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Hirvikartano – Zu Besuch bei den Elchen in Finnland

Es ist Sommer in Mittelfinnland, als ich mit Mann und Kind das Hirvikartano bei Jämsä besuche, wir herzlich empfangen und bewirtet werden, einen Elch mit großem Namen treffen, entzückt sind von zwei Elchbabys und diesen Ort in unsere Herzen schließen. 

Die Anfahrt 

Wir sind auf unserem Familienurlaub unterwegs in Zentralfinnland. Von Jyväskylä kommend biegen wir kurz vor Jämsä Richtung Himos Ski Resort ab, fahren allerdings weiter am Wasser entlang, biegen erneut ab und fahren plötzlich durch den Wald. Eine ganze Weile. Die Teerdecke der Straße ist Schotter gewichen und entgegengekommen ist uns schon eine Zeit lang niemand mehr. Aber da ist ein Zoo-Schild. Also sind wir richtig. Der Wald wird dichter und dann taucht es plötzlich vor uns auf. Das „Hirvikartano“.

Das Hirvikartano im Wald bei Jämsä (Himos)

„Hirvi“ ist der Elch. „Kartano“ lässt sich am ehesten mit Gut, Gutshof oder Herrenhaus übersetzen. 

Zu Besuch im Hirvikartano – Zoo und Restaurant

Wir stellen unser Wohnmobil auf dem kleinen Parkplatz im Wald ab und steigen aus. Neugierig betreten wir das Hauptgebäude, in dem sich ein Restaurant befindet und werden von einer Angestellten herzlich empfangen. So als seien wir Verwandte, die nach langer Zeit endlich einmal wieder vorbeikommen. Sie bittet uns, doch weiter hinein zu kommen und kurz darauf stehen wir im imposanten Gastraum des Holzhauses. Schwere Holzbänke und Tische sind einladend dekoriert, ein Elchkopf thront an der Wand und ein Kamin beschwört Bilder von Winterabenden in unseren Köpfen herauf. Es ist insgesamt urig und auf den ersten Blick zu erkennen, dass diese Wände Geschichten aus Jahrhunderten erzählen könnten. 

Wir sind die ersten Gäste an diesem Mittag und die Hausherrin Susanna Partio nimmt sich einen Moment Zeit für uns. Später kommt eine Gruppe, aber noch ist der Gastraum leer und so setzen wir uns gemeinsam auf die Bänke, denn wir möchten etwas mehr über diesen Ort und seine Geschichte erfahren. Bekannt ist das Hirvikartano, das in seiner heutigen Form seit 2008 existiert, mittlerweile vor allem für seinen kleinen Zoo, bei dem der Besucher Elchen, Rentieren und Rehen ganz nah kommen kann. Auch wir werden natürlich die Tiere besuchen, aber zunächst interessiert uns doch, wie es überhaupt dazu kam. 

Die Geschichte des Hirvikartano 

Natürlich gab es hier nicht immer einen Zoo. Das Anwesen ist seit 1710 in Familienbesitz und seit 1816 eine Farm. Mit Stolz erzählt uns Susanna, dass diese Wände bereits die 11. Generation sehen und ich bin ehrlich beeindruckt. Über die Zeit hat es natürlich immer wieder Veränderungen gegeben, gute und schlechte Zeiten und natürlich muss man auch neue Ideen entwickeln, um zu bestehen. Das Hirvikartano, dass in den Sommer- und Wintermonaten geöffnet hat, bietet Catering an, beliefert kleine Cottages in der Umgebung, richtet Events aller Art aus und auf Wunsch wird aus dem Hausherren sogar eine OneManBand. Doch damit nicht genug, betreibt man auch noch ein zweites Restaurant in Jämsä. Das „Bistro & Pub Hilpeä Hirvi“ (fröhlicher Elch) hat das ganze Jahr geöffnet. 

Das Hirvikartano und die Elche

Die Idee zu dieser Art Zoo, mit Elchen, Rentieren und Rehen, sei natürlich nicht ganz neu, gibt Susanna zu. In Schweden gibt es einige, aber in Finnland gab es so eben noch keinen, obwohl etwa 160.000 wilde Elche im Land leben. Natürlich wünscht man sich, dass die tierischen Bewohner des Hirvikartano Besucher anlocken, aber man möchte auch, dass die Besucher etwas lernen über die Tiere und ihre Umgebung, und wenn sie möchten auch über den Gutshof und seine Geschichte. Viel mehr also als nur ein kleiner Zoo oder ein Restaurant, wenn man sich darauf einlässt.

Die meisten Gäste kommen aus der Stadt, sind Finnen, Russen, Holländer, Begier oder z.B. Wochenendtouristen aus Estland, erzählt Susanna und schmunzelt. Deutsche kämen natürlich auch. Einmal seien Berliner dagewesen, die sie gefragt hätten, ob sie nicht im Winter Angst hätte, alleine zum Wagen zu gehen. Sie habe die Frage nicht verstanden, denn es seien doch nur ein paar Meter. Wegen der Wölfe und wilden Tiere, meinten die Urlauber. Wir müssen alle lachen. Wölfe gibt es hier nicht. Eher in Acht nehmen sollte man sich als Autofahrer vor Elchen oder als Wanderer vor Schlangen, und nicht in Sandalen durch den Wald stapfen, sagt die Hausherrin. Wir haben bereits festes Schuhwerk an und Susanna beschließt, jetzt wäre es doch mal Zeit, die Tiere kennenzulernen.

Zu Besuch bei den Elchen – Ein Erlebnis für die ganze Familie

Der jüngste Sohn nimmt uns in Empfang und wir gehen gemeinsam zu den Tieren. Vor allem unsere Tochter ist ganz aufgeregt, haben wir doch gehört, die beiden hier lebenden Elche hätten unlängst Nachwuchs bekommen. Zunächst begrüßen wir aber den Elchbullen Sauli, bevor wir zu Jenni und den Jungtieren gehen. Ob wir wüssten, dass die beiden besondere Namen tragen, werde ich gefragt, und nicke grinsend. Sauli Niinistö heißt der finnische Präsident und seine Frau heißt Jenni. Auf sein Stichwort kommt er auch, der Elch mit dem großen Namen, begrüßt uns, nimmt gerne etwas Gemüse von uns, das wir gereicht bekommen, und wir entgehen nur knapp einem ziemlich nassen Elchkuss.

Schnell findet Sauli uns allerdings langweilig und zeigt uns die kalte Schulter. Wir finden das gut. Das Tier, das ein Waisenkind ist und aus dem Zoo in Ranua stammt, muss gar nichts und schlendert durch das große Gehege. Wir ziehen weiter zu Jenni, die völlig entspannt zusieht, wie wir uns vorsichtig dem Zaun nähern, hinter dem sie sich mit ihren beiden Jungtieren befindet.

Elchkuh Jenni liegt entspannt im Schatten

Sie hat Vertrauen und weiß, dass ihr von Seiten der Familie und ihren Besuchern keine Gefahr droht. So zeigt sie sich uns von ihrer liebenswürdigen Seite. Wir erfahren viel über Elche. Zum Beispiel, dass die Bullen bis zu 600 kg schwer werden, dass die Elchkühe eigentlich immer Zwillinge gebären und ihre Muttermilch ca. 14 % Fett enthält. Kein Wunder, dass die Jungtiere, die mit etwa 10 kg geboren werden, nach drei Monaten bereits ca. 100 kg auf die Waage bringen. Natürlich sind wir aber auch ganz verzaubert von den beiden wenige Wochen alten Elchbabys. Ipanaksi und Nappulaksi (Knirps und Knöpfchen) trauen sich noch nicht näher zu kommen, beobachten uns aber interessiert und wir könnten ihnen noch lange dabei zusehen. 

Ipanaksi ja Nappulaksi – Knirps und Knöpfchen

 

Rehe und Rentiere

Irgendwann schaffen wir es, uns von den Elchen loszureißen und besuchen die Rehe und Rentiere.

Er posiert gerne für uns

Nach einer kurzen Einweisung dürfen wir hier auch das Gehege betreten und die Tiere freuen sich sichtlich über unseren Besuch. Okay, es könnten natürlich auch wieder die Gemüsehäppchen gewesen sein, aber wir wollen mal nicht so sein. Auch hier gibt es Infos zu den Tieren und ihren Besonderheiten. Damit beenden wir unseren kleinen Rundgang und kehren zum Restaurant zurück. Der Eintritt in den kleinen Zoo ist für Besucher des Restaurants frei, alle anderen bezahlen einen kleinen Obulus. 

Wer beobachtet hier eigentlich wen?

Das Essen

Wir nehmen draußen Platz, da das Wetter recht schön ist, und bestellen von der Karte ein klassisches Elchgericht. Für uns ist das kein Widerspruch, aber natürlich gibt es auch andere Gerichte und sogar an Veganer wird gedacht. Es schmeckt köstlich und im besten Sinne des Wortes nach Hausmannskost. Jedwedes Chichi hat das Gericht nicht nötig und so guten Kartoffelstampf habe ich zuletzt vor vielen Jahren bei meiner Oma gegessen. 

Fazit

Ich kann jedem, der die Gegend bereist, nur empfehlen, Halt zu machen im Hirvikartano und etwas Zeit mitzubringen. Schaut bei Sauli, Jenni und ihrem Nachwuchs vorbei, lernt etwas über die Tiere und die Natur hier. Stellt Fragen und lasst euch nicht zuletzt köstlich bewirten. Ein gelungener Ausflug für die ganze Familie.

Und vergesst nicht: Es gibt keinen Grund, Angst vor Wölfen zu haben, aber gute Gründe für festes Schuhwerk 😉

Infos

  • Das Hirvikartano liegt bei Jämsä in Mittelfinnland, westlich des Päijänne:                          Ravintola Hirvikartano – Heinäseläntie 381 – 42100 Jämsä (Himos) – Finnland
  • Mehr zu unserem Roadtrip entlang des Päijänne findet ihr hier

 

Transparenzhinweis: Dieser Beitrag kann Werbung für die genannten Unternehmen enthalten. Der Besuch des Hirvikartano erfolgte aufgrund einer Einladung von Visit Central Finland und dem Hirvikartano, was meine Meinung allerdings nicht beeinflusst. Es fand keine Bezahlung statt. 

 

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