Gerne möchte ich euch auch von vergangenen Reisen berichten. 2008 zum Beispiel landeten wir recht unbedarft im arktischen Spitzbergen. Wie es dazu kam und was wir dort erlebten, lest ihr in Teil 1 der Serie:
Spitzbergen: 2 Couchpotatoes in der Arktis
Die Planung der Spitzbergen-Reise
2007 haben wir geheiratet. Der Kaiser und ich. Die Hochzeitsreise war schön, aber doch etwas kurz und unspektakulär. Wir fuhren mit einem gemieteten Wohnmobil noch einmal die Irland-Tour, die uns 2005 so begeistert hatte. Nur war diesmal das Wohnmobil unterirdisch und das Wetter irgendwie auch und außerdem war es zu kurz und … ach. Es war schön, aber irgendwie waren es nicht die erträumten Flitterwochen, von denen man noch Kindern und Enkeln erzählen wird. Also planten wir für 2008 die „richtigen“ Flitterwochen. Es sollte etwas Besonderes sein. Etwas, dass man nur einmal im Leben macht. Und nicht so warm. Ein Hauch von Abenteuer. Noch war ja auch kein Kind da. Was also wollten wir sehen und erleben? Schnee und Eis. Ewiges Eis. Am besten mit einem Forschungsschiff. In die Antarktis. Zu den Pinguinen. Ja! Sowas sollte es sein. Wir fanden die Idee toll. Okay. Ich fand sie toll und verkaufte sie dem Kaiser gekonnt. Schnell kam jedoch die Ernüchterung. Die Reisekasse reichte, trotz gutem Füllungszustand, bei Weitem nicht für einen solchen Trip. Und außerdem war die Antarktis für uns ja auch irgendwie die falsche Richtung. Gut. Planänderung. Dann mit dem norwegischen Postschiff Richtung Norden. Norwegen. Hurtigruten. Bergen – Kirkenes – Bergen. Oder auch doch nicht. Zwar steht „die schönste Seereise der Welt“ definitiv auf meiner Bucket-List, aber irgendwie ist das so kurzfristig auch nicht bezahlbar und zu wenig Schnee und Eis im Frühjahr war auch blöd. Ernüchterung macht sich breit. Gut. Dann eben Nordnorwegen. Lofoten oder so. Wunderschön. Keine Frage. Aber irgendwie weit ab vom ursprünglichen Plan. Der Finger fährt rastlos über die Weltkarte. Zu weit. Zu teuer. Aber halt. Was ist eigentlich mit Spitzbergen? Ich weiß nicht viel über Spitzbergen. Es gehört zu Norwegen. Es ist kalt. Den Rest muss ich googlen. 2 Stunden später ist klar: Ich muss da hin. Um den Kaiser zu überzeugen, erstelle ich direkt mal einen Plan. Die erste gute Nachricht: Seit 1975 ist Spitzbergen, dass im norwegischen Sprachgebrauch Svalbard heißt („kühle Küste“), mit dem Flugzeug erreichbar. Der nördlichste Flughafen der Welt mit regulären Linienflügen. Das gefiel mir. Natürlich nicht per Direktflug. Dass wir von Frankfurt erst nach Oslo, von dort nach Tromsø und dann nach Longyearbyen fliegen würden und dafür über 24 Stunden brauchen würden, musste ich ja nicht direkt erwähnen. Tatsächlich fand ich in dem kleinen Longyearbyen mehr touristische Angebote, als erwartet. Natürlich richteten sich die meisten der Angebote an Menschen, die deutlich abenteuerlustiger, erfahrener und fitter waren als wir 2 Couchpotatoes. Ich entdeckte aber einen Anbieter, der sich nicht nur an Extremsportler mit Erfahrung richtete. Perfekt. Es wurde eine 5-tägige Hundeschlittentour für Anfänger angeboten, die nach einem Telefonat mit dem Büro des Veranstalters auch für uns machbar klang. Zelten in der Arktis. Für mich klang das toll. Die Tatsache, dass dies auch hieß im Wohnzimmer der Eisbären nur in einer Kunstfaserhülle zu nächtigen, verdrängte ich tapfer. Es gibt fast nie Tote durch Eisbären auf Spitzbergen und wenn einmal in 10 Jahren ein Unfall geschieht, dann in der Regel, weil man sich nicht an die Sicherheitsvorschriften gehalten hat. Das hatte ich schließlich nicht vor. Ich plante und rechnete und informierte mich und war immer mehr fasziniert. Dem Kaiser war schnell klar, dass er ohnehin verloren hatte. Zumal erste Hochrechnungen ergaben, dass es finanziell irgendwie machbar war. Und so kam es, wie es kommen musste: wir buchten die Reise.
Bis es soweit war verschlang ich alle Informationen zu Spitzbergen, die ich bekommen konnte und hätte am Ende wohl Vorträge für Touristen halten können. Zahlreiche Bücher über Überwinterungen und Expeditionen machten das Fernweh nicht kleiner und ich zählte die Tage.
Der Kaiser freute sich auch, wenngleich er keine Ahnung hatte was genau da eigentlich auf ihn zu kam. Als er die Taschenlampe „für nachts im Zelt“ einpacken wollte, nahm ich sie ihm lachend ab, nachdem mir klar wurde, dass es sich nicht um einen Scherz handelte. Arktis. Im Mai. Mitternachtssonne und so. Etwa um den 15. Februar geht in Longyearbyen nach der langen Polarnacht zum ersten Mal die Sonne auf. Für eine gute Stunde. Alle kommen zusammen und feiern die Rückkehr des Lichts. Ab diesem Tag steigt die Sonnenzeit täglich rapide an, bis sie ab Mitte April gar nicht mehr untergeht. Erst ab Ende August gibt es die ersten Sonnenuntergänge und die Tage werden kürzer. Im Oktober beginnt dann erneut die lange Polarnacht. Gut. Der Kaiser hat etwas gelernt und ich necke ihn auch heute noch gerne mit der Taschenlampe.
Auf nach Longyearbyen
Im Frühjahr 2008 ging es los und wir flogen samt unserer sündhaft teuren, neuen (und größtenteils überflüssigen) Expeditionsklamotten Richtung Norden. Wir übernachteten in Oslo im Hotel am Flughafen und traten am nächsten Tag die Weiterreise über Tromsø nach Longyearbyen an. Der Anflug war gigantisch. Wir flogen über Eisschollen und sahen die typische Silhouette Spitzbergens. Der Anblick der spitzen, schneebedeckten Berge im Sonnenschein, trieb mir das Wasser in die Augen und gleichzeitig schoss relativ viel Adrenalin durch meine Adern. Auf was hatten wir uns da nur eingelassen?
Weiter geht es demnächst in Teil 2. Wir treffen in Longyearbyen ein, treffen dann die Hunde und vor allem Anton, den mürrischen, aber verlässlichen Trapper mit einer Schwäche für Kuchen.
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