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Schweden auf dem Teller: Schnelles und simples Knäckebrot mit Lachsdip

Entstanden aus der Not ein Brot zu backen, aus dem was verfügbar war und das über die langen Wintermonate nicht schlecht werden würde, wurde ein Schwedenklassiker, der heute in unzähligen Varianten anzutreffen ist: Das Knäckebrot. Die klassische Variante ist rund und hat ein Loch in der Mitte, um es platzsparend an Holzstangen unter der Decke aufzuhängen. Ich habe dir eine schnelle und einfache Variante ohne Loch mitgebracht, dann reicht die Zeit auch noch einen Lachsdip dazu zu machen. Köstlich!

Zutaten für das Knäckebrot: 

Inhalt

100 g Dinkel- oder Weizenmehl / 100 g Haferflocken / 150 g Saatenmix (Sonnenblumen-, Kürbis- und Pinienkerne, Sesam, evtl. etwas Leinsamen) / 0,5-1 TL Salz / 3 TL Olivenöl /300 ml Wasser

Zutaten für den Lachsdip: 

250 g Räucherlachs (kleingeschnitten) / 150 g Crème fraîche / 100 g Frischkäse / 1-2 EL Zitronensaft / etwas Salz, Pfeffer und Zucker / frischer Dill (gehackt) und etwas Dill zum Garnieren 

Zubereitung: 

Backofen auf 160 Grad vorheizen und ein Backblech mit Backpapier auslegen. Die trockenen Zutaten vermischen, anschließend Olivenöl und Wasser zugeben und gut verrühren! Die Masse gleichmäßig auf dem Blech verteilen und in den Ofen geben. Nach 5-10 min. In die gewünschte Größe schneiden und anschließend noch ca. 50 min. fertig backen. Nach dem Abkühlen in einem gut verschließbaren Gefäß aufbewahren. Jetzt geht es an den Lachsdip: Alle Zutaten bis auf den Lachs gut verrühren, dann den Lachs unterheben und abschmecken. Ab in den Kühlschrank. Vor dem Servieren nochmals gut verrühren und mit etwas Dill garnieren. 

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Helsinkis Geheimnisse: Graf Zeppelin auf Parkplatzsuche

Kennst du dieses Gefühl, wenn du geschichtsträchtige Gebäude besuchst, und dich fragst, was die Wände wohl alles zu erzählen wüssten, wenn sie nur könnten? Manchmal, wenn man Glück hat, geben Gebäude einige dieser Geschichten preis. So auch ein „Loch“ im Dach des traditionsreichen Hotel Torni.

(Titelbild: © Helsingin kaupunginmuseo)

Foto: © Sääski Oy / Helsingin kaupunginmuseo

Graf Zeppelin zu Gast in Helsinki? 

Inhalt

Aufgefallen ist mir das “Loch” in der Decke der Ateljee Bar ganz oben im 13. Stock des Solo Sokos Hotel Torni aus dem Augenwinkel schon, aber ich habe es nie weiter beachtet. Ich vermutete einen Lüftungsschacht oder ähnliches. Um ehrlich zu sein interessierte mich die grandiose Aussicht mehr, zu der man wunderbar einen Lonkero als Sundowner genießen kann. Ich hatte keine Ahnung, dass dieses „Loch“ Teil einer kuriosen Anekdote ist. 

Als 2022 das geschichtsträchtige Hotel, und somit auch die Bar, nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet wurden, las ich in einem der zahlreichen Berichte, die zu diesem Anlass veröffentlicht wurden, von diversen Berühmtheiten, die schon im Torni zu Gast waren. Neben großen Namen wie Josephine Baker und Roger Moore, fiel mir vor allem einer ins Auge: Graf Zeppelin. Ich stutzte, recherchierte kurz die Daten und stutzte erneut, denn Ferdinand Graf von Zeppelin verstarb bereits 1917, während das Torni erst 1931 eröffnete. Doch schnell fiel der Groschen. Gemeint war natürlich das nach dem Erfinder der Starrluftschiffe benannte Luftschiff LZ 127, besser bekannt als „Graf Zeppelin“. Doch wie kann ein Zeppelin nun in einem Hotel zu Gast sein? Nun, gar nicht, aber geplant hatte man es, was mich später wieder zu jenem ominösen Loch in der Decke der Ateljee Bar bringt. 

Foto: © Mustakallio Hannes / Helsingin kaupunginmuseo

Die Blütezeit der Zeppeline 

In den 20er- und 30er-Jahren erlebte die deutsche zivile Zeppelin-Luftfahrt ihre Blütezeit. Vor allem die Strecke Deutschland – USA war stark frequentiert. Die 1928 in den Dienst gestellte „Graf Zeppelin“ absolvierte diese Fahrten bereits Jahre vor der „Hindenburg“, die später tragische Berühmtheit erlangen sollte. Mein Großvater sah die „Hindenburg“ übrigens als 7-jähriger Bub, als sie 1937, von Frankfurt am Main aus, Richtung Amerika fuhr, was ihre letzte tragische Fahrt werden sollte. Der Zeppelin hatte ihn tief beeindruckt, wie er mir viele Jahre später erzählte. Aber das nur am Rande. In dieser Geschichte geht es um die „Graf Zeppelin“, die auch auf andere spektakuläre Fahrten ging, wie etwa eine 20-tägige Weltfahrt, eine Palästina-Rundfahrt und eine Polarfahrt. Im Jahr 1930 jedoch, also zu der Zeit, in der man das Hotel Torni errichtete, war das Luftschiff auf einer weniger spektakulären Fahrt zu Gast in der finnischen Hauptstadt. 

Foto: © Helsingin kaupunginmuseo
Foto: © Mustakallio Hannes / Helsingin kaupunginmuseo

Zeppelin über Helsinki

Für die Crew mag diese Fahrt weniger spektakulär als eine Weltfahrt gewesen sein, für die Menschen am Boden, wie zum Beispiel meinen Großvater, war die Überfahrt eines solch riesigen Zeppelins natürlich immer ein besonderer Moment. Das war in Helsinki nicht anders. Am 24. September 1930 kam die Meldung, dass der 236 m lange Zeppelin via Riga und Tallinn nun die finnische Hauptstadt ansteuerte und tausende waren auf den Beinen, um dem majestätischen Luftschiff bei seiner Ankunft am Nachmittag zuzuwinken. Kein Wunder also, dass im Archiv des Stadtmuseums zahlreiche Aufnahmen zu finden sind, die diesen Besuch festhielten. Die Crew wiederum beeindruckte von oben unter anderem die Baustelle des Hotels, entstand hier doch das zu dieser Zeit nicht nur höchste Gebäude Helsinkis, sondern ganz Finnlands. Hier trafen zwei Superlative aufeinander. Wer dann am Ende die wahnwitzige Idee hatte, ist nicht überliefert, aber tatsächlich veränderte der Besuch des Zeppelins die Baupläne des Hotels.

Foto: © Nikkilä E. / Helsingin kaupunginmuseo

Der kürzeste Weg zur Bar

Gemütlich mit dem Luftschiff über Finnlands Hauptstadt am Meer zu fahren macht durstig, doch man kann solch ein riesiges Luftschiff ja nicht einfach eben schnell irgendwo parken. Tatsächlich konnte das Luftschiff an diesem Tag aufgrund der Witterungsverhältnisse nicht auf dem eigens dafür präparierten Platz in Viiki landen und Passagiere, die eigentlich in Helsinki von Bord hatten gehen wollen, mussten und bis Stockholm mitfahren. Alles in allem also eher suboptimal. Außerdem will man ja gegebenenfalls die Aussicht noch etwas genießen. Ein „Parkplatz“ müsste also weiter oben gelegen sein. Dort könnte man dann auch einen Drink zu sich nehmen, was eine Win-win-Situation für alle Beteiligten wäre. So ähnlich stelle ich mir die Gedanken und Gespräche zumindest vor, die 1930 dazu führten, dass man tatsächlich beschloss in das Dach des Hotels eine Möglichkeit zum Andocken des Zeppelins zu integrieren, damit dieser dort landen könne, um den Reisenden über eine Leiter einen direkten Zugang zur Bar zu gewähren. Ja, tatsächlich. Ein Zeppelinlandespot mit direktem Zugang zur Bar. Kippis und Prost. 

Foto: © Helsingin kaupunginmuseo

Die „Graf Zeppelin“ kehrte nicht zurück über die Dächer Helsinkis. Nachdem die „Hindenburg“ verunglückte, wurde sie außer Dienst gestellt und später verschrottet, um Aluminium für die Luftrüstung zu gewinnen. Auf dem Dach des Hotels gelandet ist am Ende also weder die „Graf Zeppelin“ noch irgendein anderer Zeppelin, aber man wäre bereit, denn die Luke in der Decke der Ateljee Bar ist bis heute als Erinnerung an diese kuriose Geschichte erhalten geblieben. Sie befindet sich in nächster Nähe zum Tresen. 

Foto: © Mustakallio Hannes / Helsingin kaupunginmuseo

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Finnland: Kunst, Kultur und Kurioses — Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse im nördlichen Seenland 

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Seen, Wälder, wilde Natur, magische, kunstvolle Orte, kulturelle Highlights und Kuriositäten — in der finnischen Region Nord-Savo gibt es einiges zu entdecken. 

Diesen November war ich mit Tine (finnweh.de) und Michaela (mahtava.de) im November in Finnland zu einer kleinen Auszeit in der Region Nord-Savo. Während unseres #slowvember haben wir nicht nur die Zeit in unserem Mökki am See genossen, sondern auch einen kleinen Einblick, was die Region alles zu bieten hat. Einige Tipps habe ich Dir in diesem Artikel zusammengestellt. Nicht nur für den November, sondern das ganze Jahr, denn ein Besuch lohnt sich definitiv immer. 

1. Die Natur als Highlight — Tiilikkajärvi-Nationalpark

Inhalt

Die größte Sehenswürdigkeit, in der man die schönsten Erlebnisse haben kann, ist zweifelsohne die Natur der Region selbst. Die Wälder und Seen Nord Savos laden ein in ihnen zu spazieren und zu wandern, je nach Jahreszeit Beeren und Pilze zu sammeln und Zeit auf und am Wasser zu verbringen. Suchen muss man die Natur in Finnland nicht, man ist nie weit entfernt. Wer es noch etwas wilder, ursprünglicher und atmosphärischer möchte, für den ist der Tiilikkajärvi-Nationalpark  genau richtig. Natürliche Sandstrände, Wälder, Sümpfe, Moore und Flussläufe prägen das Bild dieses Nationalparks. Gut 20 km Wanderwege führen durch den Park, teils über Holzstege, um sumpfige Böden sicher überqueren zu können. 

Zum Tiilikkajärvi-Nationalpark

2. Balsam für die Seele: Waldbaden und Outdoor-Cooking

Viele Menschen sehnen sich in dieser unserer hektischen Zeit nach Entschleunigung: Innehalten, die Akkus aufladen, einfach mal sein und das in der Natur. In Finnland kann man das ohnehin sehr gut und noch besser, wenn man fachkundige Unterstützung erhält. Während unseres Aufenthaltes im Mökki “Ankkuri” in Jokiniemi am Onkivesi durften wir ein ganz besonderes Erlebnis geniessen. Unsere Gastgeberin Marita von Jokiniemen Matkailu und ihre Freundin Päivi holen uns ab und nehmen uns mit auf einen Spaziergang der besonderen Art. Mit allen Sinnen sollen wir die Natur um uns herum erfahren, uns bewusst mit ihr verbinden und so letztlich bei uns selbst an und zur Ruhe kommen. Wir spüren den Boden unter den Füßen, nehmen Geräusche und Gerüche war, erkunden die kleinsten Dinge und schmecken essbare Blätter und Tannennadeln. In der Nacht hatte es den ersten zarten Schnee gegeben, der das ganze noch intensiver macht. Der hektische Alltag ist ganz weit weg, wir sind nur im Hier und Jetzt, als Päivi uns einlädt in die vorbereiteten Hängematten zu kriechen. Warm eingepackt und geborgen wie in einen Kokon, werden wir ab und an vom leichten Wind geschaukelt und dösen mit dem Blick in die Baumkronen und auf den See. Im Anschluss gibt es Pilzsuppe, Kräuterbrot, heisse Getränke und natürlich Stockbrot am Feuer. Mehr dazu findet ihr (inklusive Rezepten) bei Nordic-Food-Queen Michaela von Mahtava. Ich kann euch nur generell empfehlen mehr Outdoor zu kochen und auf jeden Fall die Hängematten auszuprobieren – all year round 😉

Zum Jokiniemen Matkailu

3. Magischer Ort in Lapinlahti: Luova Puu

Luova Puu ist wörtlich übersetzt der Kreativbaum. Dahinter verbirgt sich ein ganz besonderer Ort, der Galerie, Café, Shop, Begegnungsstätte und Raum für Kultur und Wellness ist. Wir kommen zu einer Yin-Yoga-Stunde mit Klangmassage und lassen uns auf diese für uns völlig neue Erfahrung ein. Wie genau das war, könnt ihr übrigens bei Finnweh nachlesen. Fakt ist, dass wir alle drei ein wenig Berührungsängste hatten, uns im Luova Puu aber direkt so wohl fühlten, dass wir nicht nur eine wunderbare Yoga-Session hatten, sondern den Kreativbaum sogar ein zweites Mal besuchten. Bei Tageslicht konnten wir die Kunst, die hier ausgestellt ist, auch noch besser betrachten und waren vor allem auch beeindruckt von der 100 Jahre alten Sauna, in der sich ebenfalls Kunst an den Wänden befindet. Paradies-Sauna wird sie genannt. Es sind hauptsächlich die Kunstwerke Raijas, die wir hier überall betrachten. Die Bildhauerin Raija Weisenberg gründete einst diesen Ort in einem alten Bauernhof in Lapinlahti, den ihre Tochter Hannah heute liebevoll weiterführt. Die Daueraustellung „Temple of Love“ zeigt ihre Werke aus Holz, daneben gibt es wechselnde Ausstellungen anderer Künstler. Der Louva Puu ist ein wahres Schatzkästchen, für all jene, die sich darauf einlassen möchten. Und ich muss unbedingt im Sommer noch einmal hier Halt machen, denn man erzählt sich, hier gäbe es den besten Kuchen weit und breit.

Zum Luova Puu

4. IIsalmi: Brauereimuseum und das wahrscheinlich kleinste Restaurant der Welt 

Das „Kuappi“ gilt als das kleinste Restaurant der Welt und liegt in Iisalmi am Hafen. Geöffnet hat das etwa 8 m² (die Terrasse mitgerechnet) kleine Lokal nur im Sommer und es können, je nach Witterung zwei bis vier Gäste bewirtet werden. Zwei drinnen und zwei auf der Terrasse. Wir sind zu dritt und es ist November, daher steht ein Besuch nicht auf unserer Liste, aber wir schmunzeln sehr über diese im wahrsten Sinne des Wortes kleine Kuriosität. Wir wenden uns stattdessen, dem unweit gelegenen Brauereimuseum zu. Das Museum in der Oluthalli ist das einzige öffentlich zugängliche Brauereimuseum Finnlands. Seit über 145 Jahre wird hier Bier gebraut, was die Olvi-Brauerei eng mit der Region verbindet. In der Ausstellung kann man nicht nur sehen, wie der Herstellungsprozess früher ablief, sondern auch, wie sich die Privatbrauerei entwickelt hat. Noch heute nutzt man soweit möglich Getreide aus der Region. In den 50er Jahren gründete man eine Stiftung, die den Standort sichert und der Region Gutes tun soll, in der die Brauerei groß werden konnte. Olvi unterstützt die Region mit Spenden in den Bereichen Sport, Kunst, Kultur etc. Die Brauerei hat sich immer wieder neu erfunden und ist mit der Zeit gegangen, hat dabei aber ihre Traditionen bewahrt. Fragwürdig finden viele nur das erste Softgetränk, dass die Brauerei vor vielen vielen Jahren auf den Markt brachte. Der Geschmack des Banaaniviini (Bananenwein, eine Limonade) soll sehr gewöhnungsbedürftig gewesen sein. Beliebter war hingegen die Eiscreme, die es zwischen 1949 und 1972 gab. Man munkelt es könne zum 150jährigen Jubiläum eine Neuauflage geplant sein. In der Oluthalli in der sich das Museum befindet kann man außerdem essen gehen. Wir haben das Lounas-Buffet (Lunch) getestet und für köstlich befunden. 

Zum Brauereimuseum und zum Kuappi

5. Sonkajärvi: Weltmeisterschaft im Frauentragen

Das die Finnen auf kuriose Wettkämpfe stehen, dürfte längst weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sein. Einer dieser Wettkämpfe und wahrscheinlich einer der bekanntesten ist die Weltmeisterschaft im Frauentragen, die seit 1992 in Sonkajärvi ausgetragen wird und Teams aus aller Welt anlockt. Die Idee geht auf eine Legende zurück, nach der der Räuber Herkko Rosvo-Rinkainen Ende des 19. Jahrhunderts Frauen aus den umliegenden Dörfern entführt haben soll. Um Entführung geht es heute dabei natürlich nicht, sondern darum die Frau möglichst schnell durch eine Wettkampfstrecke zu tragen, die über Stock und Stein und durch Wassergräben geht. Dabei gewinnt nicht nur das schnellste Paar, sondern auch das unterhaltsamste Paar und das im besten Kostüm. Der Preis ist übrigens das Gewicht der Frau in Bier. Prost!

Zur Weltmeisterschaft im Frauentragen

6. Kuopio: spannende Zeitreise im Museum

Im Erdgeschoss erwartet uns eine kleine Zeitreise von der Steinzeit bis heute, die uns komprimiert, unterhaltsam und teils interaktiv ein Gefühl für die Region gibt in der wir uns befinden. Was hat sie geprägt, was macht sie aus? Ein toller Einstieg in einen Aufenthalt in der Region, nicht nur bei Regenwetter. Das renovierte und erweiterte Museum (2021) beherbergt sowohl Kulturhistorische, als auch Naturkundliche Ausstellungsbereiche. Eines der Highlights ist die lebensgroße Nachbildung eines Mammuts, dessen Skelett 1799 von einem örtlichen Jäger gefunden wurde. Insgesamt sind die Ausstellungen abwechslungsreich und für kleine wie große Besucher geeignet. Spannend für uns war auch eine Videoinstallation, die nicht nur einmal durch alle Jahreszeiten führte, sondern dabei auch geschichtliches aufgriff. So lernten wir zum Beispiel „Kekri“, das finnische Halloween kennen, dass weniger bekannt ist, aber noch heute hier und da gefeiert wird und den vermeintlichen „Vorfahren“ des Weihnachtsmannes (Joulupukki), den Kekripukki. Aber das ist eine Geschichte für ein andermal, sie zeigt aber, wieviel spannendes es in der Region zu entdecken gibt, wenn man sich die Zeit nimmt. 

Zum Kuopio Museum

7. Puijon Torni: Ausflugsziel mit Weitblick 

Hoch hinaus geht es auf dem Puijon Torni, dem 75 Meter hohen Fernsehturm Kuopios, direkt neben der Skisprungschanze auf dem etwa 150 m hohen Puijo-Hügel. Von hier aus hat man bei gutem Wetter eine wundervolle Sicht über das nördliche Seenland. Wer möchte, kann den Turm über Treppenstufen erklimmen, es gibt allerdings auch zwei Aufzüge, die nach oben führen. Neben einer Aussichtsplattform befinden sich oben auch ein Café und ein Drehrestaurant, im Erdgeschoss gibt es außerdem einen kleinen Souvenir-Shop. Am Fuße des Turms befindet sich noch das Restaurant und Café Puijon Maja, das Lunch und Bistro Menüs serviert und gerne für Veranstaltungen gemietet wird. Der Betreiber der beiden Restaurants und des Cafés erzählt uns ein wenig von den Entwicklungen der letzten Jahre, während wir im Puikon Maja zu mittag essen. Man lege wert auf lokale Produkte. Er schmunzelt. Alles, was hier verarbeitet wird, kommt aus der Region, die man bei gutem Wetter vom Turm aus sehen kann, erklärt er uns. Es schmeckt köstlich und gut gesättigt verlassen wir das Restaurant und vertreten uns die Beine, denn dahinter befindet sich seit neuestem ein barrierefreier Nature Trail aus Holz, der passend zu den Jahreszeiten und Feierlichkeiten wie Weihnachten dekoriert und illuminiert wird. Was für ein schöner Ausflug, dabei haben wir die Skisprungschanze noch gar nicht gesehen, waren nicht fat bike fahren und im Winter kann hier ja zum Beispiel auch noch gerodelt werden. Also auch ein Ausflugsziel für jede Jahreszeit. 

Zum Puijon Torni, zu den Restaurants und Aktivitäten

Bei gutem Wetter hat man eine atemberaubende Aussicht

8. Interessant und faszinierend: das orthodoxe Kirchenmuseum „Riisa“

Dieses Museum ist ein Ort, der sich schwer beschreiben lässt und den man selbst besuchen muss, um ihn zu verstehen. Der Versuch Riisa gebührend zu beschreiben sprengt den Rahmen dieses kleinen Guides, aber ich will versuchen es in Kürze auf den Punkt zu bringen. Das orthodoxe Kirchenmuseum Finnlands — Riisa — ist ein national, international und regional bedeutendes Spezialmuseum, das 1957 in Kuopio gegründet wurde. Es setzt die Aktivitäten der 1912 im Kloster Valamo gegründeten Sammlung fort. Hauptsächlich ausgestellt sind die aus den an die Sowjetunion abgetretenen Gebiete während des Winter- und Fortsetzungskrieges (1939–1944) evakuierten Artefakte, die aus den orthodoxen Pfarreien Karelien und Petsamo sowie den Klöstern Valamo, Konevitsa und Petsamo stammen. Was im ersten Moment trocken klingen mag, ist eine prunkvolle, glänzende und liebevoll gepflegte Ausstellung, die eben auch die Geschichte einer Region mit bewegter Vergangenheit beleuchtet. Die Sammlung umfasst heute Ikonen, liturgische Gegenstände, seltene Bücher, Fotografien und vieles mehr. Dabei ist das Museum höchst lebendig: eines der Kirchenoberhäupter hat sein Büro im Gebäude und im Untergeschoss befindet sich eine Kirche, in der regelmäßig Gottesdienste gefeiert werden. Der Name des museums, kommt übrigens von der Metallabdeckung Riisa, die an der Ikone angebracht ist, die die Ikone schützt und schmückt.

Zum Kirchenmuseum „Riisa“

Fazit:

Nur wenige Tage waren wir ganz gemütlich in der Region Nord Savo im nördlichen Seenland Finnlands unterwegs und haben doch schon so viel spannendes entdeckt Und ich bin mir sicher, es gibt noch viel mehr zu entdecken.

Weiterführende Links:

Mehr zu unserem slowvember-Abenteuer findest du hier:

Nordlandfieber: Das Mökki am See – Wo die finnische Seele Urlaub macht

Mahtava: 10 Gründe für eine Reise ins nördliche Seenland im November

Finnweh: Einklang für Seele und Geist: Achtsamkeit im magischen Luova Puu

Mahtava: Rezepte fürs Lagerfeuer: Die Wildnis auf dem Teller

Übrigens konnte man uns via Livestream im Mökki besuchen, viel interessantes über die Region erfahren und Fragen stellen. Wir haben die Streams gesichert, aufbereitet und exklusiv in der Lakeland-Community von skandinavien.live zur Verfügung gestellt. Werde Teil der Community und schau gerne rein. Die Anmeldung ist kostenlos und sicher.


Offenlegung: Dieser Beitrag ist in freundlicher Zusammenarbeit mit Visit Savo, Kuopio-Tahko und skandinavien.live entstanden. 


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Das Mökki am See – Wo die finnische Seele Urlaub macht

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Es ist nach der Sauna der wahrscheinlich liebste Rückzugsort der Finnen. Das Mökki. Das finnische Ferienhaus muss dabei weder groß noch luxuriös sein. Eine einfache Blockhütte in der Natur am See, eine Sauna — viel mehr braucht die finnische Seele nicht um glücklich zu sein.

Jokiniemi / Finnland

Ankommen im Mökki

Inhalt

Es war ein nassgrauer Novembertag an dem ich mit Tine (finnweh.de) und Michaela (mahtava.de) in Kuopio ankam. Schon auf der Zugfahrt von Helsinki in die Region Nord-Savo hatten wir mit jedem zurückgelegten Kilometer immer auch ein Stück Alltagsstress hinter uns lassen können und freuten uns nun auf unser Mökki am See. Wir wuchteten das Gepäck in den Kofferraum des Mietwagens, hielten noch an einem Supermarkt und machten uns auf den Weg. Wenn dich das Navi dann abbiegen lässt und der Schotter unter den Reifen knirscht, weißt du, dass es nicht mehr so weit sein kann. Am Ende schaukelte der Wagen mit uns über einen Feldweg bis an das Ende einer kleinen Halbinsel und wir parkten vor unserem Mökki-Traum aus Keloholz am Onkivesi. 

Unser Traum aus Keloholz
Was ist Keloholz eigentlich? Das rindenlose meist silbergraue Holz ist abgestorbenes und natürlich getrocknetes Holz (meist von Kiefern) aus Nord-Finnland, Russland oder Nord-Kanada. Alten Bäumen, die (nach etwa 300-400 Jahren) nicht mehr wachsen entzieht das kalt-trockene Polarklima über Jahrzehnte Feuchtigkeit, bis sie ganz trocken sind. Dadurch verzieht es sich nicht mehr, ist witterungsbeständig und somit perfekt für den Blockhausbau geeignet. Die Bestände in Finnland sind stark zurückgegangen.

Viele hatten uns für verrückt erklärt ausgerechnet im ungemütlichsten Monat des Jahres ins finnische Seenland zu reisen, doch spätestens als der Wagen vor dem Mökki hält, ist uns klar, dass wir genau die richtige Entscheidung getroffen haben. „Ankkuri“ heißt der Traum aus Keloholz, den Michaela nun aufschließt. Marita, die Vermieterin hat uns im Haupthaus des weitläufigen Geländes herzlich begrüßt, bevor wir über den Feldweg auf das Seegrundstück gefahren sind. Da wir alle schon Mökki-Erfahrung haben, erinnert sie uns nur daran den Rauchabzug zu öffnen, wenn wir den Ofen anheizen und, dass wir uns bei Problemen selbstverständlich jederzeit melden können. So betreten wir nun mit Einkäufen und Gepäck unser zuhause auf Zeit.

Gemeinsames kochen und gemütliches Beisammensein gehören unbedingt zum Mökki-Lifestyle

Das Mökki steht schon lange an dieser Stelle, wurde aber im Frühjahr 2022 renoviert und verbindet so Tradition und modernes Design perfekt miteinander. Das Holz macht es urgemütlich und der Ausblick über den See zaubert uns sofort ein Lächeln ins Gesicht. Ruckzuck haben wir alles verstaut, die Wollsocken an, ein Feuer im Ofen entfacht und während die Sauna langsam aufheizt, kochen wir gemeinsam in der Küche, lachen und sorgen dafür, dass wir nicht nur im physischen Sinne ankommen. Urlaub im Mökki heißt immer auch Urlaub in der Natur, zur Ruhe kommen und sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, was vor allem heißt: Zeit in der Natur gemeinsam kochen und essen, selbstverständlich der ein oder andere Saunagang und die Seele baumeln lassen. 

Pannukahvi – Kaffee direkt vom Feuer

Es gibt viele gute Gründe gerade im November ins nördliche Seengebiet zu reisen. Michaela hat auf Mahtava.de 10 davon ganz wunderbar zusammengefasst. 

Slowvember in Nord-Savo

Entschleunigen war also unsere Mission unter dem Motto „Slowvember“. Nach dem arbeitsreichen Herbst und vor der hektischen Vorweihnachtszeit nochmal den Kopf freibekommen in der Natur Finnlands. Es scheint, als habe die Natur auf ganz wunderbare Weise die Handbremse angezogen. Stille liegt über den Wäldern, die letzten Blätter fallen zu Boden, Nebel kriecht über die Seen, am Morgen lässt der Raureif die Landschaft glitzern und hier und da gibt es den ersten Schnee.

Diese Jahreszeit macht etwas mit den Menschen dort und auch mit uns. Man nutzt die rasant weniger werdenden Tageslichtstunden. Knapp acht sind es im November in Nord-Savo noch in denen wir in der Natur unterwegs sind, auf Entdeckungstour in den kleineren Ortschaften aufbrechen und in Kuopio tiefer in die Kultur der Region eintauchen. Die Erlebnisse des Tage lassen wir am abend sacken, während wir uns wieder in der Küche treffen oder bei einem der Saunagänge. Die Klamotten werden dabei immer bequemer, das Lächeln im Gesicht breiter und das Herz leichter. Ganz genau so, wie es sein soll. 

Mehr zu unseren Erlebnissen in der Natur im nördlichen Seenland rund um das Mökki, Mindfullness, Kultur und (Outdoor-)Küche findest du in Kürze hier, auf finnweh.de und mahtava.de 

Lust auf 5 Minuten Auszeit im und um das Mökki? Komm mit ins nördliche Seenland!

Tipps für den perfekten Mökki-Urlaub in Finnland 

Du willst den Mökki-Lifestyle auch ausprobieren? Dann kommen hier ein paar Tipps für dich, wie dein Urlaub im Mökki gelingen kann: 

1. Werde dir klar, was du genau suchst

Frag dich zunächst einmal, was du für Ansprüche an dein zuhause auf Zeit hast. Wo soll es liegen? Reicht dir die kleine Hütte mit Außenklo, soll es luxuriös sein oder irgendwo dazwischen? Welche Ausstattungsmerkmale sind dir wichtig? Soll es möglichst einsam und idyllisch sein oder bist du doch lieber irgendwo in der Nähe der nächsten Stadt? Letztere Frage ist vor allem dann wichtig, wenn du nicht mit dem eigenen Wagen oder dem Mietwagen reisen, sondern öffentliche Verkehrsmittel nutzen willst. 

2. Wo du dein Traum-Mökki finden kannst

Wenn du weißt, was du möchtest, kann die Suche losgehen. Das Angebot ist einerseits groß und andererseits weiß man oft gar nicht, wo man eigentlich suchen soll. Hier sind für dich mal exemplarisch vier verschiedene Anbieter: Nettimökki, Rock and Lake, Lomarengas und Interhome

Du möchtest am liebsten direkt in „unser“ Mökki? Ich könnte es gut verstehen. Schau mal bei Jokiniemen Matkailu vorbei. Die Lähdesmäkis sind wunderbare Gastgeber. „Ankkuri“ heißt unser Traum aus Keloholz, es gibt aber auch noch weitere tolle Unterkünfte auf dem weitläufigen Gelände.

Strahlende Gesichter auf der Terrasse des Mökkis “Ankkuri” am Onkivesi

3.  Mökki-Essentials – Was Du unbedingt mitbringen oder vor Ort kaufen solltest

In Deinen Koffer gehören neben allem, was man ohnehin so einpackt unbedingt warme (Strick-)Socken, Gammelklamotten und Outdoor-Kleidung inklusive Schuhe für alle Wetterlagen. Der feine Zwirn kann zuhause bleiben, der Mökki-Lifestyle ist praktisch und bequem und beinhaltet immer auch Draußenzeit und eine ordentliche Portion Gelassenheit. 

Was Du bei er Anreise im nächstgelegenen Supermarkt außer Lebensmitteln noch besorgen solltest sind z.B. Klopapier, Streichhölzer, Spülmittel, Salz, Pfeffer und Öl. Zwar haben viele Mökkis eine gute Grundausstattung und auch 1-2 Rollen Klopapier sind meistens vorhanden, aber sicher ist sicher und der nächste Supermarkt ist meist nicht in fünf Minuten zu erreichen. Es wäre ärgerlich, wenn die Entspannung an fehlendem Klopapier oder nicht vorhandenen Streichhölzern für den Ofen scheitert. 

Apropos Einkauf: Du brauchst keine Lebensmittel von daheim mitbringen. In den Läden gibt es eigentlich alles, was du kennst und macht es nicht auch Spaß lokale Spezialitäten zu entdecken? Ich finde, das gehört unbedingt zum gelungenen Mökki-Erlebnis. 

4. Sprechenden Menschen kann geholfen werden

Du hast noch nie ein Feuer im Ofen geschürt? Du bist unsicher, was es speziell im und um das gebuchte Mökki noch zu beachten gibt? Du bist sonst nicht so in der Natur unterwegs? Grübel nicht lange und frag einfach. Deine Gastgeber freuen sich in der Regel, dir im Mökki alles zu zeigen und zu erklären und auch dir Tipps für die Freizeitgestaltung zu geben. Und so ganz nebenbei kommst du so ins Gespräch mit den zu unrecht als wortkarg bezeichneten Finnen 😉 

5. Kleiner Mökki-Knigge

In Finnland zieht man die Schuhe aus, wenn man das Haus betritt. Das gilt auch für das Mökki. Es ist dein zuhause auf Zeit. Fühl dich zuhause, aber behandle es auch so. Und bevor Du gehst, mach ein bisschen klar Schiff, auch, wenn Du eine Endreinigung mitgebucht hast: raus mit der Asche aus dem (Sauna-)Ofen, füll das Feuerholz auf, kehr mal durch und lass vielleicht einen Rest Klopapier da 😉

Fazit zum Mökki-Urlaub in Nord-Savo im November 

Wir würden es immer wieder tun. Auch wieder im November. Ich für meinen Teil glaube ja, dass viele so einen inneren Finnen haben, den man ab und an ins finnische Seenland bringen sollte, weil er dort einfach zur Ruhe kommen kann. Aber Spaß beiseite. Die Mischung aus der ruhigen Hütte (ob nun mit oder ohne Luxus, aber natürlich mit Sauna) am See in die man sich wie in ein hölzernes Schneckenhaus zurückziehen kann, mit der umgebenden Natur und den damit verbundenen Aktivitäten und dem entschleunigten Tagesrhythmus, das gemütliche Erkunden der Umgebung, des nächsten Ortes und der Kontakt mit den Menschen dort, erdet und hilft wieder bei sich selbst anzukommen – egal zu welcher Jahreszeit. 

Hast du schon mal Urlaub im Mökki gemacht? Lass mich gerne in den Kommentaren wissen, was den Mökki-Lifestyle für dich ausmacht. 

Weiterführende Links:

Mehr zu unserem slowvember-Abenteuer findest du hier:

Mahtava: 10 Gründe für eine Reise ins nördliche Seenland im November

weitere Beiträge folgen in Kürze!

Übrigens konnte man uns via Livestream im Mökki besuchen, viel interessantes über die Region erfahren und Fragen stellen. Wir haben die Streams gesichert, aufbereitet und exklusiv in der Lakeland-Community von skandinavien.live zur Verfügung gestellt. Werde Teil der Community und schau gerne rein. Die Anmedlung ist kostenlos und sicher.


Offenlegung: Dieser Beitrag ist in freundlicher Zusammenarbeit mit Visit Savo, Kuopio-Tahko und skandinavien.live entstanden. 


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Ein echtes “Hidden Gem” Finnlands: Der Skulpturenpark Parikkala

Es ist ein lauer Juli-Abend. Wir sind unweit der russischen Grenze im Osten Finnlands unterwegs, das Wohnmobil gleitet über die Route 6 und die Abendsonne fällt durch die Birken am Wegesrand. Plötzlich glaube ich, ein Augenpaar zwischen den Blättern zu erblicken. Da, schon wieder. Es scheint sich um unzählige Skulpturen zu handeln. Wir bremsen ab, wenden und entdecken einen der wahrscheinlich überraschendsten Orte Finnlands. 

Eintauchen in eine andere Welt

Inhalt

Der Kies knirscht unter den Reifen, als wir unser Wohnmobil, das rollende Mökki, auf den kleinen Parkplatz lenken. Neugierig folgen wir dem roten Schild zwischen den Bäumen, dass uns den Weg zum Eingang weist. „Patsaspuisto“ steht darauf, Statuen- oder Skulpturenpark. Der Park ist rund um die Uhr zugänglich. Das Eintrittsgeld, das in die Instandsetzung und Erhaltung des Parks fließt, wirft man einfach in einen Kasten oder zahlt im kleinen Lädchen in der Mitte der Anlage, wenn dieser offen hat.

Neugierig folgen wir den Betonplatten mit den Hand- und Fußabdrücken auf dem Boden und stehen direkt vor dem wahrscheinlich faszinierendsten und größten Werk in diesem Garten. Über 250 Statuen in den verschiedensten Yogaposen stehen eng beieinander und haben eine morbide Anziehungskraft, der man sich kaum entziehen kann. Auf den Tafeln am Wegrand erfahren wir nun auch, wem wir diesen Ort eigentlich zu verdanken haben. Veijo Rönkkönen hieß der Künstler, den wir in diesen Statuen, die er erschaffen hat, wiederfinden können, sind es doch Selbstporträts, die ein Monument der Erinnerung an seinen jungen Körper darstellen. Doch wer war dieser Veijo Rönkkönen eigentlich? 

Das Leben und Wirken des Veijo Rönkkönen

Wer den etwa einen halben Hektar großen Skulpturenpark des finnischen Künstlers Veijo Rönkkönen (1942-2010) in Koitsanlahti bei Parikkala betritt, der entdeckt eine andere Welt. Eine Welt, an und in der Rönkkönen über 50 Jahre lang gearbeitet hat. Der mystische Garten mit etwa 560 Statuen aus Beton und weiteren Kunstwerken ist nicht weniger als sein Lebenswerk. Ein so reichhaltiger Kunstschatz voller Kreativität, dabei hat der Künstler die Gegend nie wirklich verlassen. Als Jüngster von vier Geschwistern blieb er bei den Eltern, begann mit 16 in einer Papierfabrik zu arbeiten und kaufte von seinem ersten Gehalt zehn Apfelbaumsetzlinge. Er pflanzte die Setzlinge im Garten hinter dem Haus und legte so den Grundstein für den Ort seiner Kreativität und seines künstlerischen Schaffens. Diese Kunstform war seine Art, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Statt die Welt zu bereisen, lud er sie zu sich in den Garten ein, aus dem er sich nie weit entfernte. Auch als er 2007 eine Auszeichnung vom finnischen Ministerium für Kultur und Bildung erhielt, entschied er sich, diese nicht persönlich entgegenzunehmen. Der Fotograf, Filmemacher und Visual Artist Veli Granö nahm die Auszeichnung in seinem Namen entgegen. Obwohl er bereits zu Lebzeiten große Anerkennung für sein Werk erhielt, wagte Rönkkönen nicht zu hoffen, dass der Skulpturenpark nach seinem Ableben erhalten bleiben würde. Vielleicht könne man den Ort unter Sand begraben, damit seine Figuren wie die berühmte Terakottaarmee die Zeit überdauern, hoffte er. Er bezweifelte, dass jemand bereit sein würde, sich um den Park zu kümmern. Doch das sollte sich als Irrtum herausstellen. Als der Künstler verstarb, kaufte Reino Uusitalo, ein Geschäftsmann aus Pyhtää, das Gelände, und setzte einen Vorstand ein, der sich unter anderem um die praktischen Angelegenheiten des Parks kümmerte, Mitarbeiter einstellte, eine Bestandsaufnahme durchführte und sich um die Instandhaltung und Restauration der Statuen bemühte. Bis heute.

Veijo Rönkkönen im Schwimmteich in seinem Garten, wenige hundert Meter vor der russischen Grenze.

Im Tal der Glücklichen

Uns führt der Weg weiter durch den Garten und den Park, um den Shop, das alte Wohnhaus und die Werkstatt herum, an immer wieder neuen Statuen vorbei.

Im Tal der Glücklichen reitet eine Statue auf einem Kamel, Frauen tragen Tonschalen auf dem Kopf und vor dem geheimen Garten stehen drei imposante Statuen in römisch anmutenden Gewändern.

Während einige Statuen eine fröhliche Leichtigkeit ausstrahlen, wirken andere eher melancholisch oder düster, einige sogar verstörend. Dieser Eindruck ist auch dem Umstand geschuldet, dass manche Figuren echte Zähne und Glasaugen tragen. Mal wirkt dieser Ort morbide und befremdlich, mal einladend und zauberhaft.

Die Abendsonne scheint in den Garten, als wir am Schwimmteich vorbei durch das kleine Wäldchen zurückgehen und noch einmal an den Yogafiguren vorbeikommen. Sie sind zwar in einem guten Zustand, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Skulpturen im Park sind sie von Moos überwachsen und werden nicht restauriert. Es war der Wille ihres Erbauers, hier der Natur ihren Lauf zu lassen und den Yogapark ganz langsam in einen ewigen Schlaf gleiten zu lassen.

Ganz im Gegensatz zu einem anderen Werk, das Rönkkönen in seinem letzten Sommer beendete. Es ist eine der größten Ansammlungen von Skulpturen in seinem Reich. Er arbeitete seit Jahren daran und verarbeitete so nach dem Tod seiner Mutter auch seine Vergangenheit. Es ist eine Parade hunderter fröhlich turnender Kinder, die sich, angeführt von einem kleinen Trommler, aus der Mitte des Parks Richtung Außenwelt bewegen. Sein inneres Kind war endlich bereit, dieser Außenwelt entgegenzutreten. 

Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil schweigen wir. Wir sind tief eingetaucht in die kleine Welt des Veijo Rönkkönen, das uns auf seltsame Art und Weise berührt und verzaubert hat. 

An Ostern 2010 hatte Rönkkönen den Tag mit etwas Yoga begonnen, Feuer gemacht, seine Runde durch sein Reich gedreht und war in Imatra zum Schwimmen gewesen. Zurück zuhause überfiel ihn die Müdigkeit und er legte sich schlafen. Von diesem Nickerchen erwachte er nicht mehr und verließ diese Welt, doch sein märchenhaftes Reich blieb bis heute erhalten und wird hoffentlich auch noch in ferner Zukunft die Menschen verzaubern.

Anfahrt und Infos zum Skulpturenpark Parikkala

Der Skulpturenpark Parikkala liegt etwa 310 km nordöstlich von Helsinki an der russischen Grenze. Der Park befindet sich in Koitsanlahti, direkt an der Route 6, etwa 8 km entfernt vom Stadtzentrum Parikkalas. Der Parkplatz befindet sich direkt neben dem Eingang. 

Adresse: Kuutostie 611, 59130 Koitsanlahti, Finnland

Öffnungszeiten: Ganzjährig und rund um die Uhr

Eintrittspreise: Kinder 2 € / Erwachsene 5 € / Familien 10 € / Gruppen 50 € — Stand 2021

Rönkkönen wollte, dass sein Garten für jeden zugänglich ist, doch da es keine öffentliche Förderung gibt, ist man auf die Einnahmen angewiesen, um die Skulpturen zu erhalten. Unterstützer können auch zeitlich begrenzte Patenschaften für einzelne Statuen oder Skulpturgruppen übernehmen. 

Homepage: http://www.patsaspuisto.net/


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Runebergin-Trifle – Finnische Runeberg-Törtchen als Schichtdessert

Finnland-Fans kennen und lieben die Runeberg-Törtchen (Runebergintorttu), doch vielleicht hätte dem finnischen Nationaldichter auch dieses Schichtdessert zugesagt.

Johan Ludvig Runeberg und sein Törtchen

Inhalt

Bäcker war er nicht, der Finnlandschwede Johan Ludvig Runeberg (1804-1877), aber aus seiner Feder stammt das Werk, dass später die Vorlage für den Text der finnischen Nationalhymne “Maamme” lieferte. Was hat also nun der finnische Nationaldichter mit dem nach ihm benannten Gebäck zu tun? Seine Frau Frederika war es der Überlieferung nach, die zu seinem Geburtstag am 5. Februar das Törtchen erfand und fortan immer wieder zum Kaffee servierte. Wahrscheinlich schmeckten sie jedes Mal ein wenig anders, denn in den Teig kommen unter anderem Brotkrümel und Lebkuchenreste – was eben aus der Weihnachtszeit und sonst in der Küche übriggeblieben war. Damit das Gebäck nicht zu trocken war, tränkte sie es mit Punsch. Garniert wird mit Zuckerguss und Marmelade. Ein echter Klassiker, der auch heute noch am 5. Februar, dem Runebergtag gebacken und verzehrt wird. Doch warum nicht mal etwa Neues versuchen nach all den Jahren? Dieses Jahr gibt es daher einen an das Traditionsgebäck angelehntes Schichtdessert, den Runeberg-Trifle.

Zutaten

Für den Teig

  • 4 Eier
  • 1,5 dl Zucker
  • 1 dl gemahlene Mandeln
  • 1/2 dl Speisestärke
  • 2 TL Zimt
  • 1 TL Backpulver
  • 1 TL Kardamom
  • 1/4 TL gemahlene Nelken
  • 2 dl grob gehackte Mandeln

Für die Himbeergrütze

  • 400 g angetaute TK-Himbeeren
  • 2,5 dl Wasser
  • 1/2 dl Zucker
  • 2 TL Speisestärke

Für die Vanillecreme

  • 1 Vanilleschote
  • 3 Eigelb
  • 3 dl Milch
  • 3 EL Zucker
  • 2 dl Sahne

Und 1 dl grob gehackte Mandeln zum Dekorieren

Evtl. etwas Rum

Zubereitung des Runebergin Trifle

1. Den Crumble für das Runeberg-Schichtdessert backen

  1. Speisestärke, Zimt, Backpulver, Kardamom, gemahlene Nelken und gemahlene Mandeln mischen und zur Seite stellen.
  2. Ofen auf 225 Grad vorheizen und ein Blech mit Backpapier auslegen und bereitstellen.
  3. Eier und Zucker bei Raumtemperatur schaumig schlagen.
  4. Die bereits gemischten trockenen Zutaten unterheben und verühren.
  5. Masse auf dem Backblech verteilen und die gehackten Mandeln darüber geben.
  6. Bei 225 Grad etwa 5-6 Minuten backen.
  7. Backpapier mit Zucker bestreuen und das fertige Backwerk darauf stürzen. Backpapier abziehen und abkühlen lassen.
  8. “Zerkrümeln”.

2. Die Himbeergrütze kochen

  1. Die Himbeeren auf ein Sieb geben und antauen lassen.
  2. Den Saft mit Wasser und Zucker mischen, aufkochen lassen.
  3. Die Speisestärke mit 2-3 EL Wasser anrühren, in den Saft rühren und aufkochen lassen.
  4. Mit einem Schneebesen unter Rühren etwa 1 Minute köcheln lassen, von der Kochstelle nehmen und die Himbeeren unterheben.
  5. Abkühlen lassen.

3. Die Vanillesauce für die Füllung des Runeberg Desserts kochen

  1. Vanilleschote auskratzen.
  2. Milch, Zucker und Vanille aufkochen, dann die Hitze reduzieren.
  3. Das Eigelb mit der Hand schaumig aufschlagen und die heiße Vanillemilch zugeben.
  4. Zurück auf den Herd mit der Masse und weiterschlagen, bis sie cremig wird und einmal “Blubb” macht. Dann sofort vom Herd nehmen.
  5. Abkühlen lassen.
  6. Sahne steif schlagen und unter die kalte Vanillesauce heben.

4. Runebergin-Trifle schichten

Wenn alle “Bausteine” gut ausgekühlt sind, kann das Dessert in etwa 10 kleine Dessertschälchen geschichtet werden.

  1. Zunächst eine Schicht Crumble auf den Boden geben.
  2. Etwas Himbeergrütze auf den Crumble geben.
  3. Etwas Vanillesauce auf die Grütze geben.
  4. Schritt 1-3 noch zweimal wiederholen und mit der Vanilleschicht enden.
  5. Mit einem TL gehackte Mandeln dekorieren und vor dem servieren noch einmal kalt stellen.

Tipp

  1. Wenn es etwas schneller gehen soll oder muss, kann man zumindest bei Vanillecreme oder Grütze auf fertige Produkte zurückgreifen.
  2. Die original Runeberg-Törtchen werden in eine Mischung aus Rum, Wasser und Zucke getränkt, damit sie nicht zu trocken sind. Das Problem besteht beim Trifle zwar nicht, aber es schadet sicher auch nicht den Crumble mit ein paar Tropfen dieser Mischung zu besprenkeln.


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Korvapuusti – Von finnischen Zimtschnecken und Ohrfeigen

Während in den meisten nordischen Ländern Zimtschnecken gebacken werde, heißen sie in Finnland “Ohrfeigen” und sehen auch noch ganz anders aus. Dieses Rezept geht dem Geheimnis der finnischen Zimtschnecken auf den Grund.

Korvapuusti – Die finnische Zimtschnecke

Inhalt

Der Geruch von Zimtschnecken ist für die meisten Nordlandfiebrigen wohl untrennbar mit den Norden verbunden. Am bekanntesten sind wohl die schwedischen Kanelbullar. Was unterscheidet aber nun das Korvapuusti von seinen nordischen Verwandten? Es sind vor allem die Form, die eher an ein Franzbrötchen, als eine Schnecke erinnert und der Name. Korvapuusti. Ohrfeige. Der Legende nach bekam das Gebäck seinen Namen, weil sie nach dem Backen wie geschwollene Ohren aussehen. Mit etwas Phantasie kann man es tatsächlich sehen, aber noch viel wichtiger ist: Sie schmecken himmlisch, diese Ohrfeigen!

Korvapuusti, Korvapuustia oder Korvapuustit?

Neulich erst fragte mich eine Bekannte, ob denn nun Korvapuusti oder Korvapuustit richtig sei. Sie habe beides schon gelesen und gehört. Ich bin zwar Lichtjahre davon entfernt diese Sprache zu beherrschen, habe aber einige Stunden gehabt und zumindest an dieser Stelle konnte ich ihr weiterhelfen. Immerhin kann ich “Kaksi Korvapustia ja kaksi kahvia, kiitos” (Zwei Korvapuusti und zwei Kaffe, danke) bestellen und werde verstanden. Korvapustia. Noch eine Variante. Dabei ist es ganz einfach: Ein einzelnes dieser Gebäckstücke ist ein Korvapuusti. Man bestellt sich zwei, drei, vier … (eine bestimmte Anzahl ab zwei) Korvapuustia und spricht man über eine nicht näher definierte Menge, dann sind es eben Korvapuustit.

Diese und andere Grammatikregeln sind mir beim Backen und Genießen der finnischen Ohrfeigen allerdings ziemlich egal. Geruch und Geschmack sind für mich ein kleines Stück Finnland, dass nicht nur den Magen, sondern auch die Seele wärmt. Das Backen, dass nicht schwierig ist, aber durchaus etwas Zeit und Hingabe erfordert, ist ein bisschen wie Meditation und jeder Bissen bringt Erinnerungen an Café-Besuche in Finnland mit sich. So muss man nicht bis zum nächsten Besuch verzichten. Wenn ich die Augen schließe, bin ich zum Beispiel direkt im urigen Café Regatta in Helsinki, in einem kleinen Sommer-Café an einem der vielen Seen des Landes oder auf dem Steg am Mökki mit einer Bäckertüte in der Hand.

Korvapuusti-Rezept

Ergibt ca. 30 Korvapuusti

(Warum gleich 30 erfahrt ihr weiter unten bei den Tipps)

  • Für den Teig:
    • 500 ml lauwarme Milch
    • 1 frischer Hefewürfel (oder Trockenhefe – dann meist 2 Päckchen)
    • ca. 150 g Zucker
    • 1 TL Salz
    • 2 TL Kardamom grob gemahlen (siehe auch weiter unten bei Tipps)
    • 1 Ei (Zimmertemperatur)
    • 200 g Butter
    • knapp 1 kg Mehl
  • Für die Füllung
    • 100 g Butter
    • 80-100 g Zucker
    • viel Zimt! Mindestens 1-2 EL
  • Zum Bestreichen
    • 1 Ei
    • ggf. etwas Milch
    • Hagelzucker!

Zubereitung der Korvapuustit

  • Zubereitung des Teigs:
    1. Zunächst den Ofen auf niedrigster Stufe anwärmen.
    2. Milch leicht erwärmen und Butter darin zerfließen lassen und Kardamom hinzugeben. Anschließend den Hefewürfel in das Gemisch bröckeln und rühren, bis sich die Hefe aufgelöst hat.
    3. Das Ei, Zucker und Salz hinzugeben und ebenfalls verrühren.
    4. Einen Teil des Mehls zugeben und verrühren.
    5. Nun nach und nach das restliche Mehl händisch unter den Teig kneten, bis er nicht mehr klebt und sich aus der Schüssel lösen lässt. dazu braucht es insgesamt etwa 800 – 1000 g Mehl.
    6. Ofen ausschalten und die Teigschüssel nun mit einem Handtuch abdecken oder den Teig in einen Topf mit Deckel geben und im muckelig warmen Ofen gehen lassen, bis er sich verdoppelt hat. (Etwa 35-45 min.)
  • Zubereitung der Füllung:
    1. Weiche Butter mit Zucker und Zimt vermischen.
  • Die Korvapuustit formen:
    1. Den Teig am Besten zunächst in zwei gleich große Teile teilen. So tut ihr Euch leichter bei der weiteren Verarbeitung.
    2. Teig zu zwei gut Backblech großen Rechtecken ausrollen und mit dem Gemisch aus Butter, Zucker und Zimt bestreichen.
    3. Von der langen Seite her aufrollen. Am Ende sollte die Naht unten liegen.
    4. Die Teigrollen nun trapezförmig in je etwa 15 Stücke schneiden.
    5. Die Teigstücke auf die breite Seite drehen und mit einem Essstäbchen oder dem Griff eines Kochlöffels eindrücken, sodass die typische Form entsteht.
  • Die Korvapuusti abgedeckt nochmal 20-30 min. gehen lassen und den Ofen schon mal vorheizen auf 225 Grad Ober- und Unterhitze.
  • Die Korvapuusti jetzt mit Ei bestreichen und mit Hagelzucker bestreuen. Anschliessend etwa 10-15 min. backen.
  • Genießen!

Zimtschnecken-Tipps

  1. Korvapuusti sind lecker und daher schnell gegessen, dennoch fragt man sich vielleicht, wieso das Rezept direkt für etwa 30 Stück ausgelegt ist. Nach dem Abkühlen können die Gebäckstücke auch gut eingefroren werden. Es lohnt sich also, gleich ein paar mehr zu backen. So hat man auch an Tagen, an denen nicht so viel Zeit ist, die Chance auf den Duft und Geschmack selbstgebackener Zimtschnecken. Dazu auf- bzw. antauen lassen, leicht befeuchten und im Ofen aufbacken.
  2. Schmecken die Korvapuusti trotzdem irgendwie nicht so wie in Finnland, könnte das auch am Kardamom liegen. Hierzulande lässt sich der grob gemahlene Kardamom oft nicht oder zumindest nicht in gleicher Qualität finden, wie im Norden. Ich bringe mir daher oft Kardamom aus dem Urlaub im Norden mit oder bestelle den “Kardemumma jauhettu” bei einem der Finnlandshops in Deutschland.

Vegane Korvapuusti

VeganerInnen können das Rezept relativ einfach veganisieren. Einfach die Kuhmilch durch Hafermilch ersetzen, Butter durch vegane Margarine und die Korvapuusti statt mit Ei, mit etwas Hafermilch bestreichen. Außerdem könntet ihr auch Vollkornmehl und Rohrzucker benutzen – ganz nach Belieben.

Blogaktion: Nordisch futtern – Geschichten und Rezepte aus dem Norden

Dieses Rezept ist ein Beitrag zur Aktion „Nordisch futtern“ von Jo von Elchkuss.
Von Oktober bis in den Januar hinein gibt es von einigen BloggerInnen Rezepte und Geschichten aus Schweden, Dänemark, Finnland und Norwegen. Jede Woche erscheint mindestens ein neuer Beitrag.


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Rezept: Karjalanpiirakka – Karelische Piroggen als leckeres Kulturgut

Karjalanpiirakka / Karelische Piroggen – viele Finnlandurlauber kennen das kleine, typisch finnische, mit Milchreis gefüllte Gebäck aus dem Supermarkt, doch wie macht man sie eigentlich selbst und wo kommen sie überhaupt her?

Frisch gebackene Karjalanpiirakka

Die lange Geschichte der karelischen Piroggen

Inhalt

Herzhafte und gefüllte Pasteten gibt es in allen Teilen der Welt. Die offenen, ovale Karjalanpiirakka in ihrer typischen Form haben ihren Ursprung in Karelien, einer historischen Region, die sich heute über Teile Finnlands und Russlands erstreckt. Historisch sind auch die Pirakka selbst. Die erste schriftliche Erwähnung von Karjalanpiirakka soll aus dem Jahr 1686 stammen. Das sie sich bis heute gehalten haben, spricht für das Gericht würde ich sagen. Die Karjalanpiirakka verbreiteten sich ursprünglich im 17. und 18. Jahrhundert. Karelische Einwanderer brachten sie nach Südfinnland und sogar bis nach Schweden. Als während und nach dem zweiten Weltkrieg viele Karelier nach Finnland kamen brachten sie natürlich ihre Kultur und somit auch ihre Esskultur mit. Darunter natürlich auch wieder die karelischen Piroggen. Und sie blieben. Noch heute werden sie gebacken. Privat und industriell für den Verkauf. Die traditionelle Herstellung zuhause ist vermutlich mit der Zeit etwas zurückgegangen und doch bleibt es eines der finnische Nationalgerichte und es bleibt zu hoffen, dass auch die jüngere Genration noch lernt Karjalanpiirakka zu backen. Ich hatte das Glück in der Region Savo, dem finnischen Teil Kareliens zu lernen, wie man sie zubereitet.

Die Piroggenbäckerin in der Villa am Saimaa-See

Die Karjalanpiirakka-Bäckerin

Als ich 2017 im Herbst auf einer Pressereise in der Region Savo war, verbrachten wir eine Nacht in einer kleinen Design-Villa am Saimaa-See. Am Nachmittag, während die Sauna hochheizte, kam die junge Piroggenbäckerin aus dem Nachbarort vorbei, um uns in die Geheimnisse der karelischen Piroggen einzuweisen. Sie hat alle Zutaten dabei und ein warmes, aufmunterndes Lächeln. “Es ist gar nicht so schwer”, sagte sie und ich glaubte ihr. Schon hatte ich ein Nudelholz in der Hand und auch, wenn meine ersten 1-2 Piroggen noch etwas windschief waren, kamen sie dem “Muster” doch schon recht nahe. Schnell hatten wir den Dreh heraus, die Teigstücke hauchdünn auszurollen, damit die Piirakka schön knusprig werden und auch die Falttechnik wurde immer besser. Während wir den Teig rollten und falteten sprachen wir über die Region, ihre Geschichte und Traditionen, bis uns unsere Bäckerin in die Sauna scheuchte. Aufräumen würde sie rasch selbst und noch die letzten Bleche aus dem Ofen holen. Widerrede ausgeschlossen. Nachdem wir genug geschwitzt hatten und auch den ein oder anderen Sprung in den kalten Saimaa gewagt hatten, schlichen wir uns zurück in die Küche, in der die noch warmen Karjalanpiirakka und Munavoi (Eibutter) auf uns warteten, die man traditionell dazu isst. Selten hat etwas so köstlich geschmeckt und wann immer ich zuhause karelische Piroggen backe, denke ich an diesen Nachmittag in Finnland zurück.

Die ersten Versuche

Rezept:

Ergibt etwa 20-25 Stück

Für die Füllung:

  • 250 g Milchreis
  • 200 ml Wasser
  • 850 ml frische Bio-Vollmilch
  • 2 TL Salz
  • 2 EL Butter
  • 1 Ei

Für den Teig:

  • 400 g Roggenmehl
  • 100 g Weizenmehl
  • 1 TL Salz
  • 200 ml Wasser

Für das “Tauchbad”:

  • 70 g Butter
  • 150 ml Milch

Für die Eibutter (Munavoi):

  • 3 Eier
  • 70 g Butter

Zubereitung:

  1. Am Besten zuerst die Füllung zubereiten. Hierzu 200 ml Wasser aufkochen, Reis zugeben und rühren, bis das Wasser aufgesogen ist. Milch zugeben und etwa 40 min. unter rühren köcheln lassen, bis auch die Milch aufgesogen ist und man die typische Milchreiskonsistenz hat. Zum Schluss Salz und Butter hinzufügen. Abkühlen lassen und vor dem Weiterverarbeiten ein Ei unterziehen.
  2. Während die Füllung abkühlt, kannst Du schon den Teig zubereiten. Dazu einfach die Mehle, Wasser und Salz zu einem Teig verkneten. Er sollte weder besonders klebrig, noch bröselig sein. Im Bedarfsfall also etwas Mehl oder Wasser hinzugeben. Je nachdem.
  3. Den Teig zu einer langen Rolle formen und in 20-25 gleich große Stücke schneiden. Anschliessend die Stücke auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu hauchdünnen Kreisen ausrollen.
  4. Achtung: Den Teig als auch die ausgerollten Teigkreise unter einem Handtuch aufbewahren, da der Teig schnell austrocknet.
  5. Ofen vorheizen auf “so heiss er eben kann”.
  6. Die Teigkreise dünn mit der Füllung bestreichen und in Form falten. Entweder arbeitest Du Dich von unten oder oben mit beiden Händen am Rand entlang und legst den Teig in Fältchen oder Du schlägst die Seiten zur Mitte ein und faltest dann den Rand. Dazu den Teig mittig mit beiden Händen zwischen Daumen und Zeigefinger zusammendrücken und nach unten fortsetzen. Dann das gleiche von der Mitte nach oben. Es finden sich auch zahlreiche Videos dazu auf YoutTube.
  7. Die fertigen Pirakka kommen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech und für ca. 15 min. in den Ofen. Je nach Ofen variiert die Backzeit deutlich, also behalte die Piirakka vor allem beim ersten Versuch gut im Auge.
  8. Nach dem Backen lässt Du die Piirakka ein Bad nehmen. Hierzu erhitzt Du 70 g Butter und 150 ml Milch. In dieses Gemisch werden alle Piirakka kurz getaucht und dann auf einen Rost zum abkühlen gelegt und mit einem Geschirrtuch abgedeckt.
  9. Für die Eibutter 3 Eier hartkochen, kleinhacken und mit etwa 70g weicher Butter und etwas Salz mischen.
  10. Zum servieren kann man gerne noch etwas Petersilie über die Eibutter (Munavoi) geben oder Lachs zu den Piirakka reichen. Eine Kombi, die zum Beispiel bei uns zu Hause heißgeliebt wird. Oft machen wir noch einen Salat dazu und lieben dieses Hauptgericht.
  11. Frisch und noch warm schmecken sie verboten gut, aber auch am nächsten Tag sind sie köstlich. Kalt oder nochmal im Ofen aufgewärmt.

Guten Appetit! – Hyvää ruokahalua!

Wir lieben frische Karjalanpiirakka mit Lachs und/oder Eibutter

Blogaktion: Nordisch futtern – Geschichten und Rezepte aus dem Norden

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Svenska Havrekakor – Schwedische Haferkekse

Manchmal müssen Kekse auf den Tisch. Wenn überraschend Besuch kommt, zum Beispiel oder auch einfach so. Hier kommt ein schnelle und einfaches Rezept aus wenigen Zutaten: Schwedische Haferkekse.

Schwedische Haferkekse?

Ein paar frisch gebackene Kekse zur Fika oder zur Kaffepaussi sind doch was feines, oder? Als könne man Hygge schmecken. Wenn es nur nicht immer so eine Arbeit wäre. Rettung naht in Form von schwedischen Haferkeksen. Die Havrekakor bestehen nur aus wenigen Zutaten, die sich in der Regel ohnehin im Haushalt befinden, sie lassen sich im Handumdrehen zubereiten und haben nur eine Backzeit von 5 Minuten. Und die kleinen Skandinavier schmecken übrigens genau wie die Haferkekse vom großen Möbelschweden mit den vier gelben Buchstaben auf blauem Grund, die man immer kauft, wenn man dort war, weil die Teelichter alle sind. Aus diesem Grund habe ich auch beschlossen sie euch als schwedische Haferkekse vorzustellen. Der Artikel könnte auch “Kauralastut – Finnische Haferkekse” heissen, denn das Rezept ist identisch. Wer sie zuerst gebacken hat, ist mir nicht bekannt, aber ich weiß, dass sie hier nie lange halten, weil sie ruckzuck verputzt werden.

Zutaten

  • 60 g zarte Haferflocken
  • 50 g geschmolzene Butter
  • ca. 60 g Zucker
  • 1 Ei
  • 1TL Backpulver
  • 2 EL Mehl

Schwedische Haferkekse selbstgemacht

  1. Ofen auf 180 Grad vorheizen.
  2. Haferflocken Zucker, Mehl und Backpulver in einer Schüssel vermischen.
  3. Ei und geschmolzene Butter zugeben und rasch verrühren.
  4. Backblech mit Backpapier auslegen und kleine Häufchen auf das Blech geben. Achtung! Die Häufchen verlaufen zu flachen Talern, daher genügend Platz lassen. Die Masse reicht für 15-30 Taler, je nachdem wie groß oder klein ihr sie mögt.
  5. ca. 5 Minuten backen und auf dem Backpapier abkühlen lassen. Erst ablösen, wenn die Haferkekse abgekühlt sind.
  6. Genießen!

Tipp: Wenn tatsächlich nicht alle Haferkekse zeitnah verputzt werden, empfiehlt sich die Aufbewahrung in einem luftdichten Gefäß.


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Von den Glücksorten Helsinkis — Autor René Schwarz von FinnTouch im Interview

René Schwarz von FinnTouch dürfte den meisten Finnland-Fans ein Begriff sein. Der in Hessen lebende Halbfinne verbrachte schon als Kind seine Sommer in Finnland und nimmt auf seinem Blog seine LeserInnen schon seit einigen Jahren mit auf seine vielfältigen Reisen in seine zweite Heimat. Dabei möchte er kein klassischer Reiseführer sein, sondern den Austausch zwischen den Menschen fördern und für die verschiedensten Themen rund um Finnland begeistern. Nicht nur in seinen Blog-Artikeln, sondern auch bei diversen Events, wie z.B. den Kalsarikännit Livestreams. Im Juli 2021 ist nun sein erstes Buch „Glücksorte in Helsinki – Fahr hin und werd glücklich“ erschienen, in dem er 80 dieser besonderen Orte in Finnlands Hauptstadt vorstellt. 

Im Gespräch mit René Schwarz

René und mich verbinden neben der Liebe zu Helsinki auch unsere hessischen Wurzeln und so trafen wir uns im September 2021 zum Interview in meinem Heimatort in dem früher auch Renés Großvater zuhause war. Bei Limonade und Rhabarberschorle saßen wir auf dem Marktplatz und sprachen über sein Buch und Finnlands wundervolle Hauptstadt. 

René und sein Erstlingswerk in Südhessen

Nordlandfieber: Da ist es nun, Dein Buch. Gratulation dazu. Du reist ja nun auch schon sehr lange nach Finnland und Helsinki und ich frage mich: Was ist eigentlich Deine allererste Erinnerung an diese Stadt?

René/FinnTouch: Tatsächlich habe ich auf der Fahrt hierher genau darüber nachgedacht. Das allererste mal bin ich ja in Helsinki angekommen, als ich wenige Monate alt war, daran kann ich mich natürlich nicht erinnern. Aber ein paar Jahre später, als ich wahrscheinlich so im Grundschulalter war, sind wir mit der Fähre von Stockholm aus angekommen und sind nach der Ankunft zu einem etwas höher gelegenen Park gefahren, dem Tähtitorninvuoren puisto, den ich auch in meinem Buch beschrieben habe. Von dort haben wir runter auf die Fähren geschaut und den Ausblick genossen. Das ist so meine erste bewusste Erinnerung an Helsinki. 

Nordlandfieber: Da steckt ja schon sehr viel drin, was Helsinki ausmacht: Das Meer, das viele Grün und das Urbane. Aber was macht für Dich ganz persönlich die Stadt aus? Was macht sie so toll. 

René/FinnTouch: Zum einen liegt es natürlich daran, dass sie die Hauptstadt von Finnland ist und Finnland ist meine zweite Heimat. Von daher fühle ich mich dort einfach zuhause, schon alleine, was die Sprache und die Menschen betrifft. Das ist sicherlich ein wichtiger Faktor. Stockholm ist zum Beispiel auch eine sehr tolle Stadt, aber da habe ich jetzt nicht so das Heimatgefühl. Und von der Stadt her ist es natürlich toll, dass man, wie Du gerade schon sagtest, immer nah am Wasser ist. Also tatsächlich nah am Meer. Es gibt so viel Grün und es ist insgesamt eine total entspannte Stadt. Es fühlt sich einfach stimmig an, wann immer ich dort bin. Aber die Liebe zu Helsinki ist eher langsam gewachsen. Als Kind war es ja immer nur Zwischenstation auf dem Weg ins Mökki. Es war ganz schön, aber ich hatte keine innige Verbindung. Erst später, als ich selbst reiste, immer wieder kam und auch Freunde dort hatte, ist die Liebe schleichend gewachsen. Heute ist sie dafür eine durchaus feurige Angelegenheit. (Er lacht)

Nordlandfieber: Und heute liebst und schätzt Du die Hauptstadt mit den Vorzügen einer Metropole und dem Flair einer Kleinstadt?

René/FinnTouch: Ja, genau. Es ist sehr überschaubar. Das finde ich ja auch immer wieder toll, dass man im Zentrum eigentlich alles zu Fuß erreichen kann, was ich meistens auch genau so mache. 

Nordlandfieber: Genau. Oder höchstens mal ein Stückchen mit der Tram oder der Metro, was ja aber auch sehr entspannt ist.

René/FinnTouch: (lacht) Ja, richtig. Gerade bei der Metro kann man ja in Helsinki auch nicht so viel verkehrt machen, außer ein winziges Stück in die falsche Richtung zu fahren. 

Nordlandfieber: Du kennst die Stadt ja schon sehr lange und gut. Gab es während Deiner Recherche zum Buch dennoch überraschende Momente für Dich? Hast Du noch neue Seiten an Helsinki entdecken können?

René/FinnTouch: Ja, defintiv. Da gab es einige neue Dinge und Überraschungen, bzw. Themen, in die ich mich nochmal tiefer eingearbeitet habe. Man denkt ja man kennt schon alles, war schon hundert mal da, dabei ist man am Ende doch meist in den gleichen Ecken unterwegs, die man mag. Das war wirklich cool, dass ich durch die Arbeit am Buch dazu „gezwungen“ war darüber hinaus zu gehen, weiter zu forschen und zu sehen, was es noch gibt. Es sollte ja auch ein möglichst vielseitiges Buch mit ganz unterschiedlichen Glücksorten werden. Bei der Recherche bin ich dann auf so einiges gestoßen, was ich noch so gar nicht kannte. Ganz im Norden Helsinkis am Vantaanjoki ist zum Beispiel ein ganz tolles Landgut. Haltialan maatila mit dem Restaurant Wanha Pehtoori. Sehr empfehlenswert, gerade auch mit Kindern. Man kann dort ganz idyllisch unter Apfelbäumen sitzen, Tiere schauen und etwas essen und trinken. Direkt hinter dem Gut ist dann der Fluß Vantaanjoki, also auch direkt schon Vantaa nebenan. Eine ganz andere Seite von Helsinki. Sehr ländlich, so dass es auch ganz woanders sein könnte vom Gefühl her, aber es ist tatsächlich in der Hauptstadt. Das war so eine von vielen neuen Entdeckungen.

Nordlandfieber: Ja, es gibt noch viel zu entdecken und es kommt ja auch immer wieder etwas Neues hinzu.

René/FinnTouch: Das stimmt. Gerade in den letzten 20 Jahren hat sich die Stadt sehr verändert. Schon alleine das Gebiet rund um Oodi, um ein Beispiel zu nennen. Aber dadurch bleibt es auch spannend. 

Auch im Buch: Der Ort seiner ersten bewussten Helsinki-Erinnerung

Nordlandfieber: Du hast Dir im Zuge der Recherche also auch einiges angesehen, was sonst eher nicht auf Deiner Liste gestanden hätte, richtig? Quasi außerhalb der Komfortzone.

René/FinnTouch: Absolut. Ich habe mir eine Tabelle erstellt mit allem was in Frage kommen könnte und diese immer weiter befüllt. Am Ende war sie doppelt so lange, wie sie hätte sein müssen und es war dann eher die Schwierigkeit auszuwählen, was rausfliegt und was ins Buch kommt. Aber alles abbilden kann man natürlich auch nicht. Meine Auswahl ist denke ich ein guter Mix zwischen bekannteren, unbekannteren und neuen Sachen. Ein Beispiel kann ich hier noch rausgreifen, nämlich die Insel Katajanokanluoto mit dem alten Lotsenhaus, die ja auch erst seit 2020 für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Das Lotsenhaus war ziemlich runtergekommen. Bei der Recherche habe ich auch auf den eigenen Festplatten nach Bildmaterial gesucht und zufällig fiel mir ein Bild in die Hände, das entstanden ist, als ich 2008 mit der Fähre nach Suomenlinna gefahren bin und im Vorbeifahren ein Foto von genau dieser Insel mit dem Lotsenhaus geschossen habe. Ein witziger Zufall. Da war es noch ganz grau und unscheinbar. Jetzt ist es rot und gelb angestrichen. Es leuchtet schon von weitem, überall sind Sitzmöglichkeiten und man kann bei schönem Wetter auch einfach auf den Felsen sitzen. Dabei sollte man unbedingt die leckere Pizza aus dem Steinofen genießen, die es da gibt. Und vielleicht einen Lonkero dazu trinken. 

Nordlandfieber: Auch so ein toller Ort, der es ins Buch geschafft hat. Aber natürlich hast Du, wie Du schon sagtest, auch viel streichen müssen. Gibt es einen Ort der für Dich ganz besonders ist oder den Du ganz toll findest, der es aber nicht ins Buch geschafft hat? 

René/FinnTouch: Dazu fällt mir tatsächlich sofort ein Ort ein. Das liegt aber vor allem daran, dass ich ihn erst entdeckt habe, als das Buch schon fertig war. Nämlich das Restaurant Finnjävel, das unlängst sogar einen Michelin Stern bekommen hat. Es liegt ganz zentral in Töölö. Das Essen ist typisch finnisch, sehr traditionell inspiriert, aber feiner. Sehr lecker. Ich bin nicht unbedingt der Typ für fine dining, wenn man manchmal gar nicht mehr erkennt, was da eigentlich auf dem Teller liegt, aber dort hat es mit unheimlich gut gefallen und geschmeckt. 

Nordlandfieber: Jetzt hast Du so viel schon gesehen und noch Neues entdeckt. Was steht auf Deiner Liste für die nächsten Besuche ganz oben? 

René/FinnTouch: Da gibt es noch einige Ecken. Spontan fällt mir aber tatsächlich etwas ganz Spezielles ein, nämlich ein neuer deutscher Döner, der da jetzt aufgemacht und mich eingeladen hat. Berlin Döner nennt er sich. Da muss ich auf jeden Fall vorbeischauen, weil es einfach auch wieder eine witzige Geschichte ist, die Verbindung von Berlin, Helsinki und Döner. 

Nordlandfieber: Hast Du noch einen heißen Tipp, den Du „Ersttätern“ für ihren ersten Helsinki-Besuch mitgeben würdest? 

René/FinnTouch: Ich hätte auf jeden Fall einen Anti-Tipp, denn die Hop-On Hop-Off Busse kann man sich wirklich sparen. Man kann alles erlaufen oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln viel günstiger und genau so gut erreichen. Man lädt sich einfach die App der Helsinkier Verkehrsbetriebe herunter und kann easy und relativ günstig das passende Ticket direkt aufs Handy bekommen. Außerdem würde ich raten mindestens 2 Tage einzuplanen, um zumindest auch Highlights wie Suomenlinna besuchen zu können. Natürlich kann man auch gut und gerne eine Woche oder länger in der Hauptstadt verbringen, ohne, dass es langweilig wird, aber 2-3 Tage sollten es schon sein. 

Nordlandfieber: Und wie sieht es bei Dir aus? Ist der nächste Trip nach Helsinki schon geplant? 

René/Finntouch: Ja. Im Oktober geht es wieder in die Hauptstadt. 

Nordlandfieber: Dann wünsche ich Dir eine schöne Reise und vielen Dank, dass Du Dir heute die Zeit genommen hast. 

Das Buch „Glücksorte in Helsinki – Fahr hin und werd glücklich“ von René Schwarz erschien im Juli 2021 im Droste Verlag und ist im Buchhandel oder im FINN Shop erhältlich. Auf 168 Seiten stellt der Autor den LeserInnen 80 Glücksorte der finnischen Hauptstadt vor. Neben den bekannten Sehenswürdigkeiten, wie z.B dem weißen Dom, finden sich auch unbekanntere Locations und echte Perlen. Eine spannende und gelungene Mischung verschiedenster Glücksorte in der Hauptstadt des laut des World Happiness Reports glücklichsten Landes der Welt. 

Nach dem Interview im angrenzenden Park

Transparenzhinweis: Das Buch „Glücksorte in Helsinki – Fahr hin und werd glücklich“ wurde mir vom Droste Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 


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