Schon in den 30er Jahren gab es erste Pläne zum Bau, jedoch musste dieser mehrfach verschoben werden. Erst war man mit den Plänen aus einem Architekturwettbewerb nicht zufrieden, dann erlaubten es Kriege und die wirtschaftliche Lage nicht. Erst 1968 konnte dann mit dem Bau begonnen werden.
Wo?: Lutherinkatu 3, 00100 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://temppeliaukionkirkko.fi/en/index.html
20. Sibelius-Denkmal & Café Regatta
Jean Sibelius war einer der bedeutendsten Komponisten Finnlands und einer der wenigen, die auch über die Landesgrenzen hinaus Bekanntheit erlangten. Ihm zu Ehren erschuf die Künstlerin Eile Hiltunen in den 60er Jahren eine fast organisch anmutenden Statue aus knapp 600 wellenförmig angeordneten Stahlrohren, die für seine Musik stehen sollten. Es war ein Skandal, da die Finnen erwarteten ganz klassisch seine Person verewigt zu sehen. Hiltunen reagierte mit einer Büste Sibelius, die auf einer Felskante unmittelbar neben dem Denkmal aufgestellt wurde. Die Gesamtkomposition, die inmitten des Sibelius-Parks steht und überraschend zeitlos wirkt, zieht jährlich viele Besucher aus aller Welt an.
Quasi direkt neben dem Park liegt das kultige Café Regatta. Das kleine rote Holzhaus, das von innen wie die Mischung aus Puppenhaus und Museum anmutet, hat tatsächlich eine lange Geschichte. Es wurde 1887 erbaut und gehörte einst der berühmten Kaffeerösterfamilie Paulig, die darin ihre Fischernetze aufbewahrte. Seit 1952 gab es hier dann bereits Sommer-Cafés, bevor 2002 das heutige Café Regatta eröffnete. Mit den (für mich) besten Korvapuusti der Stadt. Ein Highlight ist es aber auch, über dem offenen Feuer vor dem Haus eine Wurst zu grillen. Und besucht unbedingt auch das Klo. Warum? Das seht ihr dann schon.
Übrigens: Die berühmte „Finlandia“ von Jean Sibelius war ursprünglich „nur“ der letzte Satz einer Orchestersuite. Doch im russisch besetzten Finnland wurde das patriotische Stück ein echter Hit und avancierte zur inoffiziellen Nationalhymne.
Wo?:
Sibelius Denkmal: Sibeliuksen puisto, Mechelininkatu, 00250 Helsinki, Finnland
Café Regatta: Merikannontie 8, 00260 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://caferegatta.fi/in-english/
21. Seurasaari
Zu Fuß oder mit dem Bus kommt man problemlos bis kurz vor die weiße Holzbrücke im Stadtteil Meilahti, die nach Seurasaari führt. Auf der Insel gibt es ein in den Sommermonaten geöffnetes, kostenpflichtiges Freilichtmuseum, das sehr sehenswert ist. Spazieren gehen ist allerdings das ganze Jahr über kostenfrei möglich und durchaus empfehlenswert. Auf Seurasaari befinden sich außerdem Badestrände und manchmal ziemlich freche Eichhörnchen.
Übrigens: Zu Juhannus kann man hier Mittsommer im Freilichtmuseum feiern und in der Vorweihnachtszeit gibt es ein Weihnachts-Event für Kinder.
Wo?: Seurasaari, Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.kansallismuseo.fi/en/seurasaarenulkomuseo
22. Vanhakaupunki (Altstadt) und Lammasaari
An der Mündung des Vantaanjoki wurde Helsinki 1550 gegründet. Davon ist heute nicht mehr viel zu sehen. Es existiert nur noch das Steinfundament der ersten Kirche Helsinkis. Vor etwa hundert Jahren wurde die Gegend wiederbelebt. An einer Stromschnelle des Vantaanjoki wurde unter anderem ein Wasserkraftwerk gebaut, das heute noch Strom liefert. Ein Teil des Gebäude dient heute als Kraftwerk- und Technik-Museen.
Um die Ecke liegt Lammassaari, eine Erholungsinsel, neben Kuusiluoto. Sie ist Teil des Naturschutzgebiets Viikki-Vanhankaupunginlahti. Begehbare Holzstege beginnen in Pornaistenniemi. Zusammen mit dem Naturlehrpfad „Lap of Nature“ bilden sie einen barrierefreien Erholungsweg von ca. 3,5 km. Lammassaari ist ein perfekter Ort für Naturspaziergänge und Vogelbeobachtungen.
Übrigens: Obwohl der Name Lammassaari auf Finnisch „Schafinsel“ bedeutet, gibt es hier keine Schafe, sondern stattdessen (im Sommer) auf der nahegelegenen Insel Kuusiluoto.
Wo?: Technikmuseum: Viikintie 1, 00560 Helsinki, Finnland
23. Mall of Tripla
Ein Einkaufszentrum unter den Highlights? Ja, auf jeden Fall. Neben Mitbringsel-Shopping an Regentagen hat die 2019 eröffnete Mall nämlich noch mehr zu bieten. In dieser Mall kann man im Surf House Helsinki indoor Surfen (oder auch nur unter Palmen abhängen) und es gibt einen Indoor-Spielplatz. Dazu muss man nur aufs Parkdeck 4 reisen und den Schildern nach Down Under folgen. Ist klar, oder? Aber auch über der de gibt es einiges zu entdecken. Im 3. Stock lädt das Musikmuseum „Fame“ dazu ein die finnische Hall of Fame zu besuchen und finnische Musik aller Genre von den 80ern bis heute zu entdecken. Selbstverständlich mangelt es nicht an Cafés und Restaurants. Außerdem gibt es in der Mall of Tripla Event Venus und ein Sokos-Hotel mit etwa 400 Betten.
Übrigens: Man landet quasi direkt in der Mall, wenn man vom Hauptbahnhof den Zug nach Pasila nimmt. Warum? Die ohnehin schon große Mall ist Teil eines noch größeren Gebäudekomplexes, der unter anderem auch den Bahnhof Pasila umfasst.
Wo?: Mall of Tripla, Fredikanterassi 1, 00520 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://malloftripla.fi/home/
24. Gewächshaus Botanischer Garten Kaisaniemi
Es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung, aber wenn es draußen so richtig dusselig ist (und auch wenn nicht), ist ein Besuch im Gewächshaus des botanischen Gartens durchaus empfehlenswert. Nicht nur, weil es ganzjährig angenehme Temperaturen hat natürlich, sondern weil man in den liebevoll gestalteten Räumen Pflanzen aus aller Welt entdecken kann. Ist das Wetter weniger usselig, lohnt es selbstverständlich auch den ganzen botanischen Garten zu erkunden. Dieser kostet im Gegensatz zu Gewächshaus übrigens keinen Eintritt.
Übrigens: Im Vorraum des Gewächshauses befinden sich Schließfächer in denen man dicke Jacken, Pullover etc. lassen kann.
Wo?: Kaisaniemenranta 2, 00170 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.luomus.fi/en/kaisaniemi-botanic-garden
25. Pihlajasaari
Bei richtig sonnigem Sommerwetter möchte man vielleicht wirklich einfach mal ans und ins Wasser. Das kann man natürlich vielerorts, aber eben auch ganz nett auf Pihlajasaari. Mit dem Boot (startet quasi schräg hinter dem Café Carusel) geht es ab auf die Insel. Rund 10 min. Braucht das Wassertaxi vom Merisatama bis Pihlajasaari. Eigentlich sind es zwei Inseln, die heute zu einem Naherholungsgebiet gehören und mit einer Brücke miteinander verbunden sind. Auf der kleineren der beiden Inseln befindet sich ein FKK-Strand. Neben mehreren beliebten Sandstränden gibt es auch Spazierwege und einen Nature Trail über die Insel.
Übrigens: Pihlajasaari war früher eine Villeninsel. Die Villa Hällebo zum Beispiel steht hier noch und beherbergt heute ein Restaurant inklusive Terrasse mit Meerblick.
Wo?: Hier fährt das Boot ab: Merisatamanranta 10, 00150 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: Hier
26. Café Carusel
Vor oder nach dem Ausflug nach Pihlajasaari oder auch einfach so, kann man ins Café Carusel einkehren. Hier gibt es immer etwas leckeres, Aussicht aufs Wasser und dazu regelmäßig Live Musik. Bei den Speisen kommt auch Gemüse aus den eigenen Beeten zum Einsatz und das Café möchte ein Ort für alle, für die ganze Familie sein, ist es doch sei seiner Eröffnung in den 90erm ein Familiengeführtes Unternehmen.
Übrigens: Die Umwelt und Nachhaltigkeit sind dem Café sehr wichtig. So gibt es am Gebäude zum Beispiel 110 Solarpanele, die bis zu 20% der benötigten Energie erzeugen können.
Wo?: Merisatamanranta 10, 00150 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.carusel.fi/
27. Unnisaari & Liuskasaari
Spaziert man vom Café Carusel aus weiter Richtung Osten am Wasser entlang, gelangt man zum HSS Harbour Dock von wo aus man mit dem Boot auf die direkt vor dem Ufer liegenden Inselchen Uunisaari und Liuskasaari gelangen kann. Auf Uunisaari befindet sich ein Restaurant, Saunen und ein Badestrand, aber vor allem Felsen, auf denen man herrlich in der Sonne sitzen und stundenlang aufs Wasser schauen kann. Einer meiner absoluten Lieblingsorte in Helsinki. Liuskasaari ist vor allem bekannt für das Skiffer. In den Sommermonaten kann man hier im Restaurant hinter dem Bootstankstelle die legendären Liuskas genießen. Es gibt noch weitere Skiffer-Restaurants in der Stadt, die ganzjährig geöffnet sind, aber dieses Schiffer ist Kult. Und was eigentlich eine Liuska ist? Nun, don´t call it Pizza, aber es ist wie eine Mischung aus Pizza und Flammkuchen, kommt mit ungewöhnlichen Belägen daher und ist einfach nur unfassbar lecker.
Übrigens: Die Inseln sind miteinander über eine Art Damm verbunden, man kann also hin und her spazieren und im Winter braucht man gar kein Boot, denn dann liegt eine Brücke auf dem kürzesten Weg über dem Wasser vom Ufer nach Uunisaari.
Wo?: Hier fährt das Boot ab: Merisatamanranta 8, 00150 Helsinki, Finnland
Weiter Infos?:
Uunisaari: hier
Skiffer: https://skiffer.fi/
28. Kaivopuisto
Zurück am Ufer können wir noch ein kleines Stück gehen und dann landeinwärts abbiegen. Es geht bergauf und wir befinden uns im Kaivopuisto einem Park mit einem kleinen Turm auf dem höchsten Punkt, der eine winzige Sternwarte beherbergt. Von hier aus hat man auch einen wundervollen Blick über die Umgebung. Ein Spaziergang lohnt sich also auf alle Fälle.
Übrigens: Am 1. Mai ist der Park voller als voll, denn es wird gepicknickt und Vappu gefeiert. Im Winter wird hier an einigen Hängen gerodelt.
Wo?: Ehrenströmintie 1, 00140 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://vihreatsylit.fi/en/kaivopuisto/
29. Café Ursula
Zurück am Wasser gibt es noch eine Chance für Kaffee und Co mit Blick aufs Wasser. Das beliebte Café Ursula ist gemütlich, hier gibt es regelmäßig Brunch und Lunch und Einheimische wie Touristen kommen gerne hierher und verbinden den Besuch mit einem Spaziergang.
Übrigens: Das bekannte Café gibt es bereits seit 1952 und es ist so bekannt, dass es in einem Roman auftauchte, den meine Mutter las, die sich daraufhin zu ihrem runden Geburtstag nur wünschte von mir auf einen Kaffee eingeladen zu werden. Im Café Ursula. Tietysti (Natürlich).
Wo?: Ehrenströmintie 3, 00140 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?: https://www.ursula.fi/
30. Vallisaari / Helsinki Biennale
Nachdem der Café bei Ursula ausgetrunken ist, schlendern wir am Olympiaterminaali vorbei zurück Richtung Marktplatz. Von hier aus kann man mit der Fähre nach Vallisaari übersetzen. Die Insel und ihre Nachbarinsel Kununkaansaari sind immer einen Ausflug und eine kleine Wanderung wert, doch findet hier seit 2021 auch alle zwei Jahre in den Sommermonaten die Helsinki Biennale statt, die Kunst internationaler Künstler auf die Insel in die Natur und in alte Gebäude bringt, aber auch an umliegende Orte in Helsinki.
Übrigens: Vallisaari könnte man auch als „die verbotene Insel“ bezeichnen, denn sie war jahrhundertelang militärisches Sperrgebiet. Erst seit 2016 ist sie überhaupt für die Öffentlichkeit zugänglich.
Wo?: Tickets gibt es online oder am Biennale Infostand direkt neben der alten Markthalle, daneben legt auch die Fähre ab – Eteläranta, 00170 Helsinki, Finnland
Weitere Infos?:
Zur Biennale: https://helsinkibiennaali.fi/en/
Zu den Inseln: Hier
Es gibt noch mehr zu entdecken
„Moment mal“, höre ich den ein oder anderen Wiederholungstäter sagen. „Du hättest das Löyly erwähnen müssen und den Zoo auf Korkeasaari und was ist zum Beispiel mit Eishockey oder wandern auf Isosaari und und es fehlen noch coole Bars und man kann ja auch zu Fazer raus oder einen Tagesausflug in den Nuuksio-Nationalpark machen oder nach Tallinn oder …“. Und das ist alles richtig und ich könnte die Liste immer und immer weiter ergänzen, kommt doch auch ständig noch etwas Neues hinzu. Helsinki hat so viel zu bieten es gibt noch so viel zu entdecken und definitiv mehr als weitere 30 Gründe um wiederzukommen.
Was sind deine Helsinki- Highlights? Lass es mich gerne in den Kommentaren oder via Social Media wissen: Instagram / Facebook
Ein Link zum Schluss
Für eine bessere Übersicht und für unterwegs, habe ich euch eine Google-Maps-Karte erstellt mit allen genannten Orten und vielleicht noch 1-2 mehr 😉 Zur Karte geht es HIER
Tervetuloa Helsinkiin – Herzlich Willkommen in Helsinki und viel Spaß in einer der schönsten Städte Europas, wünsche ich euch!
Danke, für deine Aufmerksamkeit. Du magst, was du hier liest? Dir hat der Artikel gefallen, dich inspiriert, dir vielleicht sogar weitergeholfen? Wenn du meine Arbeit unterstützen möchtest, würde ich mich sehr freuen, wenn du mir einen Kaffee ausgibst
Schweden auf dem Teller: Schnelles und simples Knäckebrot mit Lachsdip
Entstanden aus der Not ein Brot zu backen, aus dem was verfügbar war und das über die langen Wintermonate nicht schlecht werden würde, wurde ein Schwedenklassiker, der heute in unzähligen Varianten anzutreffen ist: Das Knäckebrot. Die klassische Variante ist rund und hat ein Loch in der Mitte, um es platzsparend an Holzstangen unter der Decke aufzuhängen. Ich habe dir eine schnelle und einfache Variante ohne Loch mitgebracht, dann reicht die Zeit auch noch einen Lachsdip dazu zu machen. Köstlich!
Zutaten für das Knäckebrot:
100 g Dinkel- oder Weizenmehl / 100 g Haferflocken / 150 g Saatenmix (Sonnenblumen-, Kürbis- und Pinienkerne, Sesam, evtl. etwas Leinsamen) / 0,5-1 TL Salz / 3 TL Olivenöl /300 ml Wasser
Zutaten für den Lachsdip:
250 g Räucherlachs (kleingeschnitten) / 150 g Crème fraîche / 100 g Frischkäse / 1-2 EL Zitronensaft / etwas Salz, Pfeffer und Zucker / frischer Dill (gehackt) und etwas Dill zum Garnieren
Zubereitung:
Backofen auf 160 Grad vorheizen und ein Backblech mit Backpapier auslegen. Die trockenen Zutaten vermischen, anschließend Olivenöl und Wasser zugeben und gut verrühren! Die Masse gleichmäßig auf dem Blech verteilen und in den Ofen geben. Nach 5-10 min. In die gewünschte Größe schneiden und anschließend noch ca. 50 min. fertig backen. Nach dem Abkühlen in einem gut verschließbaren Gefäß aufbewahren. Jetzt geht es an den Lachsdip: Alle Zutaten bis auf den Lachs gut verrühren, dann den Lachs unterheben und abschmecken. Ab in den Kühlschrank. Vor dem Servieren nochmals gut verrühren und mit etwas Dill garnieren.
Mehr Rezepte, Bastelideen, Geschichten und mehr rund um Midsommar in Schweden kannst Du auch in meinem Buch finden, das am 31.3.23 im Groh-Verlag erscheint
Meine Midsommar-Momente
Die schönsten schwedischen Traditionen zum Selbermachen
Auf 112 Seiten findet ihr Rezepte, Deko-Ideen, Spiele für Groß und Klein, Bastel-Anleitungen und Geschichten aus Skandinavien rund um den längsten Tag des Jahres. Der Bildband in edler Leinenhaptik macht Lust auf Sommer, auf Draußensein und auf das ganz persönliche Midsommar-Fest mit Freunden und Familie.
Mehr erfahren und vorbestellenHelsinkis Geheimnisse: Graf Zeppelin auf Parkplatzsuche
Kennst du dieses Gefühl, wenn du geschichtsträchtige Gebäude besuchst, und dich fragst, was die Wände wohl alles zu erzählen wüssten, wenn sie nur könnten? Manchmal, wenn man Glück hat, geben Gebäude einige dieser Geschichten preis. So auch ein „Loch“ im Dach des traditionsreichen Hotel Torni.
(Titelbild: © Helsingin kaupunginmuseo)
Graf Zeppelin zu Gast in Helsinki?
Inhalt
Aufgefallen ist mir das “Loch” in der Decke der Ateljee Bar ganz oben im 13. Stock des Solo Sokos Hotel Torni aus dem Augenwinkel schon, aber ich habe es nie weiter beachtet. Ich vermutete einen Lüftungsschacht oder ähnliches. Um ehrlich zu sein interessierte mich die grandiose Aussicht mehr, zu der man wunderbar einen Lonkero als Sundowner genießen kann. Ich hatte keine Ahnung, dass dieses „Loch“ Teil einer kuriosen Anekdote ist.
Als 2022 das geschichtsträchtige Hotel, und somit auch die Bar, nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet wurden, las ich in einem der zahlreichen Berichte, die zu diesem Anlass veröffentlicht wurden, von diversen Berühmtheiten, die schon im Torni zu Gast waren. Neben großen Namen wie Josephine Baker und Roger Moore, fiel mir vor allem einer ins Auge: Graf Zeppelin. Ich stutzte, recherchierte kurz die Daten und stutzte erneut, denn Ferdinand Graf von Zeppelin verstarb bereits 1917, während das Torni erst 1931 eröffnete. Doch schnell fiel der Groschen. Gemeint war natürlich das nach dem Erfinder der Starrluftschiffe benannte Luftschiff LZ 127, besser bekannt als „Graf Zeppelin“. Doch wie kann ein Zeppelin nun in einem Hotel zu Gast sein? Nun, gar nicht, aber geplant hatte man es, was mich später wieder zu jenem ominösen Loch in der Decke der Ateljee Bar bringt.
Die Blütezeit der Zeppeline
In den 20er- und 30er-Jahren erlebte die deutsche zivile Zeppelin-Luftfahrt ihre Blütezeit. Vor allem die Strecke Deutschland – USA war stark frequentiert. Die 1928 in den Dienst gestellte „Graf Zeppelin“ absolvierte diese Fahrten bereits Jahre vor der „Hindenburg“, die später tragische Berühmtheit erlangen sollte. Mein Großvater sah die „Hindenburg“ übrigens als 7-jähriger Bub, als sie 1937, von Frankfurt am Main aus, Richtung Amerika fuhr, was ihre letzte tragische Fahrt werden sollte. Der Zeppelin hatte ihn tief beeindruckt, wie er mir viele Jahre später erzählte. Aber das nur am Rande. In dieser Geschichte geht es um die „Graf Zeppelin“, die auch auf andere spektakuläre Fahrten ging, wie etwa eine 20-tägige Weltfahrt, eine Palästina-Rundfahrt und eine Polarfahrt. Im Jahr 1930 jedoch, also zu der Zeit, in der man das Hotel Torni errichtete, war das Luftschiff auf einer weniger spektakulären Fahrt zu Gast in der finnischen Hauptstadt.
Zeppelin über Helsinki
Für die Crew mag diese Fahrt weniger spektakulär als eine Weltfahrt gewesen sein, für die Menschen am Boden, wie zum Beispiel meinen Großvater, war die Überfahrt eines solch riesigen Zeppelins natürlich immer ein besonderer Moment. Das war in Helsinki nicht anders. Am 24. September 1930 kam die Meldung, dass der 236 m lange Zeppelin via Riga und Tallinn nun die finnische Hauptstadt ansteuerte und tausende waren auf den Beinen, um dem majestätischen Luftschiff bei seiner Ankunft am Nachmittag zuzuwinken. Kein Wunder also, dass im Archiv des Stadtmuseums zahlreiche Aufnahmen zu finden sind, die diesen Besuch festhielten. Die Crew wiederum beeindruckte von oben unter anderem die Baustelle des Hotels, entstand hier doch das zu dieser Zeit nicht nur höchste Gebäude Helsinkis, sondern ganz Finnlands. Hier trafen zwei Superlative aufeinander. Wer dann am Ende die wahnwitzige Idee hatte, ist nicht überliefert, aber tatsächlich veränderte der Besuch des Zeppelins die Baupläne des Hotels.
Der kürzeste Weg zur Bar
Gemütlich mit dem Luftschiff über Finnlands Hauptstadt am Meer zu fahren macht durstig, doch man kann solch ein riesiges Luftschiff ja nicht einfach eben schnell irgendwo parken. Tatsächlich konnte das Luftschiff an diesem Tag aufgrund der Witterungsverhältnisse nicht auf dem eigens dafür präparierten Platz in Viiki landen und Passagiere, die eigentlich in Helsinki von Bord hatten gehen wollen, mussten und bis Stockholm mitfahren. Alles in allem also eher suboptimal. Außerdem will man ja gegebenenfalls die Aussicht noch etwas genießen. Ein „Parkplatz“ müsste also weiter oben gelegen sein. Dort könnte man dann auch einen Drink zu sich nehmen, was eine Win-win-Situation für alle Beteiligten wäre. So ähnlich stelle ich mir die Gedanken und Gespräche zumindest vor, die 1930 dazu führten, dass man tatsächlich beschloss in das Dach des Hotels eine Möglichkeit zum Andocken des Zeppelins zu integrieren, damit dieser dort landen könne, um den Reisenden über eine Leiter einen direkten Zugang zur Bar zu gewähren. Ja, tatsächlich. Ein Zeppelinlandespot mit direktem Zugang zur Bar. Kippis und Prost.
Die „Graf Zeppelin“ kehrte nicht zurück über die Dächer Helsinkis. Nachdem die „Hindenburg“ verunglückte, wurde sie außer Dienst gestellt und später verschrottet, um Aluminium für die Luftrüstung zu gewinnen. Auf dem Dach des Hotels gelandet ist am Ende also weder die „Graf Zeppelin“ noch irgendein anderer Zeppelin, aber man wäre bereit, denn die Luke in der Decke der Ateljee Bar ist bis heute als Erinnerung an diese kuriose Geschichte erhalten geblieben. Sie befindet sich in nächster Nähe zum Tresen.
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